Luxus zum kleinen Preis: Socken sind die neuen Schlüsselanhänger.
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Einst waren Socken das vielleicht meist gefürchtetste Weihnachtsgeschenk, das man bekommen konnte. Egal ob selbstgestrickt von Oma, oder gekauft - mit etwas Glück steckte dann aber wenigstens ein Geldschein darin. Heute sind Socken It-Pieces, die mit Stolz vorgeführt werden - allerdings nicht von Oma, sondern von Luxusmode- und Streetwearlabels wie Gosha Rubchinskiy, Gucci oder Vetements müssen sie sein. Was früher der Schlüsselanhänger war, ist heute das Paar Socken: Entry-Level Luxus und eine neue Cash-Cow für Marken. Wo kommt der Trend her und weshalb gerade jetzt?
Auf dem Trend des freien Knöchels folgt, wie in der Mode üblich, der Gegentrend: Knöchel müssen seit diesem Sommer verhüllt sein, am besten mit Sportsocken. Eine modische Eigenart, die ausnahmsweise einmal auch im Winter praktikabel ist. Sneaker spielen auch bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle - denn zu den niedrig geschnittenen Styles wird weiterhin eine hochgekrempelte oder über dem Knöchel endende Hose getragen - so entsteht ein modisches Vakuum, das gefüllt werden will: Daher erlebt die Socke derzeit, vor allem, aber nicht nur in der Streetwear, ein Comeback.
Socken bieten für Herren, selbst wenn sie ein einem ‚seriösen‘ Job arbeiten, die eigentlich einzige Möglichkeit, modisches Interesse und eigenen Geschmack zu beweisen. Beim Sitzen rutscht die Anzughose ein wenig hoch: Was darunter zum Vorschein kommt, hat über den Charakter der Trägers etwa so viel Aussagekraft wie die Handtasche über eine Frau. Nehmen wir zum Beispiel Justin Trudeau, den Premierminister Kanadas. Ein Beruf, bei dem Individualität in Sachen Kleidung eigentlich auf die Wahl der Krawatte beschränkt ist. Es sei denn, man heißt eben Justin Trudeau und zieht Star Wars-Socken zu einem Treffen mit anderen Regierungschefs an. So geschehen im September 2017.
Auch bei den Damen bleiben die Füße diesen Winter warm. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass Schuhe und die Socken heute bei fast allen Modehäusern gleich vereint daher kommen - in Form von Sock Boots; bei Vetements und Balenciaga gibt es gar die Vereinigung von Stiefel und Strumpfhose. Zum anderen liegt es daran, dass Sneaker ebenso wie Pumps und Mules heute mit Streetstyle- oder Luxuslogosocken darin getragen werden. Mehr ist mehr, lautet die Devise im Logo-Rausch.
Bei Matchesfashion stieg der Umsatz mit Socken in den vergangenen zwei Jahren um das Vierfache an, berichtete Chelsea Power, Einkäuferin der Online-Shopping Plattform dem Magazin Business of Fashion: „Vor zwei Jahren gab es bei Gucci absolut keine Socken. Designer haben jetzt verstanden, dass Socken eine große Chance für sie sind, genau wie Sonnenbrillen - sie sind für jeden erschwinglich, auch für die Kunden, die sich keinen Runway-Look leisten können. Und sie sprechen zugleich auch diejenigen an, die den ganzen Runway-Look wollen.“
Ein Blick in die Sockenabteilung von Net-A-Porter verrät ebenfalls: Jedes Luxusmodehaus, das etwas auf sich hält, führt heute Socken. Gerade die logoverliebten Streetstyler tragen an Tennissocken erinnernde Styles von Vetements, Balenciaga, Mother oder Off-White. Socken sind ein wichtiger Bestandteil des Sortiments. Doch eine eigene Kategorie sind sie zumeist bei den Luxus-E-Commerclern noch nicht. Weder bei der Bekleidung, noch bei den Accessoires findet sich eine eigene Sockenschublade. Bei Mytheresa werden sie zusammen mit Strumpfhosen als Accessoire geführt. Allein bei Matchesfashion findet man sie als ‚Socks‘ unter den Accessoires.
Auch die Preise der Strumpfwaren sind ordentlich: Bei Net-A-Porter beispielsweise kostet ein paar Gucci Stretch-Mesh Socken mit Pailletten-Streifen darauf 400 Euro, Ein Paar ‚Punk-inspirierte‘ Givenchy-Socken schlägt mit 190 Euro zu Buche (Punk’s not dead!) und für Vetements + Reebok mit Lurexfasern ist der Schwarzpreis 120 Euro. Da sind die Standard-Off-White-Modelle mit 60 Euro geradezu ein Schnäppchen.
Bild: Gucci Facebook-Page