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Leder und Ökologie: Frankreichs Lederindustrie schafft sich Gehör

Von Herve Dewintre

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Mode

Die französische Lederindustrie, in Zahlen ausgedrückt, besteht aus 9.400 Unternehmen mit einem Umsatz von 25 Milliarden Euro, davon 12 Milliarden Euro im Export, und 130.000 Beschäftigten in den verschiedenen Lederindustrien: von der Gerberei und Lederverarbeitung über Schuhe, Lederwaren und Handschuhe bis hin zum Vertrieb verschiedener Lederartikel. Diese beeindruckenden Zahlen belegen die Bedeutung dieses Sektors, der auch mit den Auswirkungen der Krise im Zusammenhang mit Covid-19 zu kämpfen hat.

Für diesen Sektor hat die Krise zwei Auswirkungen: Einerseits gilt es, den mit der Coronakrise verbundenen Umsatzrückgang und die Wirtschaftskrise zu berücksichtigen, die wohl in den kommenden Monaten anhalten wird. Andererseits, und das ist ebenso wichtig, geht es darum, den Mentalitätswandel vorwegzunehmen, der die Konsumgesellschaft antreiben wird: Denn, wie alle Studien zeigen, wird die aktuelle Krise den vor einigen Jahren eingeleiteten Trend zu nachhaltigem und verantwortungsbewusstem Konsum verstärken. Laut einer Studie von McKinsey beabsichtigen 20 Prozent der Franzosen, ihren Konsum von "Fast Fashion" zugunsten nachhaltigerer Produkte zu reduzieren.

Kann man die Lederindustrie mit Umweltschutz vereinen? Genau diese Frage möchte die Filière Française du Cuir hervorheben. Sie reagiert mit einer klaren Antwort: Ja. Leder hält von seinem Wesen her die Werte der nachhaltigen Mode hoch, die heute von den Verbrauchern so geschätzt werden. Wird diese Antwort akzeptiert werden? Für viele scheinen die Worte "Leder" und "Respekt für die Umwelt" widersprüchlich. Um diesen Mangel an Vertrauen auszuräumen, hat sich die Branche einige schlagkräftige Argumente einfallen lassen.

”Leder ist das Produkt der Umwandlung eines Abfallproduktes, der Haut eines Tieres, das für den Nahrungsmittelsektor bestimmt ist, in ein edles und nachhaltiges Material”, heißt es in der Pressemitteilung der Lederindustrie, die sich zu diesem Anlass als die “älteste Recyclingmaßnahme der Welt” definiert. "Dank Leder werden in Frankreich jedes Jahr 175.000 Tonnen Abfall vermieden, ein hervorragendes Beispiel für Kreislaufwirtschaft". Ein weiteres entscheidendes Argument: der Tierschutz. "Entgegen der landläufigen Meinung werden alle in Frankreich und Europa aufgezogenen Tiere wegen ihres Fleisches und ihrer Milch aufgezogen, nicht wegen ihrer Haut. Tierschutz wird nicht im Namen von Qualität und Rentabilität geopfert, und das aus gutem Grund! Ein gut behandeltes und gepflegtes Tier liefert ein viel hochwertigeres Leder.”

Auch in sozialer Hinsicht will die Lederindustrie vorbildlich sein, denn sie will das Know-how und die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeitenden aufrechterhalten, indem sie ihnen ein optimales berufliches Umfeld bietet.

Die Industrie setzt auch auf Vintage

Überraschenderweise äußert sich die Branche auch zum Vintagesektor, ein Phänomen, das sie unterstützen will. So hat der Investmentfonds des Ledersektors, Cuir Invest, in das Kapital von Vestiaire Collective, der etablierten französischen Plattform für Gebrauchtwaren, investiert. In der Pressemitteilung wird auch nachdrücklich darauf hingewiesen, dass mehrere Marken, die ursprünglich auf dem neuen Markt etabliert waren, sich nun mit der Wiederverwendung und dem Recycling ihrer Produkte befassen, und zitiert J.M. Weston, der im vergangenen Oktober "Weston Vintage" eingeführt hat: ein Service, bei dem Kunden ihre gebrauchten Schuhe gegen einen Gutschein eintauschen können. Die Marke ihrerseits restauriert gebrauchte Produkte, bevor sie wieder zum Verkauf angeboten werden, und schafft so einen positiven Kreislauf.

Foto: Filière Française du Cuir

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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