FWF lanciert Living Wage Portal
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Die Fair Wear Foundation (FWF) hat ein neues „Living Wage Portal“ gelauncht. Es will Marken und Händler mit Informationen und konkreten Arbeitsschritten dabei unterstützen, die Einführung von sogenannten existenzsichernden Löhnen in den Zulieferbetrieben voranzubringen.
Schon lange beklagt die Öffentlichkeit die ausbeuterischen Produktionsbedingungen in der globalen Textilindustrie. Oftmals liegen die Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter noch weit unter den nationalen, gesetzlichen Mindestlöhnen, obwohl selbst diese Mindestlöhne von Experten häufig als nicht ausreichend bezeichnet werden. Dabei sind viele Verbraucher durchaus bereit einen höheren Preis zu bezahlen, wenn dafür mehr bei den ArbeiterInnen ankommt – das zumindest ergeben immer wieder Umfragen. Und auch bei den Unternehmen selbst wächst die Bereitschaft, Verantwortung für die eigene Lieferkette zu übernehmen.
Aber: „Kein einzelner Akteur – ob Arbeiter, Gewerkschaft, Fabrik, Marke, Regierung oder Verbraucher – ist in der Lage, dauerhaft „einfach“ höhere Löhne durchzusetzen“, erklärt FWF-Direktorin Erica van Doorn. „Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg, und es gibt keinen Grund, noch länger zu warten: Dieses Portal zeigt, dass einige Schritte hin zu existenzsichernden Löhnen bereits heute unternommen werden können.“ Die FWF erforscht schon seit Jahren die konkreten Hürden, die Unternehmen daran hindern, höhere Produktionskosten zu akzeptieren und Living Wages zu ermöglichen. Die zentralen Fragen, die das neue Portal versucht zu beantworten, lauten daher: Was würden existenzsichernde Löhne die Marken und den Verbraucher kosten? Und: Wie wird sichergestellt, dass die ArbeiterInnen dieses Geld auch tatsächlich erhalten?
Mangelnder Dialog bildet das größte Hindernis
Existenzlöhne umzusetzen, ist ein schwieriger Prozess, selbst für Marken, die sich sehr darum bemühen. Eine Marke hat in der Regel keinen Einfluss darauf und kann nur schwer kontrollieren, welchen Lohn ein Zulieferbetrieb tatsächlich auszahlt. Entsprechend skeptisch sind Unternehmen hierzulande, mehr zu zahlen. Auch für den Produktionsbetrieb ist die Zusage höherer Löhne ein Risiko: Ein Produktionsbetrieb hat mehrere Zulieferer; um höhere Löhne langfristig einführen zu können, muss er also alle seine Kunden dazu bewegen, den höheren Kosten zuzustimmen und nicht etwa abzuspringen um anderswo billiger zu produzieren. Hinzu kommt das Problem über die Höhe des Lohns. Für die FWF ist der optimale Lohn ein Tariflohn, der von Unternehmen und ArbeiterInnen gemeinsam festgelegt wird. In den wichtigsten bekleidungsproduzierenden Ländern ist der produktive Dialog zwischen ArbeiterInnen und Fabriken jedoch immer noch die Ausnahme. „Dieser mangelnde Dialog bildet das größte Hindernis bei der Einführung besserer Löhne“, so FWF-Direktorin Erica van Doorn.
Es gibt keine einfache, einheitliche Lösung für die Lohnprobleme in der Bekleidungsindustrie. Stattdessen gibt es viele verschiedene Lösungsansätze. Das Living Wage Portal zeigt Beispiele aus der Praxis, wie Marken zusammen mit Fabriken an der Realisierung von existenzsichernden Löhnen arbeiten, wie z.B. das FWF - Mitglied aus der Schweiz, Switcher. Switcher sorgt dafür, dass bei einem seiner chinesischen Zulieferer für jedes Kleidungsstück ein bestimmter Betrag für die ArbeiterInnen zurückgelegt wird.
Die innovative Plattform veröffentlicht zudem Erkenntnisse von den Organisationen Oxfam und IndustriALL und allgemeine Überlegungen zur Einführung existenzsichernder Löhne. Schließlich lässt es auch ArbeiterInnen und lokale Interessengruppen zu Wort kommen.