Halbzeit: Diese Nachrichten aus den letzten sechs Monaten bleiben im Gedächtnis
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Die erste Hälfte des Jahres 2023 ist bereits vorbei. In den letzten Monaten ist viel passiert, aber einige Ereignisse sollten nicht vergessen werden. FashionUnited hat die wichtigsten Momente für Sie zusammengestellt.
Adidas im Visier des Aktionsbündnisses Yes Men – gefälschte Pressemitteilung und Guerilla-Show
Das Jahr beginnt mit Verwirrung bei Adidas. Eine Pressemitteilung über einen „revolutionären Plan“ bei Adidas erreicht die Medien. In der Meldung, die von einer regulären Adidas-Nachricht kaum zu unterscheiden ist, ist die Rede von der Ernennung eines Co-CEO bei Adidas, eine ehemalige kambodschanische Textilarbeiterin und Gewerkschaftsführerin. Bald darauf reagierte Adidas und verkündete, dass die Pressemitteilung nicht von dem deutschen Sportbekleidungsunternehmen stammt.
Kurz darauf stellt sich heraus, dass die gefälschte Pressemitteilung in Verbindung mit einer Guerilla-Show während der Berlin Fashion Week steht. Die Show wurde als Adidas-Show präsentiert, ist aber in Wirklichkeit eine Show des New Yorker Aktionsbündnisses The Yes Men. Die Veranstaltung befasst sich mit den Vorwürfen gegen Adidas, dass das Unternehmen die Rechte der Arbeitnehmer:innen seiner Zulieferbetriebe nicht respektiere. Die Models bei der Show trugen upcycelte Adidas-Kleidung und sahen zerzaust aus.
Adidas weist die Vorwürfe zurück und erklärt, dass es seit 25 Jahren Maßnahmen ergreife, um faire und sichere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in seiner Lieferkette zu gewährleisten.
Modeunternehmerin Myriam Ullens de Schooten Whettnall erschossen
Die Modewelt wurde im März von einer traurigen Nachricht erschüttert. Myriam Ullens de Schooten Whettnall, Gründerin der Luxusmarke Maison Ullens, wird vor ihrem Haus erschossen. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um den Stiefsohn Nicolas U. Die Modeunternehmerin war seit Jahren im Streit mit Nicolas U. Nicht nur Ullens de Schooten Whettnall wird beschossen, auch ihr Ehemann Guy Ullens wird getroffen. Er überlebt den Vorfall.
Die Tat ereignet sich einige Monate nachdem Maison Ullens einen neuen Kreativdirektor ernannt hat. Der Belgier Christian Wijnants hat diese Aufgabe übernommen. Damals sagte Wijnants, er arbeite viel mit Ullens zusammen. Die Unternehmerin gebe dem Designer Anregungen und erzähle von ihren Reisen, auf denen die Kollektionen basieren. Seit dem Tod der Markengründerin bleibt ungewiss, wie es mit Maison Ullens weitergeht.
Erdbeben in der Türkei und in Syrien
Die heftigen Erdbeben in der Türkei und in Syrien scheinen auf den ersten Blick nichts mit der Modeindustrie zu tun zu haben, aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Mehrere der betroffenen Gebiete befinden sich genau dort, wo ein Teil der Textilindustrie angesiedelt ist. Die verschiedenen Erdbeben fordern Tausende von Opfern.
Zur Unterstützung der Betroffenen werden mehrere Initiativen gestartet. So stellt der Online-Anbieter Amazon ein Vertriebszentrum in Istanbul für den Versand der gespendeten Gegenstände zur Verfügung, damit Hilfslieferungen die betroffenen Gebiete so schnell wie möglich erreichen. Andere Unternehmen spenden Beträge, wie beispielsweise Inditex mit drei Millionen Euro, Hugo Boss mit 250.000 Euro und H&M mit 100.000 Dollar. Andere Unternehmen entscheiden sich dafür, Produkte - wie warme Mäntel und Dinge des täglichen Bedarfs – zu spenden. Dazu gehören Bestseller, Inditex, aber auch Hugo Boss. Die Produktionszeiten der Fabriken in den betroffenen Gebieten verlangsamten sich, auch wenn die Standorte nicht zerstört waren. Auf der Denim-Messe Kingpins erklärt Levent Bozgeyik von Iskur Denim, dass es außerdem schwierig sei, Menschen zu finden, die arbeiten wollen. "Die Maschinen wurden nicht beschädigt, die Fabriken wurden nicht beschädigt (das Unternehmen hat seinen Sitz in Istanbul, das von den Erdbeben nicht betroffen war, Anm. d. Red.), aber nur sehr wenige Menschen können arbeiten: Das ist heute unser größtes Problem. Wie sollen sie an Arbeit denken, wenn sie kein Dach über dem Kopf und keinen Platz zum Schlafen haben? Sie haben andere Dinge im Kopf. Wir müssen nicht unsere Maschinen reparieren, sondern mehr Menschen zurückholen."Im Namen der Kunst: Der MetaBirkin-Prozess
Die "MetaBirkin": ein digitales Kunstwerk, das auf der kultigen Birkin-Tasche des Modehauses Hermès basiert. Die flauschigen digitalen Ausgaben sehen niedlich aus, aber verletzen sie die geistigen Eigentumsrechte von Hermès? Das war die große Frage im Februar, als der Schöpfer der Kunstwerke vom Luxusmodehaus verklagt wurde und sich beide Parteien vor Gericht treffen. Digitale Kreation gegen Werte der Luxusmode.
Hermès gewinnt den Streit. Das Gericht stellt fest, dass der Künstler Mason Rothschild durch die Erstellung der NFTs von der Marke Hermès profitiert hat. Hermès erhält 133.000 Dollar (knapp 125.000 Euro) Schadenersatz. Rothschild beantragt daraufhin, die Klage in vollem Umfang abzuweisen. Im Juni treffen sich das Luxusmodehaus und der Künstler erneut vor Gericht. Während der Verhandlung entscheidet das Gericht, dass die NFTs nicht mehr verkauft werden dürfen. Der Grund dafür ist, dass die Marketingaussagen des Künstlers die Verbraucher:innen verwirren und Hermès schaden könnte.
Schockwelle: Scotch & Soda geht in Konkurs, wird aber von einem US-Unternehmen gerettet
Zu guter Letzt ist da noch der Konkurs und der Neustart von Scotch & Soda. Es war ein Schock, als die niederländische Modemarke Mitte März bekannt gab, dass sie Insolvenz angemeldet hatte. Der Antrag wird aufgrund schwerwiegender Cashflow-Probleme gestellt. Diese wurden verursacht durch die Schließungen während der Corona-Pandemie, die Energiekrise und die hohe Inflation, heißt es.
In den Medien hört man bald das Urteil, dass die Positionierung von Scotch & Soda fehlerhaft war und das Unternehmen zu schnell und zu stark gewachsen sei. Trotzdem wird innerhalb einer Woche ein neuer Eigentümer gefunden: das US-amerikanische Unternehmen Bluestar Alliance. Das Unternehmen zahlt schließlich 60 Millionen Euro für die niederländische Modekette. Der Groß- und Einzelhandel von Scotch & Soda in den USA werden ebenfalls von Bluestar übernommen, und in Frankreich bleibt die Marke dank einer Übernahme durch die belgische Gruppe Alain Broekaert aktiv. Im Vereinigten Königreich aber schließen die Geschäfte.
Eines ist sicher: Scotch & Soda muss ohne CEO Frederick Lukoff weitermachen. Im Juni wurde bekannt, dass der CEO im April die niederländische Marke verlassen hat und zur britischen Modemarke Casablanca gewechselt ist.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Regina Henkel.