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Nachhaltigkeit mit Transparenz: Textilbündnis veröffentlicht Maßnahmenpläne seiner Mitglieder

Von Jan Schroder

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Im Oktober 2014 rief Gerd Müller, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, als Reaktion auf die Rana-Plaza-Katastrophe das Bündnis für nachhaltige Textilien ins Leben. In der Initiative, die meist kurz als Textilbündnis bezeichnet wird, schlossen sich Bekleidungsunternehmen, aber auch NGOs, Verbände und Gewerkschaften zusammen, um auf eine nachhaltigere und sozialverträglichere Textilproduktion hinzuwirken. Am Montag verkündete das Bündnis nun einen „wichtigen Meilenstein“: Erstmals wurden konkrete Maßnahmenpläne – sogenannte „Roadmaps“ – zahlreicher Mitglieder auf der Homepage des Textilbündnisses veröffentlicht. Diese waren zuvor von unabhängigen Experten geprüft worden.

Alle 116 derzeit berichtspflichtigen Mitglieder hätten ihre Planungen für das laufende Jahr eingereicht, teilte das Textilbündnis mit. In diesen seien insgesamt 1.300 Maßnahmen aufgeführt, die sich „unter anderem auf das Risikomanagement und den Umgang mit Beschwerden, die Vermeidung gesundheitsschädlicher Chemikalien, die nachhaltige Wassernutzung oder die Durchsetzung existenzsichernder Löhne“ beziehen. Die ersten sechzig „Roadmaps“ stellte das Bündnis nun online. Darunter sind die Planungen namhafter Unternehmen wie Adidas, C&A, Gerry Weber und Esprit. „Alle bisher überprüften Maßnahmenpläne entsprechen den aktuellen Anforderungen des Bündnisses“, erklärte die Initiative.

Bis September sollen die "Roadmaps" aller Mitglieder online publiziert werden

Die übrigen Maßnahmenpakete werden nach Angaben des Bündnisses bis September im Internet veröffentlicht. Künftig sind die Mitglieder zudem verpflichtet, über die Fortschritte bei ihren Bemühungen Rechenschaft abzulegen. Auch diese Berichte sollen ab dem kommenden Jahr für die Allgemeinheit einsehbar gemacht werden.

„Die Verbindlichkeit des Prozesses und die abgestufte Transparenz sind wichtige Eckpfeiler für die Glaubwürdigkeit des Bündnisses. Diese bilden zusammen mit dem konstruktiven, fairen und offenen Umgang miteinander ein gutes Fundament, um Lieferketten grundlegend nachhaltiger zu gestalten“, erklärte Jürgen Janssen, der das Sekretariat des Textilbündnisses leitet, in einer Mitteilung. „Wir bauen auf ambitionierte Fortschritte, auf Kooperation und das Teilen von Wissen und Erfahrungen – in Zukunft immer stärker auch mit unseren Partnern in Europa und weltweit.“

Aktuell verfügt das Textilbündnis nach eigenen Angaben über 128 Mitglieder. Davon haben sieben beratende Funktion, fünf traten erst kürzlich bei, so dass sie in diesem Jahr noch nicht unter die Berichtspflicht fielen. Am Bündnis beteiligt sind unter anderem Großunternehmen wie Hugo Boss, H&M, S.Oliver und Seidensticker, aber auch Einzelhändler wie Otto, Kik und Takko.

Mitglieder verlassen Bündnis

Doch bei dem Bemühen um mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit läuft nicht alles rund. Wie das Textilbündnis berichtete, mussten kürzlich sieben Mitglieder mit sofortiger Wirkung aus dem Textilbündnis ausgeschlossen werden, weil sie die Anforderungen nicht erfüllten. Einige weitere Mitglieder traten seit Jahresbeginn freiwillig aus. Die Folge: Die Zahl der Mitglieder sank innerhalb von zwölf Monaten von 146 auf rund 130.

Der Hemden-Fabrikant Olymp verließ das Bündnis nach eigenen Angaben, weil sich abzeichnete, "dass die Bündnisarbeit nur sehr mühsam und unbeständig voranschritt, bei gleichzeitig unverhältnismäßig hohem Personal- und Mitteleinsatz". Dennoch bleibe es "höchstes Bestreben" von Olymp, seine Produkte unter sozial-, gesundheits- und umweltverträglichen Bedingungen herzustellen, betonte ein Firmensprecher.

Aber auch innerhalb des Bündnisses gab es Kritik. Manchen Hilfsorganisationen, die dem Bündnis angehören, ist das Tempo nicht hoch genug. Berndt Hinzmann vom entwicklungspolitischen Inkota-Netzwerk bemängelte kürzlich, der Steuerungskreis des Bündnisses habe für das Jahr 2018 das Thema existenzsichernde Löhne als Schwerpunkt festgelegt, doch passiert sei danach wenig. "Das Textilbündnis läuft derzeit Gefahr wirkungslos zu bleiben, wenn die selbst gesteckten Schwerpunkte nicht eingehalten werden", meinte er. Immer wieder wird in den Hilfsorganisationen deshalb der Ruf nach einer gesetzlichen Regelung laut. (FashionUnited/dpa)

Foto: w.r.wagner/pixelio.de
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