Modehändler Machine-A über Trend-Aus, Berliner Modewoche & neue Investor:innen
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Machine-A entstand aus der Idee heraus, aufstrebenden Marken eine Fläche zu bieten. Als Stavros Karelis mit diesem Konzept vor rund zwölf Jahren an den Start ging, fehlten dem Gründer diese jungen Designer:innen in der Londoner Retail-Landschaft. Daher ist es auch kein Wunder, dass Karelis zu den wiederkehrenden Gästen der Berliner Modewoche zählt und die lokalen Talente beobachtet.
Für FashionUnited hat er sich die Zeit in seinem vollen Schauenkalender genommen, um seine Erfahrungen und Highlights in der deutschen Hauptstadt zu rekapitulieren. Außerdem verrät er, was als nächstes für das Unternehmen ansteht, das mit neuen Investor:innen das nächste Kapitel aufschlägt, und wie sich der stationäre Handel entwickelt.
Welchen Eindruck haben Sie von der Berlin Fashion Week?
Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wenn ich reise, möchte ich die Kultur, aber auch die lokalen Designer:innen und Marken verstehen. Ich möchte begreifen, in welchem Kontext sie eine Kollektion entwerfen, in welcher Community sie sich bewegen, wie ihr Alltag aussieht und woher ihre Inspirationen kommen. In Berlin bekomme ich diesen tieferen Einblick von Marken, deren Arbeiten ich vielleicht schon in Paris, Mailand oder über die sozialen Medien gesehen oder kennengelernt habe.
Insgesamt war die Organisation hier wirklich großartig, die Gastfreundschaft, aber auch die Energie zwischen den Designenden und Marken. Es ist eine sehr gute Alternative, um etwas Neues und Frisches zu entdecken, das es an anderen Orten nicht wirklich gibt. Die Terminkalender der Modewochen in Städten wie Paris sind so voll, dass man nicht viel Zeit hat, um die unabhängigen Talente zu sehen. Ich mag es, dass ich hier die Zeit dazu habe.
Wie beurteilen Sie Berlin im Vergleich zu anderen Modewochen?
Ich glaube nicht, dass die Modewochen der Welt dazu da sind, miteinander zu konkurrieren. Vielleicht wetteifern sie um die Zeitplanung. Jeder will einen Teil des Kalenders für sich beanspruchen. Aber ich glaube nicht, dass Mailand, Paris, London oder New York in Konkurrenz zu anderen Modewochen wie Berlin oder Kopenhagen stehen. Es ist für jeden etwas dabei, und man kann sich aussuchen, wohin man gehen möchte.
Für mich ist Berlin nun fester Bestandteil im internationalen Fashion-Week-Kalender. Die Modewoche entwickelt sich sehr schnell, und die Art und Weise, wie sie mit den Showcases und der Auswahl der Marken umgeht, wie die Zusammenarbeit des Fashion Council Germany [Anm.d.Red.: Mitveranstalter der Berlin Fashion Week] mit Intervention [Showspace-Konzept der PR-Agentur Reference Studios], bietet eine Alternative mit einer starken Ästhetik. Es ist ziemlich konzeptionell, aber auch sehr stark in Bezug auf das Geschäft.
Welche Marken oder Shows sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
GmbH hatte eine unglaubliche Show. Ich kenne die Jungs schon sehr, sehr lange und wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen, aber Sonntag war eine der besten Shows, die sie je gemacht haben. Sie kehrten zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurück, zu dem, was sie sind und was sie am besten können.
Sie sind so stark im Tailoring, in dieser sinnlichen Männlichkeit, die mit Geschlechternormen spielt. Sie zeigen eine Show, die immer verschiedene, tiefere Bedeutungen hat, wenn es darum geht, was sie hervorheben und was sie in Bezug auf gesellschaftspolitische Themen kommentieren wollen.
Ich fand auch Lueder toll. Sie ist eine unglaubliche und vielversprechende Designerin der nächsten Generation. Ich kenne sie, weil ich im New Gen Komitee des British Fashion Council bin und sie dort ausgezeichnet wurde. Ich freue mich so, sie als Teil von Intervention und der Berlin Fashion Week zu sehen. Ich fand auch, dass SF1OG mit ihrer 2010er-Kollektion im Berghain eine unglaubliche Energie versprühte, während Haderlump ebenfalls eine fantastische Show in dem Lokschuppen hatte.
Was hat Ihnen noch gefallen?
Eine Offenbarung in dieser Saison war Richard Beil. Die Marke hat sich gegenüber der letzten Saison stark entwickelt. Das hat mich wirklich auf sehr positive Weise überrascht. Es war eine wunderschöne, sehr gut ausgeführte und durchdachte Kollektion. Sie wurde deutlich erweitert, ohne dass dabei das Kernelement der Marke verloren ging.
Die Brand Marke zeigt auch eine schöne Entwicklung. Insgesamt ist es toll zu sehen, wie sich die Designer:innen im Vergleich zur letzten Saison, wo ich auch vor Ort war, sehr stark und schnell weiterentwickeln.
Auch Sia Arnika hat mir sehr gut gefallen. Sie ist ebenfalls eine vielversprechende Designerin ihrer Generation und hatte ein unglaubliches Jahr mit Kollaborationen, so dass ihr Name in letzter Zeit ganz offensichtlich in den Vordergrund gerückt ist. Sie hat alle Voraussetzungen, um den ganzen Weg zu gehen. Es war auch sehr spannend, Lou de Bètoly zu sehen. Mir gefiel die Art und Weise, wie sie mit der weiblichen Silhouette spielte und in einigen Stücken eine Art Couture mit sehr raffiniertem und sehr gutem Design zeigte.
Mein absoluter Höhepunkt ist der von Christiane Arp konzipierte Berliner Salon, der meiner Meinung nach der interessanteste Teil der gesamten Modewoche ist. Eine wunderschön kuratierte Ausstellung von Modestudent:innen und aufstrebenden Talenten, deren Arbeiten inmitten von Gemälden und Kunstwerken von Meister:innen ausgestellt und kuratiert werden. Ein Muss!
Erwägen Sie, eine dieser Marken zu ordern?
Sia Arnika, Marie Lueder und GmbH werden Teil von Machine-A sein. Ich denke auch über Richert Beil nach. Das Label hatte eine unglaubliche Saison, aber manchmal warte ich gerne eine oder zwei Saisons, wenn ich mir zu 100 Prozent sicher bin, dass dies der richtige Moment ist, um eine Marke in den Laden zu bringen.
Haben Sie bereits deutsche Marken in Ihrem Sortiment?
Für Marie Lueder wird es die erste Saison sein. Mit der GmbH haben wir in der Vergangenheit zusammengearbeitet, eine Zeit lang aufgehört und fangen jetzt wahrscheinlich wieder an. Auch Ottolinger ist Teil von Machine-A.
Nehmen Sie Trends aus Berlin mit?
Nicht wirklich. Was ich insgesamt in Mailand, Paris und Berlin gesehen habe, ist, dass das Tailoring im Moment einen Aufschwung erlebt. Auch die Cowboy-Ästhetik, vor allem bei Accessoires und Details, ist sehr präsent. Kunstpelz hat ein sehr starkes Comeback. Er ist in so vielen Looks zu sehen und die Leute spielen viel damit, vor allem im Stil der Achtziger.
Aber im Großen und Ganzen nähern wir uns dem Ende von dem, was wir Trends nennen. Im Moment geht es viel mehr um Individualität. Daran sind die Leute mehr interessiert als an einem Trend. Vielleicht liegt der Trend manchmal eher im Material, in der Verarbeitung oder in der Farbgebung. In der letzten Saison drehte sich alles um Grau und Braun. Aber vor allem bei den Marken, mit denen ich zusammenarbeite, gibt es keine wirklich spezifischen Trends.
Machine-As Abschied vom Investor Tomorrow ist auch eine große Veränderung. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Unternehmen schließen sich zusammen, um etwas zu schaffen. Es gibt viele verschiedene Parameter und Gründe, die darüber entscheiden, ob es funktioniert oder nicht. Tatsache ist, dass wir fast vier Jahre lang mit Tomorrow zusammengearbeitet haben, und in den ersten zwei, drei Jahren lief es ganz gut. Aber irgendwann sahen die Prioritäten oder die Zukunft anders aus. Wir brauchten also eine Lösung und die gestaltete sich sehr einvernehmlich.
Alle waren mit der Richtung, die wir eingeschlagen haben, zufrieden. Ich werde Tomorrow immer dankbar sein, denn wir wurden in einer sehr schwierigen und komplizierten Zeit, der Anfangszeit von Covid, Teil des Unternehmens. Alle Londoner Läden waren in dem Jahr neun von zwölf Monaten geschlossen...
Wir haben in den ersten Jahren einige wirklich großartige Projekte zusammen durchgeführt, allerdings arbeiten wir in einer Branche, in der die Dinge manchmal recht unbeständig sind. Projekte und Planungen ändern sich und müssen an neue Bedürfnisse angepasst werden. Also beschlossen wir, das zu tun, was für Machine-A, die Marken, Designenden und Mitarbeiter:innen des Unternehmens am besten ist.
Sie öffnen das nächste Kapitel nun mit neuen Investor:innen. Wie sieht die Struktur bei Machine-A nun aus?
Es sind Leute, zu denen auch Steven Ma gehört, der im Moment als Director im Unternehmen tätig ist. Steven und ich kennen uns schon sehr lange. Er war an den wirklich großen Projekten beteiligt, die wir mit Machine-A durchgeführt haben, wie als wir die Marke in China eingeführt haben, aber auch an Veranstaltungen mit Rebook oder Mugler. Die größte Entwicklung in Bezug auf die kreative Leitung und das Marketing, die ich mit Machine-A unternommen habe, fand also mit ihm statt.
Er ist sich der Ästhetik von Machine-A und unserer Pläne sehr bewusst. Es fühlt sich also an, als bliebe es in der Familie. Sie sind Individuen, verstehen aber auch das Geschäft, die Struktur und wo Machine-A als nächste Stufe hingehen muss, sehr gut.
Was ist der nächste Schritt?
Die Entwicklung des Onlineshops. Das E-Commerce hat ein riesiges Potenzial und Wachstum für das Unternehmen. Es ist ein sehr ungenutzter Bereich für uns, weil Machine-A eine sehr physische Erfahrung bietet. Wir haben auch Expansionspläne für den physischen Einzelhandel mit Fokus auf China.
Was sind Ihre Pläne für den chinesischen Markt?
Wir sehen uns verschiedene Städte an und überlegen, wie die Marke als Einzelhandelskonzept an diesen Orten auftreten könnte. Die Entfaltung dieser Strategie wird in einem Jahr beginnen.
Können Sie schon mehr darüber sagen, wo Sie die Eröffnungen in China planen?
Die Hauptstädte stehen so sehr im Mittelpunkt, und natürlich sind wir mit London in einer solchen, aber es gibt auch so viele andere Städte auf der ganzen Welt, die ebenfalls wichtig sind. Sie sind genauso bedeutsam wie die Hauptstädte, werden aber wegen der Ausrichtung vergessen.
Es ist interessant zu beobachten, dass andere Städte auftauchen und eine große Rolle bei der kulturellen Ästhetik oder der Kaufkraft der Verbrauchenden spielen. Wir treten also in Hauptstädten auf, aber nicht unbedingt nur dort.
Worauf achten Sie besonders, wenn Sie über neue Einzelhandelskonzepte nachdenken?
Das Modell des Einzelhandels muss sehr sorgfältig überdacht werden, wenn es darum geht, was ein Multimarken-'Concept Store' leisten soll. Es geht vor allem um das Erlebnis, das die Kund:innen haben, wenn sie den Laden besuchen. Die Überlegung, was Machine-A sein sollte und wie wir diese neue demografische Gruppe und die Verbraucher:innen ansprechen sollten, ist sehr klar. Das war schon immer der Fall für das Unternehmen.
Als ich den Laden eröffnete, stand er für etwas wirklich Wichtiges. Wir haben nie zwischen Damen- und Herrenmode unterschieden, so dass wir schon damals Gender-Fluidität repräsentierten. Wir haben alle Marken gleichberechtigt präsentiert. Es war die Erfahrung, die wir den Kund:innen boten, um Marken und ihren Stil auf eine unterhaltsame Art und Weise zu entdecken. Die große Frage ist nun, wie wir diese Idee 2026 umsetzen und wie wir mit diesem neuen Konzept vor allem das junge Publikum erreichen können.
Wie sieht es auf dem europäischen Festland aus? Haben Sie irgendwelche Expansionspläne?
Im Moment nicht. London ist das Flaggschiff von Machine-A und dient dazu, die europäischen Kund:innen zu bedienen. Aber man soll im Leben nie nie sagen. Die Dinge in der Einzelhandelsszene entwickeln sich sehr schnell und wir befinden uns in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten innerhalb der Branche. Aus schwierigen Zeiten kommen wirklich intelligente Projekte hervor...
Dieser Artikel wurde mithilfe von digitalen Tools aus dem Englischen übersetzt.
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