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Neue Knoten und Schattenspiele: Die SS26-Highlights der Seoul Fashion Week

Von Jule Scott

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Mode
Highlights der Seoul Fashion Week SS26 Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Zum 25-jährigen Jubiläum präsentierte sich die Seoul Fashion Week in dieser Saison nicht nur als Bühne für lokale Labels, sondern auch als Seismograf für kommende Trends. Zwischen experimentellen Drapierungen, Streetwear-Statements und subtilen Anleihen an Unterwäsche als Styling-Element spannte sich ein Panorama auf, das die kreative Vielfalt der südkoreanischen Hauptstadt feierte.

Für Frühjahr/Sommer 2026 umfasste der offizielle Kalender 14 Runway-Shows – darunter große Namen wie Caruso und Andersson Bell – sowie 74 Showrooms, in denen Marken ihre Kollektionen Einkäufer:innen vorstellten. Ein besonderes Highlight bildete die Zusammenarbeit mit dem Fashion Council Germany. Im Berlin Showroom präsentierten zwölf Labels wie Lueder, Richert Beil und Sia Arnika ihre Entwürfe, brachten neue Stimmen in die südkoreanische Metropole ein und erhielten zugleich wertvolle Einblicke in den koreanischen Markt.

Ob eine oder einer der sonst in Berlin beheimateten Designer:innen künftig selbst die Laufstege in Seoul erobern wird, bleibt offen. Sicher ist jedoch, dass die Stadt hat auch ohne diese Aussicht reichlich Trends zu bieten.

FashionUnited hat die Highlights der SS26-Saison für Sie zusammengefasst.

Krawatten, neu geknotet

Auf den Laufstegen der Seoul Fashion Week wurde erneut ein Accessoire neu interpretiert, das längst nicht mehr fest im Kontext formeller Herrenmode verankert ist: die Krawatte. In Seoul avancierte das einstige Statussymbol erneut zum Spielball von postgender Styling-Codes und fand sich in einer Vielzahl verschiedener Kontexte wieder.

(v.l.n.r.) Caruso, Andersson Bell und Big Park auf der Seoul Fashion Week Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Mal locker um den Hals geschlungen, mal seitlich drapiert oder sogar doppelt getragen – die Styling-Möglichkeiten scheinen den Designer:innen in Bezug auf das ehemalige Büro-Accessoire noch lange nicht ausgegangen zu sein. Caruso legte einem Model gleich zwei Krawatten um den Hals und kombinierte diese mit einem ansonsten fast schon gewöhnlichen Look aus oversized Hemd und Denim, während Andersson Bell eine schief geknotete Krawatte zu einer zerschlissenen Weste, einem bewusst zerknitterten Hemd und einer von Blumen gesäumten Hose stylte. Bei Big Park gab es einen Mustermix aus gestreifter Krawatte, kariertem Hemd und weiter Bundfaltenhose.

Transparenz

Wie bei Krawatten war auch Transparenz in den letzten Jahren allgegenwärtig – besonders auf dem roten Teppich. In Seoul jedoch gewann der Trend an neuer Tiefe und Richtung. Statt als reine Provokation oder glamouröses Element zu dienen, wurde Transparenz als Mittel für Layering, Subversion und Narrativ neu interpretiert.

(v.l.n.r.) Andersson Bell, Kwak Hyun Joo und Caruso auf der Seoul Fashion Week Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Für FS26 zeigte sich die Durchsichtigkeit mal als dekonstruierte Spielart des Tailorings, mal zur betonten Zartheit. Andersson Bell stellte die Definition eines Business-Looks infrage und kombinierte ein transparentes Mesh-Longsleeve mit klassischem Sakko, während Caruso eine Trikot-Jacke mit transparentem Mesh-Layering dekonstruierte. Kwak Hyun Joo setzte auf romantisierte Transparenz in Bonbonfarben mit einem fliederfarbenen Zweiteiler aus Crop-Top und Rock, inklusive transparenter Einsätze, Rüschen und asymmetrischer Lagen.

Unterwäsche als Styling-Element

Auch das Spiel mit Unterwäsche als sichtbarem Styling-Element fand seinen Platz auf den Laufstegen in Seoul. Statt als verborgene Schicht verstanden, rückte sie bewusst ins Zentrum der Looks – mal als sportives Detail, mal als subversives Statement.

(v.l.n.r.) Arts, Ulkin und New Wave Boys auf der Seoul Fashion Week Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Die Marke New Wave Boys kombinierte ein korsettartiges Off-Shoulder-Top mit High-Cut-Shorts und Bloomers, während Ulkin auf eine fast klassische Kombination aus Bikini-Top, offener Weste und transparentem Mesh zeigte. Experimentierfreudiger präsentierte sich Arts. Bei dem Label wurde die Unterwäsche kurzerhand auf ein weißes T-Shirt gedruckt, wodurch sich nicht nur ihr Verwendungszweck, sondern auch die Proportionen des Models veränderten.

Drapierte Raffungen

In Seoul setzten einige Labels auf raffinierte Experimente mit Textur und Silhouette. Besonders auffällig war der Einsatz von verstellbaren Rüschen-Details, die Stoffen eine lebendige, fast skulpturale Oberfläche verliehen.

(v.l.n.r.) Arts, Lie und Mmam auf der Seoul Fashion Week Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Ein Ensemble von Arts zeigte ein Hemdblusenkleid, das durch Schnürungen und Kordeln neu interpretiert wurde, wodurch klassische Streifen eine fast futuristische Dynamik und Volumen erhielten. Ein weiteres Outfit des Labels Lie spielte mit Kontrasten: Ein navyfarbener Zweiteiler aus Top und Minirock wurde durch feine Raffungen und Accessoires wie ein Netz-Cap sportiv-urban interpretiert. Vergleichsweise traditionell kam Drapierung bei einem hellblauen Slipdress von Mmam zum Einsatz, dessen seitliche Raffung nicht nur Bewegung ins Material brachte, sondern durch einen hohen Schlitz auch Haut hervorblitzen ließ.

Schattenspiel

Während vielerorts Farbe, Glanz und Extravaganz den Ton angaben, entschieden sich einige Labels bewusst für Dunkelheit. Doch statt im Schatten zu verschwinden, nutzten sie Schwarz als Bühne für präzises Tailoring und subtile, persönliche Akzente.

(v.l.n.r) Big Park, Arts und Sling Stone auf der Seoul Fashion Week Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Bei Big Park zeigte sich dies in einem Kleid, dessen strenges Oberteil an klassisches Schneiderhandwerk erinnerte – fast wie eine Verschmelzung mit einem traditionellen Hanbok – während ein fließender, plissierter Rock die Silhouette vervollständigte. Arts präsentierte ein monochromes, fast sportives Ensemble, das durch überdimensionale Schleifen überraschend verspielt wirkte. Den Gegenpol zur Farbexplosion anderer Designer:innen bildete der Look von Sling Stone, der mit langem Mantel, klaren Linien und übergroßen Proportionen eine fast skulpturale Strenge ausstrahlte.

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