Greenpeace ruft wieder zum „Kauf-nix-Tag“ auf
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Anlass war der Black Friday beziehungsweise Cyber Monday, Wahnsinns-Rabatttage, die anlässlich des US-Feiertags Thanksgiving zu uns herübergeschwappt sind, aber eigentlich könnte jeden Tag „Kauf-nix-Tag“ sein. Das meint zumindest die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die seit 1992 zum „Buy-Nothing-Day“ aufruft und mit einer strikten Konsumbremse besonders gegen Fast Fashion vorgehen will.
Denn Studien belegen - wir kaufen heute doppelt so viel Kleidung wie im Jahr 2000 und tragen sie nur halb so oft. Was genauso logisch wie umweltunfreundlich ist, denn je mehr Kleidungsstücke man im Schrank hat, desto mehr Auswahl, desto weniger Gelegenheit, bestimmte Kleidungsstücke mehrmals zu tragen.
„Schnelllebige Modetrends führen zu riesigen Mengen Textilmüll“, sagt Alexandra Perschau, Greenpeace-Expertin für Textilien. „Wir kaufen und entsorgen Kleidung in einem Tempo, das der Planet nicht aushält.“
Die Trends von heute sind der Müll von morgen
Das bedeutet schon fast „Wear and throw“, also ab auf die Müllkippe nach einmaligem Tragen, was Umweltschützer wirklich schaudern lässt, denn die Trends von heute sind der Müll von morgen - so Greenpeace' nachdenklich stimmender Slogan. Und Fast Fashion-Ketten wie Zara, H&M & Co. heizen diesen ungesunden Konsumkreislauf mit zweimal monatlich wechselnden Kollektionen und Kleidungsstücken, die angesichts des Zeitdrucks schon fast mit der heißen Nadel hergestellt werden müssen und dementsprechend kurzlebiger sind, weiter an. Umweltbelastende Materialien tun ein Übriges.
„Der Treibstoff solcher Billigmode ist vor allem umweltschädlicher Polyester. Die Produktion der erdölbasierten Kunstfaser verursacht drei Mal so viele Treibhausgase wie die Verarbeitung von Baumwolle; zudem verschmutzen die Mikrofasern die Meere und gefährden deren Bewohner“, heißt es bei Greenpeace.
Altkleidermarkt ist schon lange gesättigt
In Deutschland kauft jeder Mitbürger pro Jahr 60 neue Kleidungsstücke - das sind mehr als eins pro Woche. Viele davon werden nur wenige Male getragen und wandern wenn nicht auf den Müll, dann in die Altkleidersammlung - jedes Jahr 1,3 Millionen Tonnen Kleidung allein in Deutschland. Kein Wunder also, dass die schon lange gesättigt ist: 4,3 Millionen Tonnen dieser kaum getragenen „Altkleider“ wurden allein 2014 exportiert, überwiegend in den globalen Süden. Und der will sie eigentlich auch nicht, auch wenn Altkleider aus Deutschland inzwischen zu den Exportschlagern gehören, denn die plötzliche Kleiderflut wirkt sich nachteilig auf die eigene Textil- und Bekleidungsindustrie und Wirtschaft aus. Die Folge: 42 Länder haben inzwischen Einfuhrbeschränkungen verhängt oder Altkleider-Importe ganz verboten.
Also geht es bald wieder auf den Müll mit Altkleidern? Deshalb, lieber gar nicht erst kaufen beziehungsweise sich vor dem Kauf ein paar Sekunden Zeit nehmen und reflektieren, ob das ausgewählte Kleidungsstück wirklich so schön und notwendig ist, wie es im Laden erscheint.
Und wer absolut nicht ohne eine ständig wechselnde Garderobe auskommen kann, für den hat Greenpeace einen heißen Tipp: Kleidungsstücke mit Freunden tauschen, denn was dem/der einen zu langweilig und vertraut geworden ist, ist für jemand anderen brandneu und kann mit bestehenden Stücken kombiniert werden. Und das kann stilvoll begangen werden - statt Einkaufsbummel eine Tauschparty, die zudem viel geselliger ist und - wenn das Wetter zulässt - auch im Freien stattfinden kann. Frische Luft, neue Klamotten und ein reines Gewissen - was will man mehr?
Fotos: Buy Nothing Day / Greenpeace „Trash Queen“ in der Hamburger Innenstadt / Polyester-Kleidung; alle Greenpeace