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Kreislaufwirtschaft: Wie Circular.fashion der Modebranche mit Innovationen hilft

Von FashionUnited

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Mode |INTERVIEW

Zirkularität ist ein Schlagwort, welches die Modeindustrie in den letzten Jahren nicht mehr loslässt. Verschiedene Akteure, darunter die Ellen MacArthur Foundation und die Designerin Stella McCartney glauben, dass eine Kreislaufwirtschaft der einzige Weg nach vorne ist. Aber welche Herausforderungen gibt es für die Branche, wie können sie angegangen werden und wer übernimmt die Führung? FashionUnited wird in den kommenden Monaten ausführlicher über das Thema berichten. In diesem Monat sprachen wir mit Ina Budde, der Mitbegründerin des deutschen Start-ups Circular.fashion.

Hintergrund:
  • Jede 5 Minuten werden 1 Million neue
    Kleider hergestellt
  • 90 Prozent landen im Abfall, nur 10 Prozent
    wird recycelt
  • Das meiste wird ‘downcycled’, das heißt zu
    Produkten mitgeringerer Qualität und
    Funktionalität verarbeitet
  • Eine zirkuläre Textilwirtschaft ist auch
    eine 500 Milliarden Euro schwere Chance für
    die Industrie

Quelle: Ellen MacArthur Foundation

Eine kurze Einführung: Circular.fashion wurde von Ina Budde und Mario Malzacher gegründet. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung von Dienstleistungen und Anwendungen, damit die Produkte von heute zu den Rohstoffen von morgen werden können. Einfacher gesagt: Es muss sichergestellt werden, dass Modeartikel so nachhaltig wie möglich entwickelt werden, mit den besten Materialien, damit sie so lange wie möglich halten und letztlich so gut wie möglich recycelt werden können. Dazu bildet das Unternehmen zum Beispiel Designer aus, hat aber auch eine Circularity.ID entwickelt und Software zur Verfügung gestellt, die es Unternehmen ermöglicht, die besten Designentscheidungen zu treffen. Kurzum: Circular.fashion steht nicht still. Nicht umsonst hat das Unternehmen bei den von dem schwedischen Modekonzern H&M ausgerichteten Global Change Awards für The Loop Scoop im April 2019 den Hauptpreis gewonnen.

Circular.fashion ebnet den Weg zu einer zirkulären Modeindustrie

The Loop Scoop ist ein Sammelbegriff, den das Unternehmen im Rahmen der Global Change Awards für die Plattform, die Circular.fashion aufbaut, gewählt hat. "Die digitale Plattform basiert auf einem Ökosystem von Unternehmen, die miteinander verbunden werden müssen, damit die Modeindustrie zirkulär wird", sagt Budde. Denken Sie an Recyclingbetriebe, Sortierbetriebe, Lieferanten von innovativen, kreislauffähigen Materialien. "Wir bringen sie alle zusammen und bieten den Modemarken die Dienste dieses Netzwerks an. Die Marken haben einen unkomplizierten Zugang zu diesen Tools, wenn sie Circularity.ID und unsere Design-Software verwenden. Wir nennen es ein Schnellboot zur Zirkularität, weil es den gesamten Prozess erleichtert. Marken müssen nicht mehr nach verschiedenen Partnern suchen und Verbindungen zu ihnen herstellen, sie können einfach in dieses Ökosystem eintreten."

Das Standarddatenformat enthält die verschiedenen notwendigen und digitalen Produktdaten, um eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen und funktionsfähig zu halten.

Ina Budde, Mitbegründerin Circular.fashion

Ende Dezember hat Circular.fashion die Circularity.ID zu einem offenen Datenstandard gemacht. Das bedeutet, dass das Unternehmen eine Reihe von Kontrollpunkten entwickelt hat, einen Standard, an den sich alle Unternehmen der Modebranche halten können. "Wir haben erkannt, dass die Modeindustrie einen Bedarf hat, zirkulär zu werden, aber für viele Marken ist es schwierig, die gesamte umgekehrte Lieferkette aufzubauen – eine Produktionskette, in der alte Artikel wieder zu neuen Fasern werden. Deshalb haben wir die Circularity.ID entwickelt, aber auch das scanbare Etikett. Das Etikett und die ID können den Kunden darin bestärken, den Artikel an den richtigen Ort zurückzubringen, aber sie können auch den Sortierunternehmen helfen, die Kleidungsstücke zum richtigen Recycler zu bringen. Vor allem haben wir erkannt, dass es bei der Schaffung einer umgekehrten Lieferkette einen Standard geben muss, der in der gesamten Branche verwendet wird. Die Entwicklung dieses Standards ist seit mindestens sechs Jahren im Gange, erzählt Budde FashionUnited während des Telefongesprächs. Circular.fashion hat alle wichtigen Akteure, die an einer umgekehrten Lieferkette involviert sind, konsultiert und gefragt, welche Informationen diese Unternehmen benötigen, um bessere Entscheidungen zu treffen, um eine Kreislaufwirtschaft zu realisieren. "Das Standarddatenformat enthält alle verschiedenen digitalen Produktdaten, die für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer Kreislaufwirtschaft erforderlich sind", sagt Budde.

Die Idee hinter der Bereitstellung des Datenstandards war der Wunsch, den Weg zur Zirkularität zu beschleunigen. "Wir wollen das wirklich weiterführen, und dazu muss jede Modemarke wissen, welche Daten sie über ihr eigenes Produkt besitzen und welche Daten sie der Öffentlichkeit zugänglich machen muss.

Zirkularität wird dank Circular.fashion für die Modebranche zum Greifen nahe

Neu im Angebot von Circular.fashion sind die Dienstleistungen und Anwendungen, die vergangene Woche auf Berliner Modemesse Neonyt vorgestellt wurden. Es hat ein Re-Commerce-Tool eingeführt, das es Unternehmen, die die Circularity.ID in ihre Artikel einbauen, ermöglicht ihre Kleidung zu erkennen, wenn sie beim Sortierunternehmen eingetroffen sind. Das Tool erlaubt es Modemarken damit, diese Kleidungsstücke zurückzukaufen um sie beispielsweise auf dem Secondhandmarkt zu verkaufen. Es wird damit auch möglich, dass die Brand-Partner ihre eigenen Produktseiten erstellen, die aufgerufen werden, wenn die Tags in der Kleidung gescannt werden. Der Rest der Dienstleistungen, an denen gearbeitet wird, ist noch geheim.

Wir sind offen für eine Zusammenarbeit mit anderen Initiativen in diesem Bereich. Jeder, der ein Pionier sein will, ist mehr als willkommen.

Ina Budde, Mitbegründerin Circular.fashion

Welchen Herausforderungen sahen sich Circular.fashion und Ina Budde bei der Entwicklung des Unternehmens gegenüber? Budde nennt hier die technischen Möglichkeiten für das Recycling von Fasern, weil sie sich ständig weiterentwickeln. "Es ist fantastisch zu sehen, dass sich diese Techniken ständig weiterentwickeln. Aber es macht es auch komplex und herausfordernd für Modemarken, zu verstehen, wie man seine Produkte für alle sich bietenden Möglichkeiten entwerfen und optimieren kann, um alle Chancen zu nutzen, die sich im Moment beim Recycling bieten", sagt Budde. "Ich denke, unser Vorteil als Unternehmen ist, dass wir diese Entwicklung im Auge behalten, ein Prozess, der in den letzten zehn Jahren optimiert wurde. Daher können wir relevante Annahmen treffen, auch dank der engen Zusammenarbeit mit den Recyclingsunternehmen, und wir bekommen dadurch eine gute Vorstellung davon, was uns in Zukunft erwartet. Deshalb können wir Unternehmen bereits beraten und den zirkulären Gestaltungsleitfaden anpassen und aktualisieren."

Wie fängt man am besten an, sich mit Zirkularität zu beschäftigen?

Circular.fashion mag den Weg zur Zirkularität weisen, aber zu wem schaut Budde auf? Wer oder was inspiriert sie bei ihrer Arbeit? Sie nennt Fashion for Good, vor allem weil die Amsterdamer Organisation große und einflussreiche Unternehmen und Innovatoren an einem Ort zusammenbringt, an dem es nicht um Wettbewerb geht. "Wir schauen zu all diesen Initiativen auf. Gemeinsam können wir schließlich die beste und größte Wirkung erzielen und die Entwicklung beschleunigen."

Für die, denen das Thema Zirkularität ganz neu ist und die noch keine Ahnung haben, wo man anfangen muss, nennt Budde drei Stichpunkte. "Der wichtigste Punkt ist, mit dem Produktdesign zu beginnen – um das Produkt zu optimalisieren für eine möglichst lange Lebensdauer, aber auch für das Recycling. Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist die aktive Erweiterung des Lebenszyklus des Produkts: durch die Kommunikation mit den Kunden, das Angebot von Dienstleistungen für Redesign, Wiederverwendung und Rückgabe der Artikel. Der dritte Punkt ist die Organisation der logistischen Seite des Recyclings, um sicherzustellen, dass der Artikel den richtigen Recycler erreicht. Wenn sich jemand entscheidet, diese drei Dinge anzugehen, hat er einen ganzheitlichen Ansatz, wenn es um Zirkularität geht."

Dieses Jahr hofft Budde, mit der Circularity.ID einen großen Einfluss zu entfalten. "Die Circularity.ID ist der Schwerpunkt von 2020. Wir hoffen, dass wir die Auswirkungen der ID letztendlich messen können. Um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, ermutigt Budde Unternehmen und andere interessierte Parteien, mit ihr Kontakt aufzunehmen. "Der offene Datenstandard Circularity.ID ist ein Aufruf zur Mitarbeit. Wenn wir eine Gruppe von Marken zusammenbringen können, die Pionierarbeit leisten wollen, damit wir die Auswirkungen der verschiedenen Dienstleistungen messen können, wäre das fantastisch. Wir sind offen für die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen in diesem Bereich. Jeder, der ein Pionier sein möchte, ist mehr als willkommen."

Wer legt die Grundsteine für die Modewelt von morgen? In der Serie 'Fashion & Tech Start-ups' stellt FashionUnited Newcomer aus dem deutschsprachigen Raum vor, die Bekleidung und Technologie verbinden.

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.

Bild: Circular.fashion

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