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Hauptsache draußen: Das sind die Trends der Sportbranche für HW 21/22

Von Regina Henkel

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Mode

Die Pandemie hat auch im Sportmarkt Entwicklungen verstärkt, die bereits zuvor erkennbar waren: Die Menschen wollen raus in die Natur. Davon profitiert gerade die gesamte Outdoorbranche.

Die Situation im Sportmarkt ist ambivalent. Klassische Ganzjahressegmente wie Teamsport, Fitness oder auch Schwimmen durchleben gerade schwere Zeiten angesichts geschlossener Sportstätten und Kontaktverbote. Andere Segmente wiederum boomen mehr denn je, wie beispielsweise Running, Trailrunning, Bike, Outdoor und Wintersportarten wie Langlauf und Ski Touring, die ohne Massenansammlungen betrieben werden können. „Die Natur und die Freiheit, die sie bietet, wurden noch nie so gut verstanden wie heute“, sagt Michael Horsch, VP Product and Marketing der US-amerikanischen Outdoor-Marke The North Face. „Und damit steigt auch die Nachfrage nach Produkten, die Outdoor-Aktivitäten unterstützen.“ Dieser Trend wird auch für die kommende Wintersaison 2021/22 anhalten, da ist sich die Branche einig. Die Frage lautet eher: Wie modisch oder zeitlos soll man einkaufen und wieviel? Die Unsicherheit zeigt sich schon daran, dass viele Hersteller ihre Orderphase noch gar nicht abschließen konnten und den Orderschluss um mehrere Wochen nach hinten verschoben haben.

Allgemeine Tendenz in den Kollektionen: Mehr Durchläufer

Bereits im ersten Lockdown hat die Sportindustrie damit begonnen, ihre Kollektionen auf die besondere Situation mit vollen Lagern im stationären Handel und teilweise hervorragenden Abverkäufen im Online-Geschäft umzustellen: Mehr Durchläufer lautet die Devise, was heißt, dass weniger neue Produkte entwickelt werden und gleichzeitig mehr darauf geachtet wird, dass die Kollektionen auch über die Saisons hinweg zueinander passen.

Bei Salewa beispielsweise stieg die Durchlaufrate auf 75 Prozent, Ziel sind 80 Prozent. „Unser Kunde will nicht jedes Jahr ein komplett neues Produkt, und vor allem will er nicht das Gefühl haben, dass sein Produkt Ende Dezember nur noch die Hälfte wert ist“, erklärt Stefan Rainer, Chief Sales Officer der Oberalp Gruppe, zu der die Marken Salewa und Dynafit gehören. „Unsere Handelspartner haben klar signalisiert, dass sich diese Strategie positiv auf den Werterhalt auswirkt, und unsere Marken damit im Durchschnitt einen höheren Rohertrag erzielen konnten.“ Daraus soll sich außerdem der Effekt ergeben, dass mehr Ressourcen für die Entwicklung von echten Innovationen frei werden.

Foto: Vaude/Attenberger

Wintersport abseits der Massen: Skitouren, Langlauf und Winterwandern

Schon seit Jahren wächst das Segment Tourengehen im Wintersport und entwickelte sich auch im Corona-Winter überdurchschnittlich stark. „Viele Menschen haben in diesem Winter den Skitourensport für sich entdeckt“, sagt Thomas Unterweger, Country Sales Manager Germany bei Ortovox. „Wir rechnen damit, dass sie auch im kommenden Winter wieder gerne auf Tour gehen wollen und dann vielleicht noch die ein oder andere Zusatzausrüstung ergänzen werden, zum Beispiel Rucksäcke oder Notfallausrüstung wie Erste Hilfe Sets und Biwaksäcke.“

Mit der Nachfrage wachsen die Anforderungen an die Kollektionen für diesen schweißtreibenden Sport und bringen immer ausgefeiltere Kombinationen von Materialien, Schnittführungen und Funktionalitäten hervor. Ortovox beispielsweise präsentiert eine warme Skitouren-Jacke aus hochtechnischem Pertex Quantum Material, während innen Swisswool Black, die seltene Wolle der schwarzen Schafe aus den Schweizer Alpen, in unterschiedlichen Grammaturen zum Einsatz kommt – angepasst an den Wärmebedarf der verschiedenen Körperregionen.

Dieses sogenannte Bodymapping gehört auch zu den Fokusthemen von Schöffel. „Wir haben die Produkte so entwickelt, dass die perfekten Materialien an den richtigen Körperstellen zum Einsatz kommen und so jede Aktivität optimal unterstützt wird“, sagt Gesa van den Kerkhoff, Leitung Product Management, Material Sourcing und Design bei Schöffel.

Zudem erlebt das Winterwandern ein Comeback, ebenso wie der Langlaufsport, der bereits seit Jahren stetig Zuwächse verzeichnet – vor allem bei jüngeren, sportlichen Zielgruppen.

Foto: Schöffel

Bike – auch im Winter

Schon zu Beginn der Pandemie zeichnete sich ab, dass das Bike-Segment zu den großen Gewinnern der Krise zählen wird. Allein die Internetstores-Gruppe mit Onlineshops wie Fahrrad.de, hat über das gesamte Geschäftsjahr 2020 hinweg 250.000 Fahrräder versendet, so viel wie noch nie. Um die große Nachfrage zu bedienen, heuerte das Unternehmen kurzfristig Mechaniker aus dem Profi-Radsport an, die aufgrund des Lockdowns frei hatten.

Viele Marken verstärken jetzt ihr Engagement im Bike-Markt, wie beispielsweise Jack Wolfskin: „Die Nachfrage in diesem Bereich stieg bereits vor der Pandemie, durch die Pandemie haben wir eine weitere Steigerung in der Nachfrage beobachtet. Der Launch unserer Bike Produkte kommt somit genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Auch die Outdoormarke Schöffel beweist ein perfektes Timing und bringt diesen Sommer erstmals Bike-Bekleidung auf den Markt. Im Winter folgt die erste Winter-Bike-Bekleidung, denn auch das ist klar: Radfahren ist nicht nur ein Sommersport.

Foto: Burton

Komfort und Multifunktionalität sind die neuen Must-Haves

Wer sich im Home-Office an den Komfort von Sweatshirt und Jogginghose gewöhnt hat, will ihn nicht mehr missen. Bei Peak Performance stieg die Nachfrage nach bequemen Hoodies und Essential- Styles so stark, dass das Unternehmen für den nächsten Winter nochmal deutlich nachlegte. „Aufgrund der starken Ausverkaufszahlen haben wir in diesen Kategorien für Herbst/Winter 2021 deutlich aufgestockt und die Sortimente um Farboptionen erweitert“, erklärt Sara Molnar, CEO von Peak Performance.

Auch multifunktionale Produkte stehen hoch im Kurs, auch aus nachhaltigen Gesichtspunkten. „Wir stellen den Multinutzen in den Kollektionen dar“, sagt Gesa van den Kerkhoff von Schöffel. Nicht alle Konsumenten wollen für jede Aktivität ein eigenes Outfit. „Insgesamt ist durch die Pandemie auch eine (Rück-)Besinnung auf ein bewussteres Einkaufsverhalten zu sehen. Die Grundfrage lautet: Was brauche ich wirklich?“, gibt Markus Schelkle, Vaude Vertriebsleiter Mountain Sport Deutschland, zu bedenken.

Foto: Peak Performance

Retro: Sport im Zeichen der 80er

Große Logos, kastige Schnitte und markante Colorblockings spielen in der aktuellen Mode eine wichtige Rolle, haben ihren Ursprung aber in der Sportbekleidung der 80er Jahre. Viele klassische Sport-Marken wie zum Beispiel Fila, Ellesse, Elho und Champion feiern gerade mit ihren frühen Designs ein Comeback. Historische Looks tauchen auch in den nächsten Winterkollektionen auf. Angesagt sind beispielsweise auffällige Taschenlösungen, Colorblockings und übergroße Daunenkammern, die dank neuer Isolationsmaterialien – beispielsweise von Thermore – jetzt auch mit synthetischen Füllungen befüllt werden können.

Die japanische Skimarke Goldwin hat in ihrer Jacke zehn Taschen auf der Vorder- und Rückseite platziert und verwendet zudem „Kodenshi-Daunen“, die durch den Infrarot-Effekt mit Keramikpartikeln eine hohe Wärmerückhaltung bieten und auch im nassen Zustand ihre Form behalten. Beerentöne und Lila werden zu modischen Highlight-Farben, beispielsweise bei Peak Performance, Jack Wolfskin, Schöffel oder Burton. Anleihen an die Anfangsjahre macht auch die Outdoormarke Jack Wolfskin, die in diesem Jahr ihr 40. Bestehen feiert. Für die neue Winterkollektion hat die Marke ins Firmenarchiv geschaut und präsentiert nostalgische Materialkombinationen, zeitlose Klassiker und moderne Retro-Pieces – im ‚Look‘ zurückblickend, in der Performance vorausschauend.

Foto: Jack Wolfskin

Nachhaltigkeit entwickelt sich weiter und wird zum Standard

Die eigentlichen Neuerungen für die Winterkollektionen 2021/22 finden vor allem in einem Bereich statt: Nachhaltigkeit. Kein Unternehmen kommt mehr ohne ernsthafte Weiterentwicklungen in diesem Bereich aus. So präsentiert beispielsweise Ortovox für den kommenden Winter erstmals eine Freeride-Kollektion, die vom Rucksack über Bekleidung bis zum Handschuh komplett klimaneutral sein wird. Vaude verkündet, dass in der Winterkollektion für 2021/22 bereits die Hälfte aller Produkte mit biobasierten oder recycelten Materialien hergestellt sind und verwendet ein neuartiges Isolationsmaterial, das die gleichen Eigenschaften besitzt wie Daune, jedoch vollständig aus recyceltem Material hergestellt ist.

Salewa verzichtet bei den Jacken komplett auf synthetische Isolationsmaterialien und verwendet – neben Daune – ausschließlich Wolle aus Tirol. „Hier ist es uns gelungen, die Wolle von Bergschafen, die bisher aufgrund ihrer kratzigen Qualität nur als Abfallprodukt behandelt wurde, zu veredeln und mit reflektierenden Mineralien anzureichern“, erklärt Stefan Rainer von Salewa. Damit haben Bergbauern eine neue Einnahmequelle erhalten. Auch Fjällräven experimentiert mit neuen Materialien und bringt seine Kult-Tasche Kånken erstmals als „Tree-Kånken“ aus dem pflanzlichen Rohstoff Pine Weave heraus. Weiter verbreitet haben sich besonders wassersparende Färbetechniken, der Anteil recycelter Materialien wurde erhöht und umweltschädliche PFC-Beschichtungen reduziert oder ganz eliminiert.

Nachhaltigkeit betrifft auch die Verpackung: Jack Wolfskin will ab kommendem Winter nahezu alle Apparel-Produkte in recycelten Polybags ausliefern. Auch Silikat-Gel Beutel sollen dann Geschichte sein.

Foto: Fjällräven

Titelbild: Mammut

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