Mailänder Modewoche: Eine Saison zwischen Kalkül und Erneuerung
Die Mailänder Modewoche war in diesem September ebenso ein Ereignis hinter den Kulissen wie auf dem Laufsteg. Die Strömungen der Mode haben sich selten so abrupt verschoben wie im Jahr 2025. Sowohl das Spektakel als auch die Maschinerie der Branche werden nun genauestens beobachtet. Laut der Camera Nazionale della Moda Italiana erwirtschaftet die italienische Modebranche jährlich über 100 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als 40 Prozent der europäischen Luxusgüterproduktion. Dennoch unterstrich diese Saison, wie fragil diese Dominanz geworden ist.
Die Modewelt hatte die Debüts von Demna beim italienischen Modehaus Gucci, Louise Trotter bei Bottega Veneta und Simone Bellotti bei Jil Sander monatelang erwartet. Sie kamen inmitten einer Verlangsamung im Luxussegment. Das globale Umsatzwachstum wird in diesem Jahr voraussichtlich unter drei Prozent fallen, verglichen mit zweistelligen Zuwächsen vor der Pandemie.
Wichtige Entscheidungen stehen bevor
Die Turbulenzen beschränkten sich nicht nur auf kreative Umbesetzungen. Mitten in der Damenmodesaison fielen die Aktien von Brunello Cucinelli stark. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass die Marke weiterhin Ware zum vollen Preis in Russland verkaufte und damit Sanktionen umging. Es war eine Erinnerung an die Schattenseiten der Mode, wo ein Ruf schnell ruiniert sein kann. Auch das einst unantastbare Gütesiegel „Made in Italy“ steht weiterhin unter Druck. Modehäuser wie Dior und Loro Piana haben Teile der Produktion an kostengünstigere Standorte ausgelagert, was den Wert der Labels untergräbt.
Gleichzeitig lasten Nachfolgefragen schwer auf den familiengeführten Marken. Die Zukunft von Giorgio Armani und das Schicksal seiner Minderheitsbeteiligung bleiben ungeklärt, bis sein Nachlass geregelt ist. Bei Fendi bereitet sich die Branche auf ein neues Kapitel vor. Silvia Venturini Fendi kündigte ihren Rückzug aus dem Designbereich an, um die Rolle der Ehrenpräsidentin zu übernehmen. Maria Grazia Chiuri wird weithin als wahrscheinliche Nachfolgerin gehandelt; eine Ankündigung wird in Kürze erwartet.
Und doch lieferte Mailand Momente der Klarheit. Die am meisten erwarteten Debüts der Saison, die diesen Moment wahrscheinlich definieren werden, waren beeindruckend. Louise Trotter bei Bottega Veneta, Dario Vitale bei Versace und Simone Bellotti bei Jil Sander brachten neue Energie in die traditionsreichen Modehäuser.
Von der Göttin zum Streetstyle: Versaces neue Lässigkeit
Bei Versace verzichtete Vitale auf Göttinnenkleider, die lange Zeit das Markenzeichen des Hauses waren. Stattdessen führte er Sportswear mit einer provokanten Note wieder ein. Es war eine nostalgische Rückkehr in die 1980er Jahre, untermalt vom Soundtrack der Ära, zu dem „Everything She Wants“ von Wham! und Eurythmics gehörten. Aber es war keine einfache Retro-Übung. Es gab lässige Jacken mit diagonalen Streifen aus Wildleder und Leder; Westen mit offenen Seitenschlitzen; und Hosen in verwaschenen Blau- und Lilatönen, die unerwartet modern wirkten.
Die Kollektion deutete ein Versace jenseits des Bombasts auf dem roten Teppich an. Doch die Abwesenheit von Donatella Versace, die das Modehaus seit der Ermordung von Gianni Versace im Jahr 1997 leitete, war auffällig. Nachdem sie in den Ruhestand verabschiedet wurde, hatte sie keine öffentliche Unterstützungserklärung für Vitale abgegeben. Ihr Schweigen deutet auf Spannungen hin, während sich das Label auf den Beitritt zur Prada Group vorbereitet; eine Transaktion, die im Oktober abgeschlossen werden soll.
Gewichtiges Debüt
Bei Bottega Veneta wurde Trotters Debüt genau beobachtet. Einst eine diskrete Marke für Kenner:innen, hat sich Bottega unter Kering zu einem kommerziellen Kraftpaket entwickelt. Angetrieben wurde dies zunächst von Daniel Lees übergroßem Intrecciato-Flechtmuster und dezentem Dreiecksmotiv. Später folgten die technischen Experimente von Matthieu Blazy. Trotter, die zuvor bei Joseph und Carven tätig war, konzentrierte sich auf den handwerklichen Kern von Bottega. Das Intrecciato-Flechtmuster fand sich auf großen Taschen, Wildleder, Mänteln mit Federn und sogar auf Strickwaren wieder.
Dies sind Stücke, die sich der Nachahmung durch die Massenproduktion widersetzen und ein handwerkliches Niveau verkörpern, das unnachahmlich ist. Dennoch wirkte die Kollektion wuchtig, besonders bei übergroßen Schnitten und Oberbekleidung, denn schließlich soll sie für die Frühjahr/Sommer-Saison sein. Das Fehlen des charakteristischen „Bottega-Grüns“ deutete auf einen bewussten Bruch mit der jüngsten Vergangenheit hin.
Minimalismus neu kalibriert
Jil Sander bot unter Bellotti eine willkommene Neuausrichtung. Er schöpfte aus dem minimalistischen Erbe der Marke und milderte es für die Gegenwart ab. Verkürzte Strickwaren, leichte Raffungen bei Hemden und dezente Schlitze in Kleidern schufen eine zurückhaltende Sinnlichkeit. Es war eine Kollektion, die Proportion und Subtilität über Spektakel stellte. Das kommerzielle Potenzial wird von der Ausführung und Passform abhängen. Die Richtung schien jedoch im Einklang mit einem Modehaus zu stehen, das von Understatement lebt.
Utility in Technicolor
Wenn Bottega und Versace einen Übergang signalisierten, bestätigte Prada Kontinuität. Miuccia Prada und Raf Simons bleiben unübertroffen darin, den Zeitgeist einzufangen, ohne dabei auf übermäßige Tricks zurückzugreifen. Funktionale Arbeitskleidung eröffnete die Show. Sie wurde jedoch in Form von Neonkleidern und bauschigen Röcken neu interpretiert, die mit unerwarteten Farben geschichtet waren. Ein lachsfarbener Mantel mit beigem Futter wurde mit gelben Shorts, grünen Handschuhen und einer rot-schwarzen Handtasche kombiniert.
Dies demonstrierte Pradas Genie, Elemente zu Looks zu kombinieren, die auf dem Laufsteg überladen wirken. Im echten Leben fügen sie sich als Einzelteile jedoch perfekt zusammen. Es gab schwächere Momente, wie den Vorschlag eines hauchdünnen Bralettes und gekünstelter, schwebender Rockkleider. Insgesamt hielt die Kollektion jedoch die Balance zwischen Tragbarkeit und intellektuellem Spiel.
Unvergängliche Eleganz von Hollywood bis Mailand
Die Modewoche endete mit einer elegischen Note. Giorgio Armani, der Anfang letzten Monats verstarb, wurde sowohl mit einer Gedenkausstellung, „Milano, Per Amore“, als auch einer Modenschau gefeiert. Armanis dekonstruierte Schneiderei der 1970er Jahre, seine Palette aus Grau- und Sandtönen und seine Fähigkeit, Anzüge auf ihre Essenz zu reduzieren, wirkten immer noch modern. Seine Ästhetik kleidete Stars von Richard Gere bis Julia Roberts. Noch wichtiger ist jedoch, dass sie die Art und Weise veränderte, wie Männer und Frauen an ihre Garderobe herangingen. Die Hommage erinnerte Mailand und die gesamte Branche daran, dass wahre Design-Vermächtnisse lange überdauern, nachdem die Modewoche vorbei ist und die Quartalsergebnisse verblassen.
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