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Mode mit Herz, Verstand und Handwerkskunst: Die Highlights der Mode Suisse

Von Jule Scott

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Mode

(v.l.n.r.) Sarah Bounab, Danz, Kazu Credits: Alexander Palacios / Mode Suisse

Die Mode Suisse gilt schon lange als das Epizentrum der Schweizer Modeszene. Jährlich rückt die Zürcher Veranstaltung die Mode des Landes in den wohlverdienten Vordergrund und schafft eine gebührende Plattform für die Kreationen von verschiedenen in der Schweiz ansässigen Modeschaffenden.

Wie schon im vergangenen Jahr widmete sich das Programm auch dieses Mal nicht nur von einer Jury ausgewählten, aufstrebenden Talenten, sondern bot auch den sogenannten ‘Freund:innen’ eine Bühne. Zudem wurde der 2022 etablierte ‘Miele x Mode Suisse for Positive Impact’-Preis des Kooperationspartners Miele zum zweiten Mal verliehen.

Das ganze geschah in zwei aufeinanderfolgenden Schauen am Montagabend im Foyer des Kunsthaus Zürich. Dort teilten sich expressive Jungdesigner:innen, Talente verschiedener Modeschulen, bereits etablierte Labels und Einzelhädler:innen den Laufsteg und bewiesen, wie viel Strahlkraft hinter der Schweizer Modeszene steckt.

Feminismus, Disco-Eskapismus und japanische Handwerkskunst auf dem Laufsteg

Auf den ersten Blick mag die Vielfalt des Abends überfordern – allein die Modeschule HGK Basel die das Event eröffnete, ging mit Kreationen von 16 Student:innen an den Start – doch es ist nicht nur die Liebe zur Mode und der Schneiderkunst, sondern vor allem die Botschaften und die Fluidität der Kollektionen, die die Designer:innen der Mode Suisse verbindet.

Das von der Jury ausgewählte Label Danz, das dieses Jahr das erste Mal an der Schau teilnahm, bezeichnet sich selbst als Textil- und Fashionlabel, das für feministische Themen, soziales Bewusstsein und Nachhaltigkeit steht. Die Made-to-Order-Kollektionen drehen sich “um soziokulturelle Themen und sind immer feministisch”, so die 21-jährige Designerin Mara Danz, die ihre Marke 2021 gründete.

Danz Bild: Alexander Palacios / Mode Suisse

Mit ihrer Kollektion übersetzte die Designerin diese Botschaft in Röcke und Kleider, die an die Krinoline des 19. Jahrhunderts erinnerten, jedoch durch Transparenz und Blümchendrucke modernisiert und an männlichen sowie weiblichen Models gezeigt wurden. Während Danz dabei zeitweise auf Schwarz setzte, schreckte die Designerin auch nicht vor knalligeren Farben – darunter auch ein auffälliges Türkis – zurück.

Auf Farbe setzte auch die Designerin Sarah Bounab. Bounab war bereits vergangenes Jahr mit ihrem gleichnamigen Label Teil der Mode Suisse und präsentierte ihre Kollektion dieses Jahr zusammen mit Brillen der Schweizer Marke VUI.

Sarah Bounab Bild: Alexander Palacios / Mode Suisse

Sie strebe danach, Abendgarderobe neu zu definieren, eine glamouröse Utopie zu schaffen und mit ihrer Mode in ein “zu einem Neo-Disco-Märchen” einzuladen, wie es auf ihrer Website heißt. Die Einflüsse des von ihr zitierten legendären New Yorker Nachtclub Studio 54 liegen Nahe und standen mit einigen schillernden Looks in Silber und Rot nahe, allerdings gab es auch einige Stücke, die in der Kombination mit Button-Downs schon fast Alltagstauglich wurden.

Verglichen mit einigen der auf der Mode Suisse vertretenen Designer:innen ist die aus Tokyo stammende und in London ausgebildete Designerin Kazu Huggler fast schon ein “alter Hase”. Dieses Jahr präsentierte sie ihre Kollektion “Tan Couture” und widmete sich der Kreation von zeitgenössischer Mode aus traditionellen japanischen Textilien.

Kazu Bild: Alexander Palacios / Mode Suisse

Jedes ihrer Stücke entstand aus Stoffbahnen, die sie aus antiken und traditionellen Kimonos zurückgewonnen hatte, die wieder in die ursprünglichen Stoffbahnen gebracht worden waren, bevor sie diesen Stoffen ein zweites Leben in neuer Form gab. Damit möchte die Designerin sowohl die positiven und nachhaltigen Auswirkungen der Stoffverwendung hervorheben als auch das kulturelle Erbe der japanischen Textil- und Modewelt bewahren.

Louis Origine Bild: Alexander Palacios / Mode Suisse

Japan widmete sich auch die Marke Louis Origine, einer “Freundin” der Mode Suisse. Das Label wurde 2020 von Laure und Steve Gallay gegründet und widmete sich mit der Kollektion “Amode” der japanischen Weberei und mischte diese mit italienischer Schneiderkunst. In dem Farbenmeer vieler der Kollektionen an diesem Abend stach das monochromatische Angebot des Designer:innen-Duos vor allem durch seine Schlichtheit hervor.

Mode die Taten sprechen lässt

Mourjjan-Designer Roland Rahal präsentierte auf der Mode Suisse zwar seine neueste Couture-Kollektion, doch es ist nicht diese, die besonders schillerte, sondern das von ihm angeführte Projekt ‘Mourjjan 4 Children’. Dieses wurde auf der Veranstaltung mit dem “Miele x Mode Suisse Award for Positive Impact” ausgezeichnet, und das mit gutem Grund. Weit weg von der glamourösen Welt der Haute Couture handelt es sich bei ‘Mourjjan 4 Children’ um ein wohltätiges Projekt, bei dem Schals und Hoodies mit Zeichnungen von Flüchtlingskindern im Libanon verziert werden. Mit den Einnahmen der Verkäufe bietet ‘Mourjjan 4 Children’ traumatisierten Kindern, unter anderem aus dem Libanon, Palästina und Syrien, im Südlibanon ein dreiwöchiges Bildungsprogramm.

Etwas, was heutzutage eigentlich selbstverständlich sein sollte, allerdings auf den wenigsten Laufstegen thematisiert, geschweige denn zu sehen ist, ist adaptive Mode. Adapted by SPS, eine Projekt der Schweizer Paraplegiker-Stiftung und der Schweizerischen Textilfachschule, präsentierte eine barrierefreie Kollektion für querschnittgelähmte Personen, die weder im Design noch in der Funktionalität Kompromisse einging.

Adapted by SPF Bild: Alexander Palacios / Mode Suisse

Die barrierefreie Kollektion wurde von den auf den Laufsteg zu sehenden Models und Studierenden der Schweizerischen Textilfachschule in gemeinsamen Workshops entworfen, denn bei der Kleidung muss jedes Detail stimmen – schließlich geht es eben nicht nur um die Optik, sondern – wie es auf der Website der Schweizer Paraplegiker-Stiftung heißt – darum, dass es “im Sitzen sitzen muss”.

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