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Haute Couture SS25: Besinnung auf Bewährtes und ein Debüt bei Valentino

Von Weixin Zha

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Mode
Chanel feiert 110 Jahre Haute Couture in seiner SS25-Show mit zahlreichen Referenzen an sein Erbe. Credits: Launchmetrics Spotlight

In Paris setzten die Modehäuser in dieser Woche auf Erprobtes und bemühten sich um leichte, feminine Kollektionen. Marken wie Chanel betonten den visuellen Code des Hauses, andere Häuser wie Dior oder Schiaparelli spielten ebenfalls mit klassischen Silhouetten. Nur die Debütanten der Couture-Woche wagten Experimente.

Bewährte Codes

Als ältestes, noch aktives Couture-Haus der Welt zelebrierte Chanel in dieser Saison 110 Jahre Haute Couture mit vielen Referenzen an sein Erbe. Der Laufsteg im Pariser Grand Palais bestand aus zwei ineinander verschränkten Buchstaben C, den Insignien der Gründerin Coco Chanel und dem mittlerweile unverkennbaren Logo der Marke.

Chanel Haute Couture SS25. Credits: Launchmetrics Spotlight

Vor der Ankunft des künftigen Kreativdirektors Matthieu Blazy, besann sich die von dem Kreativstudio entworfene Haute-Couture-Kollektion auf die Tradition des Hauses. Tweed-Kostüme mit den typischen Knopfleisten wurden vielfach iteriert; schwarze, lange Schleifen zierten die Krägen von Blusen und Jackets – alle Looks durchwegs kombiniert mit den ikonischen Two-Tone-Sandalen. Glitzernder Tweed, Spitze und Seide in Pastelltönen brachten Leichtigkeit in die Kollektion.

Die schwindelerregenden Höhen der Handwerkskunst

Schiaparelli entfernte sich diese Saison weiter von den aufsehenerregenden Entwürfen, die Kreativchef Daniel Rosebury bei der Wiedergeburt des Modehauses aus dem surrealistischen Erbe der gleichnamigen Gründerin schöpfte. Er setzte das Spiel mit der Realität fort, aber mit leiseren Details, die in der Essenz der Couture wurzelten – der Handwerkskunst.

Ein eindrückliches Beispiel war ein Korsett-Bustier-Kleid: Übertrieben akzentuierte Hüften spielten mit der klassischen Form des Korsetts, mehr als 3000 aufgenähte Trompe L’œil-Satin-Perlen mit unserer Wahrnehmung. Sie demonstrierten aber gleichzeitig auch das Können des Hauses und die Erkundung dessen, was Couture kann.

Schiaparelli SS25 Haute Couture. Credits: Launchmetrics Spotlight

Passend dazu lautete der Titel der SS25-Show “Ikarus” – der tragischen griechischen Sagenfigur entlehnt, die vom Himmel stürzte, weil sie mit ihren von Wachs zusammengehaltenen Flügeln der Sonne und den Göttern zu nahe kam. „Haute Couture strebt danach große Höhen zu erreichen; es verspricht unserer komplexen Realität zu entfliehen”, sagte Daniel Rosebury in den Notizen zur Show. „Es erinnert uns auch daran, dass Perfektion einen Preis hat.”

Märchen-Mädchenwelt

Das Pariser Modehaus Dior demonstrierte ebenfalls die physische Handwerkskunst seines Couture-Ateliers, während es im Geiste der Realität entfloh. Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri ließ sich von der Trapèze-Linie des jungen Yves Saint Laurent für Dior aus dem Jahr 1958 inspirieren und der Cigale-Silhouette, die der Gründer des Hauses selbst für eine Couture-Show 1952 entwarf.

Dior SS25 Haute Couture. Credits: Launchmetrics Spotlight

Zwischen den historischen Inspirationen tauchten immer wieder Krinolinen auf – mit Tülle umhüllt oder mit Fransen und floralen Stickereien besetzt. Tops mit Puffärmeln und kleinen Pumphosen aus Spitze und irokesenförmiger Federschmuck für die Haare, gaben der Kollektion eine mädchenhafte, leicht rebellische Note. Die Flucht aus der Realität ins Wunderland der Stile wurde erst komplett mit den naiven Bildern der Künstlerin Rithika Merchant im Hintergrund des Laufstegs.

Was darf Couture?

Entgegen des Trends zu eleganten Abendroben und leichten Kleidchen, wagte sich Designer Alessandro Michele während seines Haute Couture-Debüts beim römischen Modehaus Valentino an vergleichsweise schwere Kost.

Er blieb seinem maximalistischen Stil treu und schien nicht nur die Grenzen der Handwerkskunst von Valentinos Atelier auszuloten, sondern angesichts der Fülle der unterschiedlichen Stile und Looks auch die Geschichte der Couture quer durch die Jahrhunderte und Kontinente.

Valentino Haute Couture SS25. Credits: Launchmetrics Spotlight

Im ersten Look, einem Harlequin-Tüll-Kleid, steckten 1300 Stunden an Handarbeit. Und die im Hintergrund der Show angezeigte Liste zum Kleid enthielt mehr als 60 Stichwörter an Assoziationen Micheles – wie “Commedia dell’arte, Graphism, 341 Sky, Mittelalter, Bustier, Dramaturgie, Vitruvius, 16. Jahrhundert,..”. Und so ging es die nächsten 47 Looks weiter.

Hauptsache, immer hübsch?

In dem Reigen der Kollektionen, die leicht, luftig und schön sein wollen, erinnerte Ludovic de Saint Sernin als Gastdesigner für Jean Paul Gaultier daran, dass Couture auch ein anderes Bild der Gender zeichnen kann. Der durch genderfluiden Entwürfe bekannt und erfolgreich gewordene Modeschöpfer spielte mit den maritimen Erkennungszeichen von Gaultier. Aber anstatt betuchter Damen auf Kreuzfahrt, kleidete er lasziv-sinnliche Kreaturen aus den Untiefen der Weltmeere – und erschien zum Schluss selbst in einem schwarzen, schulterlosen Kleid mit engster Wespentaille.

Jean Pauzl Gaultier SS25 Haute Couture. Credits: Launchmetrics Spotlight
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