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Greenpeace-Bericht: Gefährliche Chemikalien in Shein-Kleidung verstoßen gegen EU-Vorschriften

Von Simone Preuss

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Greenpeace-Bericht “Mehr Shein als Sein”. Bild: Greenpeace

Der chinesische Ultra-Fast-Fashion-Riese Shein hat es zur Zeit nicht leicht - erst quälen ihn Plagiatsvorwürfe und dann fand eine britische Dokumentation heraus, dass Beschäftigte in einigen Shein-Fabriken in China nur umgerechnet drei Cents pro Kleidungsstück erhalten und 18-Stunden-Schichten schuften müssen. Jetzt geht es um die Kleidung selbst - Greenpeace Deutschland testete diese und fand heraus, dass oft gefährliche Chemikalien in der von Shein verkauften Kleidung stecken.

Greenpeace Deutschland kaufte für seine Tests 47 Kleidungsstücke, die in einem unabhängigen Labor für Schadstoffanalytik untersucht wurden. Phthalat-Werte mit über 100.000 Milligramm pro Kilogramm wurden in fünf Stiefeln beziehungsweise Schuhen gefunden; der Grenzwert der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) liegt bei 1.000 Milligramm pro Kilogramm. Der höchste Phthalat-Wert wurde in schwarzen Schneestiefeln gemessen und ist mit 685.000 Milligramm pro Kilogramm sogar das 685-Fache des gesetzlichen Grenzwertes.

Ein Drittel der getesteten Produkte problematisch

Insgesamt ergaben die Produkttests in 7 der getesteten Artikel gefährliche Chemikalien, die die REACH-Grenzwerte überschreiten, was 15 Prozent entspricht; in insgesamt 32 Prozent oder 15 Produkten fanden sich gefährliche Chemikalien „in besorgniserregenden Mengen”. Shein will diese Produkte inzwischen entfernt und eine Untersuchung eingeleitet haben (s. Statement unten).

Die Produkte mit den höchsten Werten an giftigen Chemikalien. Bild: Greenpeace

Da Shein direkt über seine App und die sozialen Medien online verkauft, gehen viele Transaktionen an den Behörden vorbei. Greenpeace fordert daher bessere Kontrollen und weitreichendere Richtlinien: „Die EU muss ihre Gesetze zum Schutz der Umwelt und Verbraucher:innen auch für Onlinehändler durchsetzen und REACH deutlich verschärfen”, fordert Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz von Greenpeace.

„Denn Chemikalien, die in Deutschland beim Tragen eines Textils potentiell krebserregend sind, sind es erst recht für die Arbeiter:innen in den Fabriken von Shein in China. Gefährliche Chemikalien müssen aus der gesamten Textilproduktion gesetzlich verbannt werden”, fügt Wohlgemuth hinzu.

Ultra-Fast-Fashion ist das Problem

Das Problem geht auf das Ultra-Fast-Fashion-Modell zurück, das Shein betreibt: Täglich bietet der Onlinehändler bis zu 6.000 neue Designs online an. Im Vergleich: Konkurrent H&M schaffte in den USA in einem Vergleichszeitraum von vier Monaten nur rund 1,4 Prozent der Menge und Shein produziert ungefähr drei Mal so schnell wie Fast-Fashion-Pionier Zara - nämlich innerhalb von drei bis sieben Tagen.

„Dieses neue Ultra-Fast-Fashion-Geschäftsmodell treibt den übermäßigen Verbrauch und die Ressourcenverschwendung auf die Spitze. Dadurch entsteht neben Umweltschäden in den Produktionsländern auch eine riesige Menge an umweltschädlichem Textilabfall im Globalen Süden”, so Greenpeace.

„Fast-Fashion ist schon völlig unvereinbar mit einer klimagerechten Zukunft; der neue Trend Ultra-Fast-Fashion befeuert derart aggressiv Klimakrise und Naturzerstörung, dass er sofort legislativ gestoppt werden muss”, fasst Wohlgemuth zusammen.

Shein nimmt Stellung

Shein äußerte sich auf Anfrage von FashionUnited zu den Vorwürfen und anwortete mit einer (eher allgemeinen) Stellungnahme: „Shein nimmt Produktsicherheit sehr ernst. Unsere Lieferanten müssen die von uns eingeführten Kontrollen und Standards einhalten, einschließlich Chemikalienkontrolllisten und -standards, die unter anderem an REACH in Europa sowie CPSIA, CPSA und CA65 aus den USA ausgerichtet sind.”

„Wir arbeiten eng mit internationalen unabhängigen Testagenturen wie Intertek, SGS, BV und TÜV zusammen, um regelmäßig Tests durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Lieferbetriebe unsere Produktsicherheitsstandards einhalten. Im vergangenen Jahr haben wir mit diesen Behörden mehr als 300.000 Chemikaliensicherheitstests durchgeführt”, so Shein weiter.

„Wenn wir von einer Forderung gegen unsere Produkte erfahren, entfernen wir das/die Produkt:e aus Vorsichtsgründen sofort von unserer Website, während wir unsere Untersuchungen durchführen. Wenn die Nichteinhaltung festgestellt wird, werden wir nicht zögern, geeignete Folgemaßnahmen mit dem Lieferanten des besagten Produkts einzuleiten. Wir können auch bestätigen, basierend auf den Informationen, die über das Social-Media-Konto von Greenpeace verfügbar sind, dass wir die erwähnten Produkte sofort entfernt haben, während eine Untersuchung anhängig ist. Shein ist bestrebt, Verbraucher:innen stets sichere und zuverlässige Produkte anzubieten“, endet das Unternehmen.

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