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It-Piece oder Schutz: Was haben Unternehmen von der Mund-Nasen-Maske?

Von FashionUnited

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Mode |HINTERGRUND

Einfach jeder macht gerade Masken - vom großen Textilfabrikanten über Modelabels, bis hin zur kleinen DIY-Brand im Hinterzimmer. Im Vordergrund steht ganz klar der Schutz und die Reduzierung der Coronavirus-Ausbreitung. Bei den Modellen reicht die Spanne von den klinisch blauen Einwegmasken bis zur glitzernden Luxusvariante, bei der es nicht mehr nur um den Schutz geht und der Look zumindest einen genauso hohen Stellenwert, wie die Sicherheit, hat. FashionUnited hat sich dem Phänom Mund-Nasen Maske aus sicherer Entfernung genähert und mit verschiedenen Anbietern von Marc Cain, About You bis Fortuna Düsseldorf über Produktion und Verkauf gesprochen.

Vom klinischen Objekt zum gesuchten Modeartikel

Auch wenn das Verhälntis der Modeindustrie zur klinischen heikel bleibt, sprechen die Zahlen für sich. Auf der Mode-Suchplattform Lyst stieg die Suche nach Masken um ganze 496 Prozent im ersten Quartal. Die Mund-Nase-Maske des Labels Off-White für 95 Euro war sogar das meistgefragteste Menswear-Produkt in diesem Zeitraum, gefolgt von Marken wie Fendi, Bape und Marcelo Burlon, als Millionen von Menschen weltweit nach Gesichts-Bedeckungen suchten.

Spätenstens seit der Einführung der Maskenpflicht in Deutschland und Österreich ist klar, dass die Mund-Nase-Bedeckung vorerst nicht mehr aus dem Straßenbild wegzudenken ist. Kein Wunder also, wenn Herstellung und Verkauf auch im deutschsprachigen Raum brummen.

Bild: Screenshot Van Laack Onlineshop

Fast jeder zweite deutsche Textilhersteller produziert Masken für den medizinischen und alltäglichen Gebrauch, schätzte der Verband Textil+mode. Inzwischen stellen deutsche Unternehmen rund 22 Millionen Masken pro Woche her um die Versorgungslücke zu decken, darunter 2,5 Millionen FFP-Masken, 7,5 Millionen OP-Masken und 12 Millionen sogenannten Alltags oder Mund-Nase-Masken. Sowohl der Verband German Fashion als auch der Fashion Council Germany haben Datenbanken eröffnet, um ihre Mitglieder - von alteingesessenen deutschen Bekleidungshersteller bis zum jungen Berliner Label - beim Vertrieb der Masken zu unterstützen.

Bild: Maske von Marc Cain

Vor allem in den ersten Wochen seit Einführung der Tragepflicht waren die Gesichtsbedeckungen schnell ausverkauft, wie Modelabels von Marc Cain bis Starstyling berichten. Der Masken-Verkauf sei für etwa zwei Wochen sehr stark gewesen und ist nun zurückgegangen, sagte Kai Seifried, Wholesale-Manager von der Berliner Marke Starstyling, die Masken mit Prints passend zur SS20-Kollektion anbietet. “Ich denke, alle haben nun einige Masken zu Hause und tragen die erstmal. Wir rechnen aber schon damit, dass hier und da weitere Nachfrage bestehen wird”, sagte er per E-mail.

Auch Handelsketten von Lidl bis Aldi meldeten einen Kundenansturm Anfang Mai. Die erste Ladung an Masken war so schnell ausverkauft, dass Lidl ankündigte wieder 32 Millionen Mehr- und Einwegmasken ab 18. Mai anzubieten. Darunter ist auch eine Sonderaktion des Lebensmittel-Discounters mit einem eher ungewöhnlichen Partner: Eine Fünfer-Packung an weißen Mund-Nasen-Bedeckungen des Edel-Hemdenherstellers Van Laack mit antibakterieller Schicht kostet 7,99 Euro. Aber nicht nur Modefans steigen die Chancen auf passende Mund-Nasen-Masken ihrer Lieblingsmarken.

Fanbedarf nicht ohne Masken

In der heutigen Zeit verfügen Fußballvereine über ein großes Sortiment an Fanartikeln, die über Schal und Trikot weit hinausgehen. Supporter könnten fast die ganze Wohnung in den Farben ihres Lieblingsclubs gestalten. Vom Waffeleisen bis zur Babykleidung gibt es alles, was das Fußballherz begehrt. Da wundert es auch nicht, dass auch Masken ins Sortiment aufgenommen wurden. Große Clubs, wie der FC Bayern München, bieten ihren Anhängern direkt eine ganze Kollektion, aus mehreren Designs an. Aber auch kleinere Vereine, wie Holstein Kiel oder Fortuna Düsseldorf treten der Pandemie in ihren Farben entgegen.

Bild: Maske des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf

“Die Maske ist aufgrund der großen Nachfrage der Fans entstanden. Wir sind zuerst vorsichtig gestartet und konnten dann jedoch nicht ahnen, welche Dimensionen das annimmt. Mittlerweile haben wir 9.000 Stück verkauft und es befinden sich weitere Mengen in Produktion. Wir sind natürlich glücklich und stolz als Fußballverein, mit den Masken etwas Nützliches und Wichtiges zur Corona-Pandemie beitragen zu können,” so eine Sprecherin von Fortuna Düsseldorf gegenüber FashionUnited. Die Masken sind seit dem 7. April im Verkauf und kosten 6,95 Euro zuzüglich Versand.

Umsatzstütze für Designer

In Zeiten zäher Kundennachfrage und eingebrochener Umsätze, können Masken gerade für kleine Designerlabels eine willkommene Einkommensquelle sein. Die Berliner Designerin Isabel Vollrath bietet auch Couture-Masken aus Seide und Brokat für bis zu 130 Euro an. Die Mund-Nase-Masken des Berliner Labels Schepperheyn waren kurzzeitig im Webshop sogar ausverkauft.

Nicht nur Designern helfen die Mund-Nasen-Masken. So hat Onlinehändler About You in Hochzeiten 100.000 Masken pro Stunde verkauft. Unter seinen Maskenbestellungen gab es “überproportional viele Neukunden” und jeder dritte dieser Kunden hat noch etwas zusätzlich in den Warenkorb gelegt.

Der Onlinehändler hat bereits vor dem Einführen der Tragepflicht in Deutschland damit begonnen, sein Sortiment an Masken einzuführen, dass von eigenen Modellen bis zu Masken von Marken wie Armedangels reicht oder Recolution. Mittlerweile hat About You 5 Millionen Stück geordert und betont, dass das Unternehmen selbst und seine Partner die Gesichtsbedeckungen nur zum Selbstkostenpreis anbietet.

“Wir wollen zeigen, dass wir es ernst meinen und unseren Beitrag zum gesundheitsbezogenen und achtsamen Umgang mit sich und anderen leisten - und gleichzeitig dem Krisen-Wucher eine klare Absage erteilen”, sagte Tarek Müller, Mitgründer und Co-CEO von About You. Bei jeder Maske im Onlineshop wird der Endpreis transparent nach Herstellungs-, Logistik- und Umschlagskosten aufgeschlüsselt.

Bild: Masken von Recolution im Webshop von About You

Warum geht der Händler mit seinem Masken-Angebot so vorsichtig um? Auch französische Modehäuser wie Dior oder Balenciaga haben ihre eigene Herstellung bisher nur dazu genutzt, um Masken für Pflegekräfte herzustellen und keineswegs als Mode-Accessoire für die eigene Tasche. Neben ihren mit der Pandemie verbundenen Image, muss sich der mögliche Modefaktor von Masken, noch beweisen. Außerdem ist sie ein Schutzmittel gegen eine lebensbedrohliche Krankenheit; Frankreich deckelte sogar den Preis für medizinische Masken bei 95 Cent.

Mit Masken Arbeitsplätze sichern

Für Empörung sorgte etwa der Bekleidungshersteller Trigema, der seine Produktion auf Masken umgestellt hat und 120 Euro für ein Zehnerpack verlangt. Geschäftsführer Wolfgang Grupp wehrte sich gegen die Vorwürfe der Geldmacherei in der Gesundheitskrise mit ein paar wenigen Zentimetern Stoff. Er rechtfertigte den Preis mit der Sicherung der Arbeitsplätze seiner Produktion in Deutschland und den nötigen Arbeitsschritten. Wie das Produzieren von medizinischen Schutzmasken sogar neue Stellen schafft, bewies jüngst das Unternehmen Hygiene Austria, welches von den Textilherstellern Lenzing und Palmers ins Leben gerufen wurde.

Bild:Screenshot Onlineshop Trigema

Das Bekleidungsunternehmen Marc Cain setzt bei seinen Masken für 25 Euro darauf, dass sie zum modischen Alltagsbegleiter - für den modisch gewagten Herren gibt es gar einen unisex Leo-Wolf-Print. Die Prints sollen zu den Kollektionen passen, ebenso scheint die Preislage zu passen. “Wir lassen die Mund-Nasen-Masken bei einem unserer kroatischen Partnerunternehmen herstellen, mit dem uns eine zwölfjährige, vertrauensvolle Geschäftsbeziehung verbindet”, sagte Katja Foos, Design Director bei Marc Cain. Mit der Produktion der Masken werde auch der Lieferant unterstützt.

Nächstes It-Piece in Sicht?

Wer schon genug Masken hat und weiteren Schutz gegen Viren sucht: Mit den Visierkappent bahnt sich ein neuer Anwärter in Zeiten von Covid-19 an. Die Kopfbedeckung, die seit geraumer Zeit in Asien von manchen gegen Straßensmog oder Sonnenstrahlen eingesetzt worden ist und auch vom medizinischen Personal, wird nun auch in Deutschland gefertigt. Peter Kaiser hat die Basecaps mit transparenter Sicht- und Schutzscheibe unlängst in sein Sortiment genommen - für 15 Euro in Farben von Neongelb bis Schwarz.

Bild: Visier-Kappe von Peter Kaiser

“Die neue Visier-Basecap ist speziell für Schulkinder, aber auch für Erwachsene geeignet - besonders für diejenigen, die keinen Druck am Kopf durch Gummibänder mögen”, wirbt der Schuh- und Taschenhersteller aus Pirmasens für die Vorteile der Kappen gegen die Masken. “Das Visier kann ganz einfach durch Druckknöpfe angebracht bzw. entfernt werden und ist somit der perfekte Begleiter für Schule und Freizeit.”

Auch Künstler, die eigentlich nicht viel mit Modedesign am Hut haben, lassen ihrer Kreativität freien Lauf - so wird alten Tennissocken, Plastiktüten und allem, was sich noch zuhause anfindet, ein neues Leben geschenkt. Der Londoner Künstler und Fotograf Max Siedentopf hat unter dem Projekt “How-To Survive A Deadly Global Virus” einige Alternativen zur herkömmlichen Maske gesammelt und festgehalten. Das Ergebnis erstreckt sich von Masken aus Salat bis zum Sneaker. Eines der Motive wurde daraufhin zum eigenen Instagram-Filter, der es Benutzern erlaubt ihr Gesicht hinter einem Glas Nutella zu verstecken.

Bild:Screenshot Instagram maxsiedentopf

Dieser Beitrag entstand mithilfe von Weixin Zha und Ole Spötter.

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Foto: G-Star RAW

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