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Maloja – eine Erfolgsgeschichte aus Oberbayern

Von Regina Henkel

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Mode |INTERVIEW

Vor zwölf Jahren wurde Maloja in einem kleinen Dorf in Oberbayern gegründet. Obwohl zu Beginn noch einiges hakte, hatte das Label mit seinen ungewöhnlich modisch designten Bike-Kollektionen schnell eine Fangemeinde um sich versammelt. In den Bike-Hochburgen rund um die Alpen trugen plötzlich alle Maloja. Aber eben nicht nur auf dem Bike – und das macht das Besondere der Marke bis heute aus – auch in der Freizeit.

Maloja gehört zu den ganz wenigen Marken im Sportbereich, die glaubwürdig und erfolgreich beides verkaufen können: eine technische Sportkollektion und eine Streetwear Kollektion. Bis heute setzt Maloja damit Maßstäbe im Sportmarkt und hat nicht wenige Trends mit ausgelöst. Dass sich auch immer mehr internationale Händler für die Sport- und Design-Besessenen aus dem Chiemgau mit der schönen Adresse Bach 1 interessieren, ist da eigentlich nur logisch. Peter Räuber und Klaus Haas, die beiden Gründer von Maloja, erzählen von ihren internationalen Plänen, und über ihre besondere Positionierung zwischen Sport und Streetwear.

Ihr bewegt euch vom Konzept her zwischen Mode- und Sportfachhandel. Ein Konzept, das der Handel erst allmählich zu verstehen lernt. Wie findet ihr euren Händler?

Es ist traditionell nicht einfach, den Händler zu finden, der uns verkaufen kann. Am besten funktioniert es dort, wo sich der Händler dem Produkt verschrieben hat und die passenden Kunden mitbringt. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Händler in den letzten Jahren offener geworden ist, Streetwear in Kombination mit Sport zu präsentieren. Aber schwierig ist es immer noch. Deshalb haben wir inzwischen auch einige Monolabel-Stores, dort lässt sich beides besser abbilden. Obwohl es natürlich nicht unser Ziel ist, gegen den Handel zu arbeiten. Aber der Kunde ist manchmal weiter als der Sporthändler. Wir brauchen auf jeden Fall Läden, die glaubhaft für Sportarten stehen und können da auch eine ganze Bandbreite bedienen. Vom Skiladen über natürlich Bike bis hin zum Kletterladen. Mit Lifestyle alleine klappt es jedenfalls nicht. Das ist unsere Erkenntnis aus all den Jahren. Mit dem reinen Modehandel hat es auf Dauer nicht funktioniert.

Mit Maloja hatte man eine zeitlang den modernen Alpen-Look verbunden. Dann kam vor zwei Jahren eine ganz andere Kollektion im Ethnolook. War euch der Alpen-Look zu eng geworden?

Wir waren in der Schublade Tracht und alpine Tradition. Und dann sind wir 11.000 km weiter weg gegangen, nach Peru, und da ist keiner mehr mitgekommen. Klar, wir waren zu früh und zu krass. Man hat uns nicht mehr wiedererkannt. Wir haben daraus gelernt: wir dürfen nur noch ca. 30 Prozent der Kollektion so modern machen, der Rest muss wiedererkennbar sein. Aber es war dennoch gut. Es hat polarisiert und Emotionen ausgelöst. Die Frage ist nur, in welchem Turnus wir es uns leisten können, so was nochmal zu machen. Seitdem sind einige Partner etwas nervös, wenn wir das neue Kollektionsthema bekannt geben.

Wie hat sich das wirtschaftlich ausgewirkt?

Wir haben bis dahin jährlich zwischen zehn und vierzig Prozent Wachstum gehabt. In dem Jahr kamen wir das erste Mal auf Pari. Das waren wir nicht gewöhnt.

Inzwischen expandiert ihr international. Wo findet man euch?

Es gibt inzwischen allein drei Stores in Südkorea. Unser Partner dort hat den dritten Maloja Store eröffnet, einen davon in Gangnam, dem angesagtesten Viertel von Seoul. Außerdem haben wir in den USA und in Kanada eigene Niederlassungen gegründet. Wir wollten mit der Gründung signalisieren, wir kommen, um zu bleiben. Dabei war die Internationalisierung nie ein Ziel, dass wir forciert haben, es kamen einfach immer mehr Anfragen. Aber: natürlich sind wir in der Alpenregion zuhause, da sind wir am stärksten.

Eure Kollektionen finden immer wieder Nachahmer bei anderen Brands. Wie geht ihr dagegen vor?

Indem wir uns jedes Jahr neu erfinden. Jedes Jahr eine komplett neue Kollektion, keine Durchläufer, jedes Jahr komplett neue Artworks, neue Logos. Das ist einer der Punkte, warum es schwierig ist, uns zu kopieren. So können wir auch gelassen sein, wenn viele Designer bei der Messe an unserem Stand vorbei schauen und nach einem Katalog fragen. Den bekommen sie meist auch.

Inzwischen habt ihr auch eine eigene Produktion in Bulgarien? Warum?

Eine eigene Produktion hat einen gewissen Charme, wenn man technische Teile herstellt. Wir können jetzt die Maschinen selbst kaufen, die wir brauchen und natürlich auch selbst mehr entwickeln. Die Kontakte bestanden schon früher, es war eine gute Gelegenheit. Wir haben dadurch an Knowhow dazugewonnen, was uns auch hilft, andere Produzenten besser zu verstehen. Und wir sind effizienter geworden. Wir wollen diese starke Trennung zwischen den Kanälen, also zwischen Produktion, Marke und Verkauf etwas aufweichen. Etwa 20 Prozent unserer Produktion findet dort statt, die nächsten Jahre vielleicht 30 Prozent. Wir wollen uns damit auch dem Markt stellen, also für andere Marken produzieren und wettbewerbsfähig sein.

Wie ist die Gewichtung in der Kollektion?

Die Funktion macht 65 Prozent der Kollektion aus, die Streetwear 35 Prozent. Männer und Frauen haben gleiche Anteile in der Kollektion und auch beim Umsatz. Auch im Sommer und Winter haben wir den exakt gleichen Umsatz, was ziemlich ungewöhnlich ist.

Ihr designt auch für andere, für wen zum Beispiel?

Neben der eigenen Kollektion machen wir auch eine recht hochwertige Kollektion für Audi, Bosch und eine 100-teilige Kollektion für die Athleten von Red Bull. Vieles davon wird auch in unserer eigenen Produktion gefertigt. So können wir ganz nebenbei die Auslastung in unserem Betrieb fördern.

Und ihr habt die aktuelle Kollektion von McDonalds entworfen.

Ja, aber wir haben nur das Design und den Schnitt entworfen, produziert wurde sie vom einem Spezialisten für Berufsbekleidung. McDonalds wollte nicht nur ein neues, ansprechendes Design sondern auch einige funktionale Ergänzungen. Das hat uns gereizt. Erst war die Kollektion nur für Deutschland geplant, dann wurde sie auf ganz Europa ausgeweitet und ist bei den Franchisenehmern wohl ganz gut angekommen.

Im Sport wird das Thema Saisonrhythmen gerade heiß diskutiert. Wie denkt ihr?

Wir würden es begrüßen, wenn eine Staffelung der Liefertermine um sechs bis acht Wochen von Industrie und Handel noch breiter angenommen würde. So kann man die Streetwear früher liefern und die warmen Winterartikel später. Tatsächlich meint aber jeder, dass er die dicken Wintersachen noch früher braucht. Dieses Jahr ist doch ein gutes Beispiel: Im September hat noch keiner die Winterware verkauft, weil es viel zu warm war. Aber die Branche leidet darunter, dass zu viel rabattierte Ware auf dem Markt ist. Wir versuchen gegen die frühe Rabattierung anzugehen, indem wir unsere Lagerhaltung sehr konservativ betreiben, so kommen wir gar nicht in die Gefahr, dass wir alles verramschen müssen. Wir versuchen auch, in unserem eigenen Laden die Rabattierung sehr gemäßigt zu halten.

Warum gibt es noch keinen Maloja-Online Store? Die Zielgruppe dafür hättet ihr doch.

Solange wir gute Partner haben, konzentrieren wir uns auf das, was wir gut können. Wenn wir nur neidisch schauen, was andere verdienen, fokussieren wir uns nicht mehr auf unseren Job. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn andere auch gutes Geld mit uns verdienen. Natürlich wollen wir Profit machen, aber über die Art und Weise sollten wir diskutieren. Man muss nicht alle Werte über den Haufen schmeißen um Geschäfte zu machen. Das halten wir auch intern so – wir hatten zwei Kündigungen in zwölf Jahren – einmal weil jemand weggezogen ist und einmal weil Nachwuchs kam.

Und was sind eure Ziele?

Ganz einfach, wir wollen den eingeschlagenen Weg fortsetzen und uns als stylische Funktionsmarke im Markt weiter etablieren. Inhaltlich wollen wir z.B. noch mehr Leidenschaft für handwerkliche Produkte entwickeln. In der neuen Sommerkollektion haben wir z.B. einen Stoff selbst gebatikt und daraus einen Print entwickelt. So etwas passt zu uns.

Wir haben uns auch klar dafür ausgesprochen, dass wir uns auf den Sport in den Bergen und auf Ausdauersport konzentrieren und auf das, was wir können. Man kann nicht für alles glaubwürdig sein. Deshalb gibt es keine Schuhe, Helme, Protektoren etc., das würde uns nur von dem entfernen, was unsere Kernkompetenz ist. Allerdings kann ich mir Design-Kooperationen vorstellen – mit einem echten Spezialisten.

Fotos: Maloja

Maloja