Glenn Martens verpasst H&M-Bestsellern neuen Twist

Vor rund einem Jahr hat H&M seine Zusammenarbeit mit Glenn Martens verkündet, nun geben der schwedische Modefilialist und der belgische Designer erste Einblicke in die bald erscheinende Kollektion.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass dies eine der kreativsten Kooperationen ist, die wir je gemacht haben“, sagte Ann-Sofie Johansson, Creative Advisor bei H&M. „Glenn ist ein wahres Talent und ein radikaler Denker, und diese außergewöhnlichen Designs spielen mit Archetypen und der Essenz dessen, was es bedeutet, sich jeden Tag anzuziehen.“

Aus dem Archiv für Individualismus

Martens, der sich für sein Debüt als Kreativdirektor von Maison Margiela Mitte des Jahres intensiv mit dem Erbe der belgischen Marke beschäftigt hat, nutzt auch das H&M-Archiv als Ausgangspunkt der Kapsel, teilte H&M am Freitag mit. Dieses wird in Form von Damen- und Herrenbekleidung sowie Accessoires im Stil von Martens aufgearbeitet.

Die Kollektion sei eine Hommage an Individualität und persönlichen Stil, bei der alltägliche Pieces einen Hauch von Avantgarde erleben. Do-it-Yourself-Charakter und Individualisierungsmöglichkeiten erlauben es den Träger:innen die Silhouetten anzupassen und so einen eigenen Look zu kreieren. Dafür sorgen unter anderem Haken und Ösen an Kleidern und Jeans, die bei dem Chefdesigner der Denim-Marke Diesel natürlich nicht fehlen dürfen.

„Ich betrachte diese Kollektion als eine große Familie von Kleidungsstücken, die alle vielfältige Verwendungszwecke und Persönlichkeiten haben: Wie Menschen wachsen und verändern sie sich jeden Tag“, so Martens „Ich interessiere mich schon immer für Kleidung, die wir wirklich im Alltag tragen, und die Idee von Archetypen und Basics war der Ausgangspunkt für dieses ganz besondere und freudige Projekt mit H&M.“

Trompe-l'œil-Effekte ziehen sich durch die gesamte Kollektion. So ist auf einem Longsleeve ein Strick-Oberteil und auf einem körperbetonten Kleid ein kariertes Abendkleid abgebildet. Die abgebildeten Pieces, die auf Kleid und Oberteil gedruckt wurden, stammen aus Martens’ Archiv. Bei den Accessoires wird der Effekt bei einem Seidenschal eingesetzt, der Vintage-Halsketten zeigt. Der Designer nutzt außerdem H&Ms meistverkauften Samtrock und verziert ihn mit einem Kilt.

Martens’ Highlands

Neben dem Rock zeigt sich auch in vielen anderen Stücken Martens’ Interesse für britischen Humor und Streetstyle, der aus der Norm ausbricht, heißt es in der Mitteilung. So ist neben Karos und Tartan auch der Print eines schottischen Schlosses Teil der Kollektion, der unter anderem auf Kapuzenpullovern zu sehen ist.

Natürlich kommt auch in dieser Kollektion sein Spiel mit Silhouetten zum Ausdruck. Cargohosen und Overknee-Boots – wie man sie schon von der Pariser Marke Y/Project kennt, die Martens bekannt gemacht hat – bekommen zusätzliches Volumen, während Materialinnovationen und Techniken wie Folien-Innenfutter, das bei Stücken wie Bomberjacken, Blazern und einem Trenchcoat eingesetzt wird, zusätzliche Möglichkeiten der Verformung bieten. Bei einer übergrößen Steppjack kommt zudem ein Draht zum Einsatz, um dem Modell neue Dimensionen zu verpassen. All diese Elemente werden auch für verschiedene Taschen vereint, wodurch sich ebenfalls die Form individuell anpassen lässt.

Neben den Must-have-Accessoires – Stiefel und Taschen – gehören auch ein Gürtel ohne Löcher, der für die Drapage am Körper gedacht ist, eine Sonnenbrille, die wie zwei Brillengestelle wirkt, sowie ein karierter Schal mit Kapuze zum Sortiment. Für die Herren gibt es außerdem klassische H&M-Basics wie Unterwäsche- und Socken-Fünferpacks mit „Glenn Martens“-Branding sowie Workwear-Stiefel mit Stahlkappe und anpassbarem Leder-Obermaterial, das sich durch Druckknöpfe abnehmen lässt.

Die Boxershorts, die er bei der Pressepräsentation auch trug, wie er kurz zeigte, indem er den Gummizug mit seinem eigenen Namen unter der Hose hervorzog, sollen bereits einen festen Platz in seinem eigenen Kleiderschrank bekommen haben. Sie würden es ihm erleichtern, seine Unterwäsche von der seines Partners zu unterscheiden, scherzte der Designer.

H&M x Glenn Martens

Es ist das erste Mal für den Designer, dass er unter seinem eigenen Namen kreiert und nicht als Creative Director für Margiela, Diesel oder Y/Project. Dabei spielt gerade letztere Marke eine besondere Rolle in der Zusammenarbeit mit H&M, erzählt Martens in der Pressekonferenz vor dem Launch.

So sollte es zu Beginn, als Johansson und Martens vor rund zwei Jahren die Zusammenarbeit einleiteten und der Designer noch die kreative Leitung bei Y/Project innehatte, nicht um die Marke, sondern um ihn gehen. Nach dem Ende des Labels öffnete der Designer sich aber dafür seine Designsprache von Y/Project in die Zusammenarbeit einfließen zu lassen, um sie zu zelebrieren und sie im Gegensatz zu den höherpreisigen Stücken der Designer-Marke auch zugänglicher zu machen, ohne dass sie ihre Wertigkeit verliert, so Martens.

Seine Zeit bei Y/Project war auch die, in der er erstmals auf dem Radar des H&M-Teams landete, noch lange vor Diesel und Margiela, so Johansson. Martens eigene Geschichte geht aber noch weit darüber hinaus.

Als er in seinen Teenager-Jahren in den 1990ern im belgischen Brügge aufwuchs, gab es, bis H&M seinen ersten Store eröffnete, nicht viel in diese Richtung, erzählte er im Pressegespräch. Er liebte die Kleidung des Modefilialisten, die zu dieser Zeit noch “schlecht gesichert” gewesen war, und so steckte er auch hin und wieder Produkte ein, um Freund:innen zu beschenken. Heute schließt sich dieser Kreis, indem er wieder einfach aussucht, was er haben will – dieses Mal von seiner eigenen Kollektion und in Absprache mit H&M – um seine Liebsten an Weihnachten zu beschenken.

Konsument:innen können die Zusammenarbeit ab dem 30. Oktober online und in H&M-Stores weltweit erwerben.