Leichtes Reisegepäck: gut für die Umwelt, den Geldbeutel und das Ego
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Fast drei Viertel (73 Prozent) der US-amerikanischen Konsument:innen geben jährlich bis zu 200 US-Dollar (rund 185 Euro) für ihre Urlaubsgarderobe aus, so eine CivicScience-Umfrage. Die Hauptgründe für den Kauf neuer Kleidung anstelle der Nutzung vorhandener Stücke sind laut Befragten die 'Aktualisierung der Garderobe' (45 Prozent der Befragten), ‘für einen Urlaub oder eine Reise’ (27 Prozent) und für etwa ein Viertel (26 Prozent) ‘einfach zum Spaß’.
Das brachte mich zum Nachdenken über die erheblichen Umweltkosten des Reisens und die wachsenden Mengen an weggeworfener Kleidung. Laut Earth.org fallen in den USA jährlich rund 37 Kilogramm Textilmüll pro Person an. In Europa sind es nach Angaben der Europäischen Umweltagentur im Schnitt etwa 16 Kilogramm, also weniger, aber immer noch beträchtlich.
'Kaufen zum Spaß' bedeutet eine hohe Belastung für die Umwelt
Darüber hinaus werden die Gepäckstücke immer größer und schwerer, was für Fluggesellschaften erhebliche Kosten verursacht. Denn die Gepäckabfertigung macht einen erheblichen Teil ihrer Gesamtbetriebskosten aus. Ganz zu schweigen vom erhöhten Treibstoffverbrauch, Arbeitsaufwand und Wartungsbedarf. Und jedes Kilo zählt, da Fluggesellschaften laut Physics Stack Exchange schätzungsweise 472 US-Dollar (rund 436 Euro) mehr an Treibstoff pro Flug für jeden A380-Passagier verbrauchen, der nur zwei zusätzliche Kilogramm Gepäck mit sich führt. Kein Wunder also, dass Fluggesellschaften diese Kosten an die Reisenden weitergeben, die pro Gepäckstück bezahlen müssen.
Daher wäre es in der Tat schonender für die Umwelt, den Geldbeutel, die Garderobe und auch das eigene Ego, so wenig Gepäck wie möglich mitzunehmen – auch „Onebagging“ genannt. Ich wollte wissen, ob es möglich ist, drei Wochen mit dem minimalen Freigepäck auszukommen – einem Handgepäckstück mit den Maßen 40 x 20 x 25 Zentimetern. Insbesondere im Hinblick auf den letzten Punkt: Könnte mein Mode-Ego mit weniger auskommen?
Was macht „Onebagging“ erfolgreich?
Was hat es schließlich in die Tasche geschafft und alle Eventualitäten in Bezug auf Wetter (warm und kühler) und Gelände (Berge und Stadt) berücksichtigt? Eine Jeans, zwei T-Shirts, ein Pullover und eine Fleecejacke waren ein Muss; ebenso zwei Paar Leggings und eine Yogahose. Ein Kleid und ein paar Tuniken waren wünschenswert, ebenso wie eine leichte Jacke. Die Überlegung, einen großen, warmen Schal von 190 x 80 Zentimetern mitzunehmen, erwies sich als kluge Entscheidung, da er gleichzeitig als Decke und Yogamattenbezug diente. Ein kleiner Schal um den Hals und eine Mütze können bei lästiger Zugluft im Flugzeug helfen.
Farbkoordination ist absolut wichtig. Bei so wenigen Möglichkeiten können es sich Reisende nicht leisten, Kleidungsstücke in Farben zu haben, die miteinander kollidieren oder nicht zusammenpassen. Wenn man sich an ein oder zwei Farbbereiche hält, lässt sich alles leicht kombinieren und verleiht den Outfits einen eleganteren Look (dunkelblau und olivgrün funktionierten in meinem Fall, sogar für Socken).
Ich war mir nicht sicher, ob es eine Gelegenheit zum Schwimmen geben würde, wollte aber keine Badekleidung einpacken, die ich am Ende nicht brauchen würde. Also habe ich darauf geachtet, Unterwäsche aus schnell trocknendem Material mitzunehmen, die auch als Badebekleidung dienen konnte. Umgekehrt könnte es auch funktionieren – Badekleidung mitnehmen, die als Freizeitkleidung durchgehen kann, wie Badeshorts oder -tops.
Apropos Materialien, es ist wichtig, auf bequeme, atmungsaktive und funktionelle Materialien zu achten. 'Fashion may kill pain', wie es so schön heißt, aber es gibt keinen Platz für unbequeme, kratzige oder nicht funktionelle Kleidungsstücke, wenn man eine limitierte Garderobe hat! Außerdem sollte jedes Kleidungsstück „Freude bereiten“, da man es immer wieder tragen muss.
Das Ego ist am schwersten zu minimieren
„Reisende stehen vor drei Hindernissen. Eventualitäten: Eine Vielzahl möglicher Zukunftsszenarien muss irgendwie gezähmt werden. Konsumverhalten: Der Schrott, den man besitzt, muss zu einer nützlichen Auswahl reduziert werden. Und Komfort: Wir wollen gegen die Unannehmlichkeiten des Reisens gewappnet sein“, erklärt Journalist Joshua Rothman in seinem New Yorker-Artikel „Why can’t you pack a bag?’ vom Dezember 2024. Aber, fügt er hinzu, „es gibt tatsächlich noch ein viertes Hindernis: man selbst“.
Es erfordert eine gewisse Laissez-faire-Haltung, eine Gelassenheit mit einer begrenzten Garderobe; damit einverstanden zu sein, ein Outfit wiederholen zu müssen. Letztendlich hängt es von der Persönlichkeit oder dem Ego ab. In meinem Fall habe ich eine Bestandsaufnahme gemacht. Gab es Outfit-Neid, wenn ich andere Reisende (mit großen Koffern) in schönerer Kleidung sah? Oder war es befreiend, eine begrenzte Garderobe zur Verfügung zu haben, weil das Zusammenstellen von Outfits einfacher und weniger zeitaufwendig war?
Nach der Reise war es eine gewisse Befriedigung zu wissen, dass ich nichts mitgenommen hatte, das nicht gebraucht wurde – jedes Teil wurde oft getragen. Socken und T-Shirts waren etwas knapp, aber auch dafür gibt es Abhilfe.
Könnte man noch weiter reduzieren?
Absolut! Wenn man Freund:innen besucht – besonders wenn sie ungefähr die gleiche Größe haben – besteht eine andere Möglichkeit darin, weiter zu reduzieren und sich das Nötige auszuleihen. Das würde für wirklich leichtes Reisen sorgen! Oder Platz lassen, um Souvenirs oder andere Gegenstände zu kaufen, die einem gefallen.
Eine weitere Möglichkeit ist das Mieten oder die professionelle Zusammenstellung von Kleidung. Viele Marken oder spezialisierte Unternehmen wie Rent the Runway, Stitch Fix oder Lena the Fashion Library sind mit attraktiven Abonnements, Kurationen oder einmaligen Mietoptionen auf den Markt gekommen. Dies erfordert jedoch sorgfältige Planung und Koordination, da man prüfen muss, wo der Service angeboten und was angeboten wird.
Reisende können möglicherweise auch Kleidung tauschen – mit Freund:innen oder Fremden. Es gibt mittlerweile in vielen Städten regelmäßig Tauschveranstaltungen – Tauschpartys oder Tauschläden. Interessierte können einfach Kleidung mitbringen, die nicht mehr geliebt oder gebraucht wird (aber in gutem Zustand ist), und gegen Gegenstände tauschen, die sie auf der Veranstaltung finden. Die Teilnahme an Kleidertauschbörsen ist in der Regel kostenlos, insbesondere wenn sie von Gemeinden organisiert werden, oder es kann eine geringe Teilnahmegebühr zur Deckung der Kosten erhoben werden. Es gibt auch Apps, die sich auf Kleidertausch spezialisiert haben, wie SwapCo, Dopplle und Nuw. Die Online-Plattform SwapStyle ist ausschließlich dem Tausch gewidmet, während Vinted und Depop neben dem Kauf und Verkauf auch Tauschen anbieten.
Und es gibt immer die Herausforderung des „Zerobagging“ – ganz ohne Gepäck zu reisen – aber dazu gehört eine Jacke mit (vielen) Taschen.
Fazit: Leichtes Reisegepäck lohnt sich
Ist es möglich, mit wenig Kleidung auf Reisen zu gehen, sei es im Urlaub oder sogar auf Geschäftsreise? Ja, mit ein wenig Vorausplanung und Koordination. Dies ist auch eine Chance, geliebte, bewährte und multifunktionale Stücke in der eigenen Garderobe zu identifizieren und Slow Fashion zu leben, das heisst auf langlebige Kleidungsstücke zu setzen. Elegante (Reise-)Kleidungsmarken wie TRVL DRSS, JapanTKY, Women By Earn, Lotta Ludwigson und andere können beim Aufbau einer eleganten Reisegarderobe helfen, die zeitlos ist und jahrelang hält.
Ein weiterer Vorteil des Onebaggings ist, dass man keine großen Koffer herumschleppen muss. Und dass man an den Check-in-Schlangen am Flughafen vorbeiflitzen und nicht am Gepäckband warten muss.
Nicht zuletzt ist leichtes Reisen auch gut für das Ego. Es konfrontiert einen mit der eigenen Gier, die zu übermäßigem Packen führt, und der Rückkehr mit Kleidung, die im Urlaub nie getragen, vielleicht sogar weggeworfen wurde und somit zum Berg unerwünschter Kleidung beiträgt. Einschränken, um zu expandieren – es ist eine Win-win-Situation, also ‘ja’ zum leichten Reisen!