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Jahresrückblick 2017 – Teil 1

Von Jan Schroder

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Mode

Die Modebranche durchlief auch im zu Ende gehenden Jahr einen tiefgreifenden Wandlungsprozess. Das führte zu einigen Turbulenzen: In alten Rivalitäten verschoben sich die Kräfteverhältnisse, es gab milliardenschwere Übernahmen – und einige bedauerliche Insolvenzen. In unserem Jahresrückblick haben wir einige der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen der vergangenen Monate noch einmal zusammengefasst. Der zweite Teil folgt dann am Mittwoch.

Januar: Berlin bleibt beständig

Große Veränderungen gab es bei den Berliner Modemessen im Januar nicht – und das war auch gut so. Erneut zeigte sich, dass die wichtigsten Formate funktionierten und in ihrer bewährten Form vom Fachpublikum geschätzt wurden.

So verzeichneten allein die vier Messen der Premium Group elf Prozent mehr Besucher als vor einem Jahr. Die Muttermesse Premium erzielte ein Plus von sieben Prozent, die auf Männermode und Sportswear spezialisierten Plattformen Seek und Bright waren ebenfalls höchst erfolgreich. Nur bei der im Herbst 2016 übernommenen Damenmodeplattform Show & Order gab es noch Justierungsbedarf: Im Frühjahr verließ Gründerin Verena Malta die Veranstaltung, in der kommenden Wintersaison wird die Messe umziehen und näher an die Premium heranrücken.

Auch die Panorama erfreute sich erneut großen Zuspruchs: Etwa 50.000 Fachbesucher aus 96 Ländern fanden den Weg in die Hallen auf dem Charlottenburger Messegelände. Im Januar 2018 wird sie dort einen neuen Nachbarn bekommen: Die auf handwerklich hochwertige Menswear und Accessoires spezialisierte Selvedge Run verlässt ihr bisheriges Quartier in der Kulturbrauerei und zieht zur neuen Saison ins Marshall-Haus.

Februar: Tom Tailor ringt um Restrukturierung

Zwischen weltweit begehrten Luxuslabels und günstigen Ketten wie Zara, H&M und Primark haben es deutsche Firmen im mittleren Preissegment weiterhin schwer. So musste der börsennotierte Hamburger Bekleidungskonzern Tom Tailor Holding den Rückwärtsgang einlegen: Das Unternehmen schloss im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms zahlreiche Filialen und zog sich aus einigen Auslandsmärkten zurück.

Die Resultate für das Geschäftsjahr 2016/17, die Tom Tailor im Februar vorlegte, spiegelten die unmittelbaren Folgen dieser Bemühungen: Der Umsatz schrumpfte, restrukturierungsbedingte Sonderausgaben sorgten für einen hohen Verlust. Im Laufe des folgenden Geschäftsjahres erntete das Unternehmen aber erste Früchte des Sparkurses: Beim Ergebnis machte es ermutigende Fortschritte.

Die Hamburger waren nicht die einzigen, die mit gezielten Einschnitten auf die Marktsituation reagierte, um wieder profitabler zu werden. Den gleichen Weg ging auch der Damenmodeanbieter Gerry Weber, der nach Jahren der Expansion inzwischen ebenfalls auf eine Verkleinerung des Vetriebsnetzes setzt.

März: René Lezard flüchtet unter den Schutzschirm

Die Serie von Insolvenzen deutscher Mittelständler setzte sich auch 2017 fort. Anfang März traf es die René Lezard Mode GmbH. Lange hatte sie sich bemüht, einen Investor zu finden, der das Traditionsunternehmen aus seinen finanziellen Schwierigkeiten befreien würde. Doch der Erfolg blieb aus: Nachdem bereits im Herbst 2016 ein Interessent kurzfristig abgesprungen war, brach ein weiterer potenzieller Investor die Verhandlungen ab.

So blieb nur der Weg zum Amtsgericht, wo René Lezard ein Schutzschirmverfahren nach Paragraph 270b der Insolvenzordnung beantragte. In den folgenden Monaten setzte das Unternehmen ein Sanierungskonzept in Eigenverwaltung um. Der vorerst letzte Schritt war die Übertragung der Geschäfte auf die neue Gesellschaft René Lezard Mode AG im Dezember.

René Lezard war nicht der einzige große Name aus der deutschen Bekleidungsbranche, der im Laufe des Jahres den Gang zum Insolvenzgericht antreten musste: Außerdem traf es unter anderem namhafte Firmen wie Roeckl, Basler und Gardeur.

April: Adidas und Puma im Aufwind

Lange hatten die beiden deutschen Sportartikelriesen Adidas und Puma gegenüber der Konkurrenz aus den USA das Nachsehen gehabt. Doch im April wurde erneut klar, dass die beiden Traditionsunternehmen aus Herzogenaurach ihre Lektionen gelernt hatten. Beide legten starke Zahlen für das erste Quartal vor und sollten sich auch im Rest des Jahres deutlich dynamischer entwickeln als die großen nordamerikanischen Wettbewerber Nike und Under Armour, die deutliche Schwächen zeigten. Nach entscheidenden Personalwechseln, Umstrukturierungen und geglückten Neuausrichtungen konnten Adidas und Puma den US-amerikanischen Platzhirschen sogar in deren Heimat Marktanteile abjagen.

Großen Anteil an der Renaissance der urdeutschen Traditionshäuser haben zwei Skandinavier: Bei Puma hat der Norweger Bjørn Gulden, der 2013 den Vorstandsvorsitz übernahm, mit mutigen Entscheidungen für den Aufschwung nach langer Durstrecke gesorgt, an der Spitze von Adidas steht seit August 2016 der Däne Kasper Rørsted.

Mai: Coach zahlt Milliarden für Kate Spade

Der Modemarkt in den USA wird schon länger von signifikanten Veränderungen im Kaufverhalten geprägt. Dass die Verbraucher weniger Geld für Mode ausgaben, bekamen auch einige erfolgsverwöhnte Marken zu spüren. Die reagierten mit gezielten Einschränkungen bei Rabattaktionen und Lieferungen an Handelspartner, aber auch mit Zukäufen, um die Abhängigkeit vom Heimatmarkt zu verringern und neue Zielgruppen zu erschließen.

Das ließen sie sich einiges kosten: Im Mai kündigte der Lederwarenspezialist Coach an das Modelabel Kate Spade für 2,4 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Der Konzern hofft, mit dem Neuzugang auch jüngere Kundinnen anzusprechen. Die Diversifizierungsstrategie, die das Unternehmen im Jahr 2015 mit dem Kauf des Luxus-Schumachers Stuart Weitzman eingeleitet hatte, resultierte im Herbst sogar in einer Umbenennung: Seit Ende Oktober firmiert die Unternehmensgruppe unter dem Namen Tapestry. Coach ist nun nur noch eine Konzernmarke unter mehreren.

Im Juli zog dann auch der Konkurrent Michael Kors nach, der Berichten zufolge ebenfalls Interesse an Kate Spade bekundet hatte: Er zahlte etwa 1,2 Milliarden US-Dollar für für das britische Schuhlabel Jimmy Choo.

Juni: Inditex distanziert Hennes & Mauritz

Im Ringen der beiden führenden globalen Bekleidungsfilialisten behielt Inditex, die Muttergesellschaft von Marken wie Zara, Massimo Dutti und Bershka, klar die Oberhand gegenüber dem schwedischen Konkurrenten Hennes & Mauritz. Im ersten Quartal konnten die Spanier ein Umsatzplus von 14 Prozent verbuchen. Hennes & Mauritz enttäuschte demgegenüber im Frühjahr mit enttäuschend niedrigen Zuwächsen die Erwartungen und schaffte es auch im weiteren Verlauf des Jahres trotz zahlreicher Neueröffnungen nicht, mit Inditex Schritt zu halten.

Die Schweden setzen nun auf neue Angebote: Im August feierte die Marke Arket ihre Premiere. Besser wurden die Zahlen erst einmal nicht. Kurz vor Weihnachten musste das Unternehmen sogar einen unerwarteten Umsatzrückgang im vierten Quartal melden und empfindliche Sanierungsmaßnahmen ergreifen: Angekündigt wurden Veränderungen im Sortiment und Ladenschließungen. Der langjährige Expansionskurs ist erst einmal gebremst.

Fotos: Premium Exhibitions GmbH, FashionUnited, Tom Tailor, René Lezard, Adidas, Coach, Inditex
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