Future Fabrics Expo: Diese Stoffe machen die Modeindustrie nachhaltig
Wird geladen...
In diesem Jahr feiert die „Future Fabrics Expo“ ihr zehntes Jubiläum. Seit einem Jahrzehnt können Sie London jedes Jahr besuchen, um die neuesten Entwicklungen bei nachhaltigen Stoffen zu entdecken. Neugierig auf die Highlights? Wir listen sie gerne auf.
Die zehnte Ausgabe der Future Fabrics Expo fand am 28. und 29. Juni in London statt.
Stoffe der Zukunft
Es ist kein Geheimnis, dass die Mode- und Textilindustrie einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel leistet. Die Stoffe, die die Industrie zur Herstellung von Kleidung verwendet, haben oft enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Baumwolle und Polyester machen zusammen etwa 80 Prozent der Kleidung aus, die wir tragen, laut Textile Exchange's 2021 Preferred Fiber and Materials Market Report. Baumwolle braucht zum Wachsen viel Wasser (und Pestizide), was dazu führt, dass Seen austrocknen und Natur und Biodiversität verschwinden. Die Herstellung von Polyester hingegen erfordert viel Energie. Außerdem wird dieses Material aus Erdöl hergestellt und trägt somit ebenfalls zur Erschöpfung dieser nicht erneuerbaren Ressource bei.
Immer mehr Marken und Designer suchen daher nach besseren Alternativen für die am häufigsten verwendeten Materialien. Und dabei will die Future Fabrics Expo helfen. Es ist die größte Messe, die sich ausschließlich nachhaltigen und verantwortungsvoll produzierten Materialien widmet. Man kann dort sowohl handelsübliche Stoffe finden als auch die neuesten Innovationen entdecken.
Inspiration aus der Natur
Viele der Innovationen, die derzeit entwickelt werden, sind von der Natur inspiriert. So hat das italienische Unternehmen EMM eine synthetische Alternative zu Leder entwickelt, die teilweise (zu 20 Prozent) aus Olivenkernen, einem Nebenprodukt der Olivenölindustrie, besteht. Die Basis des Materials ist recycelte Baumwolle. Bananatex® wird aus der Abacá-Bananenpflanze hergestellt. Dieses Textil wird ohne Pestizide, Düngemittel oder zusätzliches Wasser hergestellt und hat seit seiner Einführung im Jahr 2018 große Fortschritte gemacht, wobei die "Cradle to Cradle Gold"-Zertifizierung im letzten Jahr das i-Tüpfelchen war.
Tief im Meer….
Die Stoff-Sourcing Consultant Annet Sunderman hat sich in den letzten Jahren auf nachhaltige Textilien spezialisiert und zum Beispiel bereits mit Bananatex® gearbeitet. Sie sagt, dass Innovationen wie diese für die Branche wichtig sind. „Neben solchen Fasern sehe ich auf der diesjährigen Messe auch viele Entwicklungen mit Algen. Ich glaube wirklich, dass wir hier bald einen Durchbruch erwarten können".
Sie verweist vor allem auf „Seacell", ein patentiertes Material, das aus Meeresalgen aus den Fjorden und Zellulose aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern hergestellt wird.
„Es fühlt sich wirklich weich an, aber es ist immer noch teuer." Und damit hat Sunderman auch gleich einen der Knackpunkte ausgemacht. Nachhaltigere Stoffe haben oft einen höheren Preis, was ihren Durchbruch derzeit verzögert. Andererseits steigen auch die Preise für normale Stoffe. Baumwolle zum Beispiel wird immer knapper, mit den bekannten finanziellen Folgen.
Abfall wird zum Rohstoff: Recycling
Auf der Messe sind nicht nur „biobasierte" Lösungen vertreten, sondern auch recycelte Materialien, die im Wettlauf um den Einsatz von weniger „neuen" Fasern wichtig bleiben. Neben vielen recycelten Stoffen, die in der Halle mit handelsüblichen Stoffen gezeigt werden, gibt es in der Innovations-Area auch viele neue Projekte zu entdecken. ByPell® - das Unternehmen, das Abfälle aus Gerbereien sammelt, um daraus recyceltes Leder herzustellen - ist nur ein Beispiel dafür. Recover™ verfügt über mehr als 70 Jahre Erfahrung im Recycling und bietet eine Reihe von Baumwolllösungen an.
Ab morgen ist also alles grün?
Innovationen brauchen Zeit. Das ist in jeder Branche so. Aus diesem Grund kommen viele der Teilnehmer:innen der Messe Jahr für Jahr wieder, um ihre Fortschritte zu zeigen. Und die Branche entwickelt sich weiter, aber für eine schnelllebige Branche wie die Mode erscheint dieses Tempo manchmal langsam. Es erfordert auch eine andere Denkweise von Einkäufer:innen und Designer:innen sich Zeit zu nehmen, um neue Materialien zu erforschen und zu testen, das ist entscheidend.
Lieve Vermeire, Nachhaltigkeitsmanagerin des börsennotierten belgischen Wäscheunternehmens Van de Velde, stimmt dem zu: „Die Messe gibt einen guten Überblick darüber, was bereits kommerziell machbar und skalierbar ist und was sich im Hinblick auf Materialinnovationen noch im Anfangsstadium der Forschung befindet. Die Kombination mit den Seminaren, in denen hochaktuelle Themen behandelt werden, bietet zudem ein Update zum aktuellen Stand der Dinge. Der Besuch der Messe ist ein inspirierender und motivierender Impuls bei der Suche danach, wie wir als Unternehmen mehr positive Auswirkungen haben können."
Dies ist ein Beitrag von Jasmien Wynants, Expertin für nachhaltige Mode. Jasmien hilft der Modebranche, nachhaltiger zu werden, indem sie Ratschläge und Anleitungen zu zirkulärem und verantwortungsvollem Unternehmertum gibt. Sie gibt auch Workshops, Schulungen, Vorträge und mehr zu diesem Thema. Dieser übersetzte Artikel erschien zuvor auf FashionUnited.nl.