Internationalisierung und Markenrechtsstreit: Die Miami Swim Week im 20. Jubiläumsjahr
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Während heiße Temperaturen die meiste Zeit des Jahres ein fester Bestandteil von Miami sind, heizt sich die Stimmung in der Stadt besonders auf, wenn die jährliche Miami Swim Week vor der Tür steht. Vom 29. Mai bis zum 2. Juni kamen wieder internationale Bademode-Marken in Miami zusammen, um sich bei einem der zahlreichen Events zu präsentieren.
Die Modewoche ist ein jährlicher Zusammenschluss vieler unabhängiger Termine, die von verschiedenen Veranstalter:innen und Agenturen organisiert werden. In diesem Jahr feiert die Miami Swim Week ihr 20-jähriges Bestehen. Der Veranstalter Paraiso ist einer der vielen Teilnehmenden und organisiert seine eigene „Paraiso Miami Swim Week” sowie eine zweitägige Konferenz, dem „Summer Fashion Summit”. Weitere hochkarätige Veranstaltungen sind „Art Hears Fashion” und die von der DCSW Group veranstaltete „Miami Swim Week The Shows”. Die Messe Cabana Miami ergänzt das Programm der Modewoche durch eine Business-to-Business-Veranstaltung.
Mit diesem Programm lockt die Modewoche jährlich zahlreiche Besucher:innen nach Miami – sowohl Fachpublikum als auch Verbraucher:innen.
Das Wetteifern der Veranstalter:innen
Paraiso verzeichnete 30.000 Gäste und 7.500 Einkäufer:innen aus aller Welt und scheint damit ein entscheidender Faktor für die Beliebtheit der Modewoche in Miami zu sein. Die Eventagentur war auch für die Terminverschiebung der Swim Week verantwortlich, denn schon zum zweiten Mal entschied sich Paraiso für einen früheren Veranstaltungstermin. Dieses Mal folgten die anderen Veranstalter:innen dem Beispiel und so wurde das gesamte Programm offiziell auf Ende Mai vorverlegt. Die Änderung war eine Reaktion auf die Entwicklung des Marktes: Der frühere Termin geht einerseits besser mit der Messesaison einher und ermöglicht den Designer:innen außerdem nicht nur die Vorschau auf künftige Kollektionen, sondern auch den direkten Verkauf an die Kundschaft.
„Heutzutage werden Modenschauen veranstaltet, um den Verbraucher:innen die aktuellen Produkte zu zeigen und sie für die kommenden Kollektionen zu begeistern. Während die meisten Designer:innen lediglich Vorschauen zeigen, integrieren die Marken diesmal Kleidungsstücke, die die Kund:innen sofort kaufen können. Wir möchten, dass die Brands die Verbraucher:innen so früh wie möglich über die von uns angebotenen Kanäle erreichen: Experimentell, über Soziale Medien, Presse und Einzelhandels-Kooperationen”, betont Natalija Dedic Stohanovic, die Gründerin von Paraiso Miami Beach, die Notwendigkeit sich Marktentwicklungen anzupassen.
Aus einer umfassenderen Perspektive hat sich die Miami Swim Week in ihrem 20-jährigen Bestehen stark entwickelt und verändert. Ursprünglich startete die Modewoche 2004 als Mercedes-Benz Fashion Swim Week. Seitdem hat sich die Veranstaltung zu einer Plattform für unabhängige Marken entwickelt, die ihre Kollektionen typischerweise in kleineren, intimeren Shows präsentieren. Doch auch das könnte sich bald ändern, denn seit 2022 ist die Zukunft des Konzeptes der „Miami Fashion Week The Shows“ ungewiss, da sich der Veranstalter DCSW in einem Markenrechtsstreit mit Paraiso befindet. Da Paraiso die Registrierung der „Miami Swim Week“ für sich beansprucht, steht die Show vor einer möglichen Absage.
Nachhaltigkeit – Stundent:innen halten die Werte hoch und große Marken schwächeln
Während die „Miami Swim Week The Shows” ihre eigene Reihe von Teilnehmer:innen hat, wie eines der Hauptevents „Sports Illustraed”, setzt die Veranstaltung von Paraisos vor allem auf Stammgäste und etablierte Marken, die sich jede Saison präsentieren und die geschäftige Atmosphäre nutzen. In diesem Jahr veranstalteten Marken wie Rag & Bone, Ed Hardy, Nike und Guess während der Veranstaltungswoche eigene Partys und Pop-ups in verschiedenen Strandclubs. Diese Events standen im Kontrast zu zahlreichen Modenschauen. Einige der Laufsteg-Shows entfernten sich jedoch von dem Nachhaltigkeitsanspruch, den sich die Modewoche selbst auf die Fahne geschrieben hat. So füllte das Fast-Fashion-Label Oh Polly mit seiner Schau den letzten Zeitslot am dritten Tag, nur eine Stunde nach der Modenschau von dem Planet Fashion Eco-Collective, welches eine Auswahl von nachhaltigen Bademode-Labels präsentierte.
Die Werte Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein von Paraiso waren eher bei den Student:innen präsent, die ihre Arbeiten auf der Modewoche präsentieren. So wurde zum vierten Mal die Swim Up-cycle Challenge mit Studierenden des Istituto Marangoni Miami durchgeführt, wobei die jungen Designer:innen ihre Produkte aus Reststoffen entwarfen. Mit der Hilfe von Mentoren präsentieren fünf ausgewählte Studierende jeweils zwei Looks auf dem Laufsteg der Miami Swim Week und durften sich damit vor einer Jury aus Branchenexpert:innen beweisen. Student:innen, die sich mit ihrer Arbeit für Nachhaltigkeit engagieren, standen auch am zweiten Tag des Programms im Mittelpunkt und Studierende des Fachgebiets Fashion Merchandising and Design der St. Thomas University präsentierten ihre eigene Kollektion von recycelten Sneakern.
Europäische und kolumbianische Marken erobern die Messelandschaft
Obwohl die Liste der teilnehmenden Marken der Miami Swim Week bereits sehr umfangreich ist, wurde sie in diesem Jahr durch die Teilnahme kolumbianischer Marken noch erweitert. Designer:innen aus dem Land traten auf der Modewoche in vielerlei Hinsicht auf und feierten damit Premiere für die kolumbianische Modewoche Colombiamoda. Einige Marken, wie PQ Swim, präsentierten sich mit eigenen Modenschauen, während andere in das Programm der zeitgleich stattfindenden „Cabana Swim Show” aufgenommen wurden. Die Show ist Teil einer breiteren, neu etablierten Zusammenarbeit zwischen Inexmoda, dem Veranstalter der Colombiamoda, und der Miami Swim Week.
Die Partnerschaft gehört für Inexmoda zu einer umfassenden Internationalisierungsstrategie und soll dazu Beitragen, neue Geschäftschancen für die ausgewählten Marken zu schaffen. Inexmoda hofft, so einen Teil des US-Exportgeschäftes zu erschließen, welches bereits jetzt einen Anteil von 59,3 Prozent am kolumbianischen Markt ausmacht. Darüber hinaus sehen die Organisator:innen darin eine Möglichkeit, das kolumbianische Kunsthandwerk einem neuen Publikum näherzubringen. „Wir sind stolz darauf, diese talentierten Marken bei der Ausweitung ihrer internationalen Präsenz zu unterstützen und dabei nicht nur ihre einzigartigen Produkte, sondern auch Kolumbiens kulturelles Erbe und die Handwerkskunst des Landes zu fördern”, sagt Carmen Caballero, Präsidentin von ProColombia.
Die Internationalisierung stand auch für die französische Messe MarediModa im Vordergrund, die in diesem Jahr erstmals an der „Cabana Swim Show” teilnahm und so eine Auswahl europäischer Unternehmen aus Italien, Spanien und Deutschland auf die Veranstaltung brachte. Die teilnehmenden Marken stellten ihre Stoff- und Accessoires-Kollektionen für die Sommersaison 2026 in einer sogenannten „Premium-Zone“ aus, die laut MarediModa die tragende Rolle widerspiegelt, die die Unternehmen in der globalen Wertschöpfungskette einnehmen. Die starke Präsenz der MarediModa-Marken ist auf eine Vereinbarung zwischen der in Cannes ansässigen Organisation und Cabana zurückzuführen, die die Bedeutung der MarediModa in Miami festigen soll.
„Von allen Einsätzen, die MarediModa organisiert und gefördert hat, ist die Veranstaltung in Miami für uns etwas Besonders, auf das wir sehr stolz sind”, sagt Claudio Taiana, der Präsident von MarediModa. „Die Präsentationen unserer Kollektionen in Florida, während der wichtigsten Veranstaltung der Branche bedeutet, dass wir den Kund:innen aus den USA, Lateinamerika und Ozeanien einen bestimmten Lebensstil und Handlungsweise in einem lebendigen und dynamischen Kontext präsentieren. In diesem jahr werden unsere Vision und unsere Arbeitsweise durch den Veranstaltungsort in der Cabana-Show belohnt.”
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.com