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Lidewij Edelkoort: "Seien Sie bereit für Veränderung"

Von Esmerij van Loon

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Mode

"Das Chaos herrscht gerade in der Welt vor und das heißt, dass es auch in der Mode vorherrscht. Die Mode reflektiert ihre Zeit. Niemand weiß mehr, wann er etwas ausliefern soll. Der lange, warme, indische Sommer ist jetzt Realität und ich verstehe nicht, warum Modehändler noch an alten Weisheiten wie ‚je früher die Artikel im Laden sind, desto mehr verkaufen wir’ festhalten. Das Klima ändert sich und wenn es jetzt wirklich kalt wird, gibt es schon keine Wintermäntel mehr in den Läden. Dieses System ist veraltet und braucht dringend eine Veränderung.“

Die Trendforscherin Lidewij Edelkoort hält mit ihren Worten nicht hinter dem Berg. Bei ihren zweimal im Jahr stattfindenden Trendvorträgen nennt sie wichtige Punkte für eine Branche, die auf der Suche nach neuen Wegen und Lösungen ist. „Ich scherze manchmal, dass wir vielleicht besser dran wären, wenn wir einfach eine Saison ausfallen ließen“, so die einflussreiche Brancheninsiderin.

Der Ruf nach Veränderung wird von den Trendbüchern von Edelkoorts Firma Trend Union in die Welt hinaus getragen. Trotz aller widrigen Vorzeichen und politischen Veränderungen bleibt die Belgierin optimistisch: „Es ist eine Zeit, in der sich die Natur und die Form der Kleider drastisch verändern werden. Das sind gute Neuigkeiten für die Industrie, denn dann wird der Kunde endlich wieder kaufen wollen.“

Die Mode ist im Umbruch

Die Frage bleibt, ob Trendforscher wirklich zukünftige Trends vorhersagen, oder ob sie mit ihren Statements vielleicht diktieren, in welche Richtung sich die Mode bewegt. Lidewij Edelkoort betont in ihren Präsentationen, welche ihrer Vorhersagen eingetroffen sind. Doch spiegelt dies ihre Fähigkeiten als Trendforscherin wieder, oder ist es das Ergebnis ihres Einflusses auf die Modebranche?

„Ich verstehe jetzt endlich, warum ich die kommende Sommersaison 2017 vor zwei Jahren 'The Emancipation of Everything' genannt habe“, sagt sie. „Ich glaube, dass die derzeitige Situation, mit all ihren Problemen, die Veränderungen in der Beziehung von Mann und Frau unterstreicht.“ Sie sah unter anderem den weißen It-Pantsuit vorher, den Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidatin trug, ebenso wie die Wahl Trumps. „Das wollte aber niemand glauben“, sagt sie.

Wie dem auch sei, die Modebranche kommt nicht in Scharen zu ihren Vorträgen, um etwas über Politik zu lernen, sondern um einen Blick in die nächste Sommersaison zu erhalten. Der Sommer 2018 sei der Ausgangspunkt einer neuen Ära und neuer Silhouetten in der Mode, so Edelkoort. Insbesondere der Ärmel sei sehr wichtig. „Man wird etwas mit den Ärmeln machen müssen“, verrät sie dem Publikum „Vielleicht können Sie sogar lose Ärmel verkaufen.“

Ein neues Bewusstsein für das Kleidungsstück werde auch bedeuten, dass Modeunternehmen ihre Kreativabteilungen neu organisieren müssten: “Sie brauchen Designer, die Design und Inspiration in sich finden können. Nicht Stylisten, die einfach einkaufen gehen und eine Hose auseinandernehmen und sagen: ‚Lasst uns so etwas machen’. Und wenn Sie schon dabei sind: Finden sie einen guten Schnittmacher, der weiß, wie man neue Designideen in ein dreidimensionales Schnittmuster übersetzt.“

Insgesamt 18 Themen hat Edelkoort für Sommer 2018 identifiziert. Die Kern-Aussage: Ein Ruf nach Veränderung. Zusammengefasst: Es geht um Volumina, die den formbaren Körper in eine neue Silhouette gießen. Bisher getrennte Disziplinen befruchten sich gegenseitig. So zum Beispiel Workwear und romantische Einflüsse wie Schleifen und Rüschen. Auch neue Materialien wie Papiergarne und das Recyceln von Abfallmaterialien wird ein Thema sein. Es sind reich bestückte, detaillierte Designs, mit intensiven Farben, Details, Perlen, Stickereien und Paspelierung.

Am Ende des Nachmittages stellt eine Frau aus dem Publikum eine Frage: „Welchen Rat geben Sie Stylisten, die aktuell im Design-Department einer Firma angestellt sind?“ Edelkoorts Antwort ist kurz und deutlich: “Nochmal auf die Schule zu gehen und zu lernen.“ Kurzum: Es geht darum, sich zu verändern und zu entwickeln.

Portrait Lidewij Edelkoort: Thirza Schaap via Appletizer
Kollektionsfoto: Anne Fontaine Website

Lidewij Edelkoort
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