Minimalismus, kurze Röcke und florale Muster – Sechs Brautmodetrends aus New York
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Die Anstieg informeller Hochzeiten sowie das wachsende Interesse an Vintage- und Secondhand-Kleidern für die nachhaltig orientierte, jüngere Braut hat zusammen mit dem unsicheren Finanzklima für Unruhe in der Brautmodenbranche gesorgt. Die Nachricht, dass die LVMH-Aktien im dritten Quartal nach einer dreijährigen Wachstumsperiode um bis zu acht Prozent gefallen sind, hat Expert:innen veranlasst, eine Verlangsamung der Luxuskäufe vorherzusagen.
Für viele Menschen gibt es keine luxuriösere Anschaffung als ein Hochzeitskleid. Im vergangenen Jahr wurde der weltweite Markt für Brautkleider auf 43 Milliarden US-Dollar (40,78 Milliarden Euro) geschätzt und profitierte dabei noch immer von der Hochzeitswelle nach der Pandemie, die nun abgeflacht zu sein scheint. Der 70 Jahre alte Brautmode-Gigant David's Bridal meldete Anfang des Jahres Konkurs an.
Mit dem Fokus auf die Generation Z, deren älteste Vertreter:innen jetzt Mitte 20 sind, müssen sich Marken bewusst sein, dass die Werte dieser Kund:innen ihre Kaufentscheidungen für den besonderen Tag leiten werden. FashionUnited wirft einen Blick auf die sechs Hochzeitstrends, die auf der New Yorker Brautmodenwoche (NYBFW) gezeigt wurden und die diese Realitäten widerspiegeln.
Kurze Schnitte und mutige Zweiteiler
Jüngere Bräute wünschen sich weniger Aufregung und mehr Vielseitigkeit. Kurze Kleider waren auf der NYBFW allgegenwärtig. Bei Nicole & Felicia, kamen weiße Stoffrosen unter einem ausgestellten Peplum aus Satin heraus und bei Milla Nova wurde ein traditionelles Korsett mit einem gerüschten Minirock kombiniert und durch passende Handschuhe abgerundet.
Auch Sareh Nouri zeigte ihre perlenbestickten Minikleider in einer super kurzen Länge, während die von Lingerie inspirierten Babydoll- und A-Linien-Kleider der israelischen Designerin Julie Vino mit aufwendigen Details verziert waren, die an funkelnde Sonnenstrahlen erinnern und von einem ausgestellten Minirock herabstrahlen. All diese kurzen Schnitte bieten viele Möglichkeiten für individuelles Styling.
Bei Yolancino war ein paillettenbesetztes Minikleid mit einem Überkleid aus Seidentaft mit Puffärmeln zu sehen, und bei Milla Nova wurden taillierte, üppig verzierte Kleider mit einem ausladenden Cape mit Feder-Besatz kombiniert. Das Kleidungsstück der Brautmodesaison 2024 ist das Cape. Es erschien in den verschiedensten Modellen: kurz und bauschig über langen Kleidern bei Francesca Miranda, bodenlang und skulptural bei Marcela, aus Satin mit Schulterpolstern bei Julie Vino oder mit Kristallen verziert bei Honor.
Bei dem Label Yellow By Sahar aus Los Angeles konnte die Braut ihr Hochzeitsoutfit in drei Teile teilen: Das Kleid, dazu eine abnehmbare Schleppe und ein zarter, kurzer Bolero, um es so an die verschiedenen Phasen ihres Hochzeitstages anzupassen. Francesca Miranda zeigte maßgeschneiderte Anzüge aus Spitze und Baé Zweiteiler aus Satin mit Schalkragen und einer übergrößen, vertikalen Schleife. Badgley Mischka präsentierte abnehmbare Farb-Details in Form von Schleifen und Ärmeln in verschiedenen Blautönen.
Bei Moira Hughes konnte die Braut ein trägerloses Korsett-Oberteil mit einem extravaganten Ballkleidrock aus Satin kombinieren, der dann im Laufe des Hochzeitstages gegen einen verspielten Faltenrock ausgetauscht werden kann, der sich perfekt zum Tanzen eignet. Tempête lieferte Optionen für die lässige Braut – hier wurde ein drapiertes Bandeau-Top mit einer Schlaghose mit Spitze am Saum und einer bestickten Kopfbedeckung aus Spitze präsentiert.
Künstlerische Ader
Brautsträuße könnten sich als überflüssig erweisen, da florale Drucke und Handmalerei in den Vordergrund rücken. Bei Moira Hughes wurde ein Stoff mit Blumendruck, der an Wohnzimmer-Vorhänge erinnerte, über der Brust drapiert und endete in wogenden Ärmeln, während der bodenlange Rock durch einen Beinschlitz bis zu den Oberschenkel in Auge stach, um ein romantisches Schauspiel für die weniger traditionelle Braut zu bieten.
Bei Amsale spiegelte sich die Aufbruchstimmung der Marke für die kommende Saison in einem verträumten Kleid aus blauem, bedrucktem Organza wider, das die Aufmerksamkeit von den klassischen weißen Kleidern ablenkte. Bei Nadia Manjarrez sorgte die schwarze Allover-Stickerei über weißem Organza für Aufsehen. Die florale Stickerei war so zart, dass sie eher wie eine Kohlezeichnung wirkte. Doch das künstlerische Handwerk zeigte sich besonders bei der Handmalerei. Schleier wurden mit Wirbeln aus Blütenblättern am Saum versehen, wie bei dem Accessoire-Label Paris by Debora Moreland oder bei Halima Grine. Malerei gab es auch bei Tal Kedem und Zahra Batool Couture, wobei Letztere zwei Trends miteinander verband, indem sie ihre gewundenen floralen Motive entlang der Schleppe eines Capes malte.
Körperliche Vielfalt
Curvy-Marken und Models sind auf der NYBFW immer noch eine Seltenheit, aber einige Labels nähern sich einem weiteren Größensortiment an. Das neuseeländische Label Hera Couture konzentriert sich auf ein umfassendes Angebot für alle Größen. Besonders bemerkenswert ist das in Tel Aviv ansässige Studio Levana, das Kleider von der Stange bis Größe 42 verkauft und maßgeschneiderte Kleider bis Größe 56 anfertigen kann. Die Kleider haben eine leichte Ästhetik, durch eine eingebaute und von dem Label patentierte Mieder-Technik, damit sich die Trägerin sicher und selbstbewusst fühlt. Gegen eine geringe Gebühr bieten sie unbegrenzte Anpassungsmöglichkeiten für alle Kleider.
Die Magie des Minimalismus
Stiller Luxus trifft auf Brautkleider: Die Budapester Marke Daalarna spricht die Braut mit nymphenhaften Kleidern an, die unkompliziert sind und sich auf zarte Drapierungen und Raffungen konzentrieren, die die Leichtigkeit der oftmals transparenten Stoffe ausnutzen. Bei Sophie Et Voilà aus Barcelona, deren Konfektionskollektionen bei Prominenten beliebt ist, waren gerade Satinkleider mit interessanten Details zu sehen. Die Kleider waren verziert mit handgefertigter Rosen am Dekolleté oder Wickelröcken.
Die in Kopenhagen ansässige Zoe Rowyn bietet in jeder Kollektion ein Slipdress aus Seide an – in dieser Saison kombinierte sie das Kleid mit einer bodenlangen Spitzenbluse mit Schleppe, die durch einen einzigen Knopf am Hals zusammengehalten wird, was einen charmanten Lagenlook ergab. Im Gegensatz zu vielen gerafften und perlenbesetzten Schleiern aus Tüll wirkte der durch die Verwendung von Krinoline-Technik skulpturale Schleier von Halima Grine niedlich und modern.
Groß und pompös
Natürlich gibt es noch immer Statements mit großen, pompösen und architektonischen Kleidern, die in den Regalen von Valentini of Puglia um Aufmerksamkeit ringen oder großflächige Applikationen, die auch in der Kollektion von Jorge Manuel aus Miami zu finden waren. Der ehemalige Architekt wurde von seiner Großmutter, die von ihrem Zuhause aus Kleider für Privatkunden entwarf, zu seiner Brautmoden-Kollektion inspiriert. Seine Kollektion zeichnete sich durch kunstvolle Texturen wie Laser-Brokat und dichte Stickereien aus, die von einer Familie von Kunsthandwerkern in Mumbai hergestellt werden. Die Lasertechnik tauchte auch in leichteren Stoffen mit großflächigen, tonalen Blumenmotiven auf.
Barocke Verzierungen und Verarbeitungen auf Couture-Niveau gab es bei J'Aton aus Barcelona, dekadente Perlenmotive bei Leah Da Gloria sowie Federn und lasergeschnittene Motive bei der libanesischen Marke Gemy Maalouf. Marco & Maria bot nicht nur eine Alternative zum Minimalismus, sondern schien auch zu versuchen, mit bunten Stickereien auf beigefarbenen Kleidern oder schwarzer Spitze über Ecru die Aufmerksamkeit der Vintage-Kundinnen auf sich zu ziehen.
Gender-Fluidität erreicht die Branche
Hochzeitsmode, die sich endlich von den geschlechtsspezifischen Traditionen – weiße Spitze und Rüschen für die Braut und Anzug oder Frack für den Bräutigam – löst, zeigte die ukrainische Marke Milla Nova bei ihrer Präsentation in einer Kunstgalerie in Tribeca. Als Beweis dafür, dass die Liebe keine Grenzen kennt, bedeckten große gerüschte Rosen eine Jacke ohne Reißverschluss, die über einem mit Kristallen besetzten Halbkorsett, einer weißen Hose und Turnschuhen getragen wurde.
Eine strukturierte und reich ausgeschmückte Weste aus Spitze mit Nehru-Kragen, wurde lässig mit einer Stoffhose kombiniert. Für einen extravaganten Look wurde ein Halbkorsett und eine weiße Hose mit einem durchsichtigen, ausgestellten Überkleid kombiniert, das an Hals und Schultern mit Perlen besetzt und an der voluminösen Schleppe mit Plissé-Rosetten verziert war.
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz