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Jahresrückblick 2016 – Teil 2

Von Jan Schroder

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Mode

Pleiten, Konsumflaute, geplatzte Träume – Jubelmeldungen aus der Modebranche waren in Deutschland auch 2016 nicht zu vernehmen. Die eigentlich glänzende Kauflaune der Verbraucher kam bei den Bekleidungsanbietern einfach nicht an. Das wurde zahlreichen Führungskräften und einigen Unternehmen zum Verhängnis. So wurde es ein Jahr der Umbrüche: Allenthalben gab es neue Chefs, neue Designer und neue Strategien. In unserem Jahresrückblick lassen wir noch einmal einige der wichtigsten Ereignisse Revue passieren.

Den Rückblick auf die erste Jahreshälfte können Sie hier lesen.

Juli: Amoklauf in München – Angst vor Anschlägen belastet den Modehandel

Spätestens Ende Juli hatte die Angst vor Anschlägen auch Deutschland erreicht. Der Amoklauf im Münchener Olympia Einkaufszentrum sorgte für tiefe Verunsicherung unter Einheimischen und Touristen. Die Einzelhändler bekamen das zu spüren. Ein Geschehnis wie der Amoklauf in der bayerischen Metropole gehöre „zu den unvorhersehbaren Ereignissen, die eine Prognose signifikant beeinträchtigen können“, räumte etwa der Vorstand des Münchener Handelshauses Ludwig Beck ein. Später machte das Unternehmen tatsächlich „die rückläufigen Frequenzen in den Innenstädten nach den Attentaten von Paris, Brüssel und Nizza sowie eine nach dem Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum verstärkt zu beobachtende Kaufzurückhaltung“ für enttäuschende Zahlen verantwortlich. Von der wachsenden Terrorangst waren ganze Branchen betroffen. Zahlreiche globale Luxusgüteranbieter, die ihr Geschäft in Europa zu einem wesentlichen Teil mit Touristen machen, beklagten vor allem nach den Anschlägen in Frankreich rückläufige Umsätze. Doch nicht nur die Furcht vor dem Terror sorgte 2016 für die vielbeschworenen „schwierigen Rahmenbedingungen“. Auch unerwartete politische Entscheidungen wie das Brexit-Votum in Großbritannien und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sorgten für Verunsicherung.

August: Verwirrspiel um Strenesse

Gute Nachrichten kamen im August vom Nördlinger Modehaus Strenesse. Das Unternehmen, das 2014 Insolvenz anmelden musste, habe endlich einen neuen Investor gefunden, teilte die Firma mit. Die niederländische MAEG Holding werde Strenesse übernehmen. Lange hielt die Freude nicht. Wenige Wochen später platzte der Deal, beide Parteien gaben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern. Ärger mit potenziellen Investoren hatten in den vergangenen Monaten nicht nur die Nördlinger: Auch bei René Lezard und Laurèl sprangen schon sicher geglaubte Geldgeber kurzfristig ab.

Die Hängepartie um die Zukunft von Strenesse ging vorerst weiter – erst im Dezember gab es vorerst ein Happy End: Eine Schweizer Treuhandgesellschaft erklärte sich bereit, das Modehaus zu übernehmen und weiterzuführen. „Wir alle freuen uns sehr auf das Unternehmen Strenesse und vor allem auf seine kompetenten Mitarbeiter“, erklärte Anna Busch, die Verwaltungsratspräsidentin des neuen Eigentümers.

September: „Trend Show“ statt „Trade Show“: Zalando lässt Bread & Butter auferstehen

Immerhin war der klangvolle Name wieder da: Nach der Insolvenz der einst weltgrößten Messe für Denim und Streetwear hatte sich der Modeversender Zalando die Markenrechte an der Bread & Butter gesichert. Anfang September veranstaltete er das erste Event unter dem alten Namen in Berlin. Doch die „Bread & Butter by Zalando“ wollte gar nicht an die großen Zeiten der Messe anknüpfen. Die Veranstaltung war nicht als wirtschaftlich relevanter Treffpunkt für Aussteller und Einkäufer gedacht, sondern als buntes Spektakel für den Endverbraucher, an dem sich populäre Marken wie Puma, Topshop, Marni, Tommy Hilfiger und Levi's beteiligten. „Wir verabschieden uns von der traditionellen Trade Show, um Platz für eine ganz neue Art von Event zu schaffen: Eine Trend Show für Marken und Konsumenten, die die Möglichkeit für direkte Interaktion bietet“, erläuterte Zalando-Vorstand David Schneider. Auch hier zeigte sich also der in diesem Jahr so wichtige Trend, mit frischen Konzepten auf die Wandlungen im Modehandel zu reagieren.

Oktober: Adidas mit neuem Schwung und neuem Chef

Schon im Januar hatte Adidas das Ende einer Ära verkündet: Nach 15 Jahren an der Spitze des Sportartikelkonzerns werde Herbert Hainer den Vorstandsvorsitz abgeben, teilte das Unternehmen mit. Bis es soweit war, dauerte es noch ein wenig. Anfang Oktober übernahm Hainers längst feststehender Nachfolger Kasper Rorsted das Ruder. Der hatte zuvor den Konsumgüterkonzern Henkel ausgesprochen erfolgreich geführt.

Bei Adidas stieg der Däne zu einem günstigen Zeitpunkt ein. Nach einer Durststrecke hatte der Konzern bereits im vergangenen Jahr wieder kräftige Fortschritte gemacht. Gerade in den USA, wo die Geschäfte lange geschwächelt hatten, konnte Adidas mit schicker Sportbekleidung, die gut bei den Kunden ankam, zuletzt sogar dem Giganten Nike Marktanteile abjagen. Adidas sei „in guter Verfassung“, lobte Rorsted das Werk seines Vorgängers. Weniger erfreulich laufen nach wie vor die Geschäfte der Tochter Reebok, die Adidas einst gekauft hatte, um auf dem US-Markt zu punkten. Sie will Rorsted nun dem nächsten kostspieligen Umbau unterziehen.

November: Auch Laurèl ist pleite

Die Pleitewelle frisst sich durch alle Segmente der deutschen Textilbranche und macht auch vor Aushängeschilder im Premiumsegment nicht halt. Im November ist das Modehaus Laurèl an der Reihe. Dem hatten vor allem Schwierigkeiten im Russland-Geschäft die Zahlen verhagelt. Schon seit über einem Jahr hatte das Unternehmen händeringend nach einem Investor gesucht, im Herbst schien es ihn gefunden zu haben. Doch auch bei Laurèl erwies sich der vermeintliche Retter als nicht zuverlässig. Die chinesische Gesellschaft Shenzhen Oriental Fashion Asset Management brach die weit fortgeschrittenen Verhandlungen überraschend ab, dem Modehaus blieb nur der Insolvenzantrag. Nun will sich Laurél in Eigenverwaltung sanieren und erneut einen Investor suchen – ohne frisches Geld hat das Unternehmen wohl keine Zukunft.

Dezember: Die Innenstädte schwächeln im Weihnachtsgeschäft

Große Hoffnungen hatte der deutsche Einzelhandel in die Wochen vor dem Jahreswechsel gesetzt. Der Branchenverband HDE hatte ein deutliches Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr prognostiziert, mit rund 91 Milliarden Euro sollte das Weihnachtsgeschäft alle Rekorde brechen. Doch ganz so glänzend wie gedacht liefen die Geschäfte vor Heiligabend nicht. Die Kundenfrequenzen in den Innenstädten, wo viele Modehändler ihre Geschäfte haben, entwickelten sich lange Zeit wenig erfreulich. Vor allem Einkaufszentren am Stadtrand und natürlich die Online-Händler profitierten von der eigentlich glänzenden Kauflaune der Verbraucher. Bis zuletzt hoffte der HDE auf einen „großen Ansturm“ auf die Innenstädte kurz vor Heiligabend – doch dann passierte in Berlin der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Beziffern ließen sich dessen Folgen auf den Handel noch nicht, viele Kunden verzichteten aber wohl aus Vorsicht auf einen Besuch in den Stadtzentren. In einer ersten Zwischenbilanz nannte ein HDE-Sprecher das Weihnachtsgeschäft „insgesamt robust“. Euphorisch klang das nicht mehr.

Lesen sie auch:  Jahresrückblick 2016 – Teil 1

Fotos: Ludwig Beck, Strenesse, FashionUnited, Adidas, Laurèl, ECE

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