• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • Kooperationen und Blumen im Überfluss: Baltische Mode auf der Riga Fashion Week

Kooperationen und Blumen im Überfluss: Baltische Mode auf der Riga Fashion Week

Von Alicia Reyes Sarmiento

Wird geladen...

Scroll down to read more
Mode
Die lettische Marke Iveta Vecmane auf der Riga Fashion Week. Bild: Alicia Reyes Sarmiento/FashionUnited

Anlässlich der 38. Ausgabe der Rigaer Modewoche, an der Designer:innen aus Litauen, Estland und Lettland, aber auch aus Usbekistan und Finnland teilnahmen, wurde die lettische Hauptstadt vom 8. bis 11. April zum Epizentrum der baltischen Mode.

Zu Beginn fanden die Modenschauen im Bürokomplex Verde, einem modernen Gebäude im Geschäftszentrum von Riga, statt, bevor sie in die RFW-Halle in Hanzas Perons, einem ehemaligen Eisenbahndepot, verlegt wurden. Ausstellungen und Bildungsveranstaltungen in der ganzen Stadt begleiteten die modischen Präsentationen.

Die auf dem Laufsteg präsentierten Kollektionen bewiesen, dass die Frauen – die Entwürfe für Männer waren begrenzt – Zeit und Sorgfalt in ihr Äußeres investieren: Die Wahl fiel meist auf klassische feminine Outfits, die Pailletten, Metall, Leder und Vinyl auf elegante Weise kombinierten und farbenfroh ihre Weiblichkeit unterstrichen.

Anna Kruz auf der Riga Fashion Week. Bild: Alicia Reyes Sarmiento/FashionUnited

Die baltischen Staaten, die nur rund 1.000 Kilometer vom osteuropäischen Konfliktherd entfernt liegen, verfügen über ein starkes kulturelles Erbe. Jahrelange Russifizierungspolitik hat die Kultur und Gesellschaft der Region tief geprägt, was sich in der Ästhetik mancher Entwürfe und in der deutlichen Dominanz der russischen Sprache in Gesprächen der Teilnehmenden widerspiegelt.

Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Lettlands, Litauens und Estlands spricht neben der jeweiligen Landessprache auch Russisch.

Leistungsstarke Kollaborationen

Zusammenarbeiten wie vom Herzogenauracher Sportartikler Adidas mit der lettischen Modemarke Baé by Katya Shehurina oder dem finnischen Kaufhaus Stockmann mit der ebenso aus Finnland stammenden Designerin Miia Halmesmaa spielten in dieser Ausgabe der Modewoche eine wichtige Rolle. Neben westlicher Konfektionsmode wurden auch Braut- und Bademode und Konzepte zur Erschließung der Märkte im Nahen Osten präsentiert.

’Adidas x Baé by Katya Shehurina’ auf der Riga Fashion Week. Bild: Alicia Reyes Sarmiento/FashionUnited

Die Kollaborationpräsentation zwischen Baé und Adidas bildete den Schlussakt der Modewoche. Sie zeichnete sich durch die Verschmelzung der Dynamik der Sportmarke mit der Ästhetik des lettischen Labels aus, wodurch ein modernes und lässiges Konzept entstand.

„Unser Ziel ist es, die lettische Modeindustrie zu unterstützen und die perfekte Kombination aus lokalen Talenten und den Modekollektionen von Stockmann zu präsentieren.“

Kaufhaus Stockmann

Das Kaufhaus Stockmann, das acht Filialen in Finnland und den baltischen Staaten betreibt, integriert seit zehn Jahren aufstrebende Designer:innen in sein Angebot, organisiert Pop-up-Showrooms und unterstützt sie mit Kommunikationsmaßnahmen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Rigaer Modewoche wird seit 2023 nicht nur jeweils eine Marke auf dem Laufsteg präsentiert, sondern auch ein Pop-up organisiert, um potenziellen Kund:innen die Kollektionen vorzustellen.

Die finnische Kollaboration ‘Stockmann x Miia Halmesmaa’ auf der Riga Fashion Week. Bild: Mark Litvyakov

„In dieser Saison nähern wir uns unseren nordischen Wurzeln und sind stolz darauf, zum ersten Mal eine finnische Designerin auf der Riga Fashion Week zu präsentieren“, so ein Sprecher von Stockmann über die Zusammenarbeit mit Miia Halmesmaa.

Die finnische Kollaboration ‘Stockmann x Miia Halmesmaa’ auf der Riga Fashion Week. Bild: Mark Litvyakov

Die Kollektion von Halmesmaa, die durch ihre farbenfrohen Kleider hervorsticht, wurde auf der Rigaer Modewoche zusammen mit aktuellen Mode- und Accessoire-Kollektionen von Stockmann gezeigt. Die Kaufhauskette orientiert sich bei der Auswahl der zu unterstützenden Designer:innen an zwei Hauptkriterien: die Affinität der Modeschöpfer:innen zu Werten wie Nachhaltigkeit oder respektvollem Design und ihre Akzeptanz bei den Kund:innen.

Im Reich der blühenden Pfirsichbäume

Kreationen der usbekischen Marke Designerin Moel Bosh backstage auf der Rigaer Modewoche. Bild: Alicia Reyes Sarmiento/FashionUnited

Die in Usbekistan geborene, aber schon lange in Lettland lebende Moel Bosh überzeugte mit ihrer Kollektion ‘Kingdom of Peach Blossoms’, die mediterranes Flair vermittelte und sich durch die Liebe zum Detail auswies. Dies spiegelte sich besonders in den Handstickereien wider, die ihre Kleidungsstücke zierten.

Nach ihrer Show, die etwas länger als üblich dauerte, erklärte die Modeschöpferin gegenüber FashionUnited, dass dies daran liege, dass sie – im Sinne der Zeitlosigkeit von ‘Slow Fashion’ – nur eine Kollektion pro Jahr entwerfe und sich damit von den herkömmlichen Saisonen lösen wolle.

Blumen zur Feier des Frühlings

Die Show des Rigaer Modelabels Iveta Vecmane zog vom ersten Moment an die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich, die sofort ihre Kameras zückten, um die von der Decke hängenden Rosendekorationen festzuhalten. Mit neutralen Tönen und kontrastierenden, kräftigen Rottönen konnten auch die Looks überzeugen.

Die lettische Marke Iveta Vecmane auf der Riga Fashion Week. Bild: Mark Litvyakov

Die Verbundenheit zwischen Lettland und Blumen war ab der ersten Show deutlich, bei der Designer:innen mit – möglicherweise zu vielen – Blumensträußen beglückwünscht wurden. Einige benötigten die Hilfe der Models, um ihre Geschenke zu tragen.

Die Designerin Anna Kruz (links) am Ende ihrer Show. Sie musste ein Model um Hilfe bitten, als sie weitere Sträuße aufhob (rechts). Bild: Alicia Reyes Sarmiento/FashionUnited

Nachhaltigkeit auf die Tagesordnung setzen

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Modewelt des Ostseeraums zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Designer:innen und Marken setzen auf ethische und umweltfreundlichere Praktiken im Herstellungsprozess. Dazu gehören die Verwendung von organischen und recycelten Materialien sowie verantwortungsvolle Produktionsmethoden.

In den vergangenen drei Jahren hat die Organisation der Modewoche nach eigenen Angaben kontinuierlich an der Förderung von Nachhaltigkeit gearbeitet. Ein Beispiel dafür war das Diskussionspanel ‘Nachhaltige Mode heute’, das die Woche eröffnete und das Ökosystem der Modeindustrie beleuchtete.

Seminar und Rundtischgespräch ‘Verantwortungsvolle Mode heute’. Bild: Riga Fashion Week

Die meisten teilnehmenden Marken verfolgen ‘Slow Fashion’, indem sie Qualität vor Quantität stellen und einen bewussteren Konsum fördern. Darüber hinaus hat fast die Hälfte von ihnen die Prinzipien der Abfallvermeidung in ihre Designprozesse integriert und mehr als die Hälfte hat sich für eine Produktion in Lettland entschieden. Auch die Verwendung nachhaltiger Materialien und Aspekte wie das Angebot nachhaltiger Verpackungen sowie das Kennzeichen ‘cruelty free’, also frei von Tierversuchen, spielten eine zentrale Rolle.

Fehlende Vielfalt

Die lettische Marke Una Berzina auf der Riga Fashion Week. Bild: Mark Litvyakov

Der Mangel an Vielfalt und Integration in der Modeindustrie steht seit Jahrzehnten im Rampenlicht, doch in Riga scheint das Thema noch nicht angekommen zu sein. Die baltischen Frauen werden auf den Laufstegen meist von großen, schlanken, hellhäutigen und blonden Models vertreten.

Nach EU-Angaben sind weniger als zehn Prozent der europäischen Bevölkerung anderer ethnischer Herkunft als Lettisch, Russisch, Weißrussisch oder Ukrainisch.

FashionUnited wurde von der Baltic Fashion Federation eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.es. Übersetzt und bearbeitet von Heide Halama.

FW24
Riga Fashion Week