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Make in India: Kreationen aus „Die Schöne und das Biest“

Von Simone Preuss

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Mode

Wohl kaum ein Märchen hat die Modebranche so beeinflusst wie „Die Schöne und das Biest“, und ohne Zweifel hat die jüngste Disney-Verfilmung mit Emma Watson als Belle dabei geholfen. Christopher Kane wurde inspirierte, eine „Die Schöne und das Biest“-Sonderkollektion zu kreieren; Disney Fashion war der letzte Schrei auf der Amsterdamer Modewoche und Kostümbildnerin Jacqueline Durran griff Sudierenden von Central Saint Martins unter die Arme, um sich in ihren Kreationen vom Märchen und Film inspirieren zu lassen.

Außer atemberaubend schöne Kleider zur Schau zu stellen, hat die Disney-Verfilmung auch diejenigen ins Rampenlicht gebracht, die sonst eher im Hintergrund bleiben: die Kunsthandwerker, die die schönen Kleider gefertigt haben. FashionUnited hat sich ein Kleid mit weißem Mieder genauer angeschaut, das in Indien mit einem aufwendigen Blumenmuster bestickt wurde und damit zeigt, dass die Textil- und Bekleidungsbranche des Landes mehr zu bieten hat als billige Arbeitskräfte und Fast Fashion.

Indische Designs bieten weit mehr als Fast Fashion

Und zwar weit mehr, denn Indien kann auf eine lange Stickerei-Tradition zurückgreifen, hat doch jede der vielen Kulturen, Bräuche und Religionen ihr einen Stempfel aufgedrückt, so dass es heute relativ leicht ist, anhand eines bestickten Kleidungsstücks genau zu bestimmen, wo es hergestellt wurde. So gibt es zum Beispiel Aari- und Kashidakari-Stickereien aus Kashmir, Chikankari aus Uttar Pradesh, Kantha aus Bengalen und Odisha, Phulkari aus Punjab, Zardozi mit persischem Einfluss und Patchwork und Mirrorwork aus Rajasthan, das bei europäischen Touristen so beliebt ist.

Der Spielfilm setzt eindeutig auf atemberaubende Kostüme und Kleider und benötigte deshalb ein Kostüm-Team von fast 100 Leuten. Zudem wurde darauf geachtet, dass die hergestellten Stücke soweit wie möglich ethisch beschafft, fair gehandelt und aus nachhaltigen Stoffen gemacht wurden - eine Tatsache, die Emma Watson stolz auf Instagram bekannt machte.

Die für Belles Mieder benutzte Sticktechnik nennt sich Aari, ein traditioneller Stil aus Kaschmir im Norden des Landes und der Kachchh-Region im westindischen Staat Gujarat. Durran ließ das Mieder von Kusam und Juma entwerfen und handbesticken, zwei Brüdern aus der Khachchh-Hauptstadt Bhuj. Sie haben die Kunst von ihrem inzwischen verstorbenen Vater Adam Sangar gelernt, einem Meistersticker, und haben bereits im Teenager-Alter mit der Aari-Stickerei begonnen.

Indisches Kunsthandwerk ist begehrt

Bei der Kettenstich-Technik sticht die lange, hakenartige Nadel neben der Ausstichstelle ein und bildet so eine Schlinge. Diese wird um die neue Ausstichstelle gelegt. Der Vorgang wird wiederholt, bis eine feine Schlingenkette entsteht. Das zu bearbeitende Material wird in einen Rahmen gespannt.

Der Vorteil der Aari-Technik ist, dass die Stickerei so gleichmäßig aussieht, wie mit der Maschine gemacht. Zudem ist sie schneller als andere Kettenstich-Techniken und Pailetten und Perlen können eingenäht werden, um die Kleidungsstücke noch festlicher zu machen. Kein Wunder, dass die aufwendigen und filigranen Blumenmotive einst beim indischen Adel sehr beliebt waren. „Der Stil passte einfach gut zu den französischen Blumenmustern des 18. Jahrhunderts“, erklärte Sinéad O’Sullivan, Assistentin der Kostümbilderin, über die Wahl der Technik für den Film.

Natürlich erfordert diese Technik großes handwerkliches Geschick und jahrelange Übung, beides Voraussetzungen, die ihren Preis haben. Laut Quartz India macht sich Indien langsam im Westen einen Namen als Quelle hochqualifizierten Kunsthandwerks: „Angesichts von Hollywood-Filmen und Fernsehserien, die sich die Schöneit indischer Textilien gönnen, werden die Fertigkeiten der Kunsthandwerker des Landes ins Rampenlicht gerückt. Große Produktionshäuser erwarten nicht, dass indische Hersteller eine Masse billiger Kostüme hervorbringen. Sie geben Unikate in Auftrag und bezahlen die Leuten gut für ihre Anfertigung. Langsam aber sicher macht die Vorstellung vom indischen Kunsthandwerk eine Wandlung durch.“

Und schließlich werden ja auch Kreationen von internationl bekannten indischen Designern wie Ritu Kumar, Neeta Lulla, Sabyasachi Mukherjee, Anita Dongre und Rohit Bal, die reichlich von Stickereien und Verzierungen Gebrauch machen, auch im Westen bewundert und nachgeahmt. Man darf also auf weitere Einflüsse aus Indien gespannt sein.

Fotos: YouTube / Disney-Trailer & Pinterest

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