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Fashion sagt 'nein' zu Frauen an der Spitze

Von FashionUnited

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Mode|MEINUNG

“Das ist keine Arbeit für Frauen” ist etwas, das Frauen im Lauf der Geschichte immer dann gehört haben, wenn sie versuchten, die Sicherheit des heimischen Herdes zu verlassen und sich an manuelle Tätigkeiten zu wagen, die normalerweise Männern vorbehalten waren. Während des Zweiten Weltkrieges zeigte 'Rosie the Riveter', wie Frauen ihre zarten Hände für alles mögliche verwenden konnten, wenn sie nur die Gelegenheit dazu bekamen: Schiffe bauen, Schweißen, die Herstellung von Munition. Lächelnd mit ihren Muskeln spielend, im Overall mit hochgekremplten Ärmeln und die Haare mit einem Tuch zurückgebunden, verkörpert Rosie die positive, die Arbeitsmoral anhebende Weite weiblichen Potenzials und Leistung. 70 Jahre später können wir die Schiffe vergessen und werden noch nicht einmal damit beauftragt, ausgefallene Kleidung zu kreieren.

Die beiden Thronsitze der Pariser Mode, Lanvin und Dior, die im letzten Monat so abrupt frei wurden und derzeit für die nächsten Inhaber abgestaubt werden, werden wahrscheinlich keinen weiblichen Hinterteilen Platz bieten. Ich habe dies in einer Klasse von 15 meinungsstarken Modestudierenden an der Kent State-Universität diskutiert, von denen nur einer männlich ist. Die Frauen waren recht aufgebracht. Ich sagte ihnen im Scherz, sie sollten etwas dagegen tun - aber in der Zwischenzeit nicht vergessen, dass ihre Projekte in der nächsten Woche fällig seien. Ich musste später wieder daran denken: nur 2 Teilnehmer meines Associates-Kurses sind Männer. Ich verbrachte einen Nachmittag mit der Durchsicht von Abschlussarbeiten einer Gruppe von 10 Parsons-Abgängern – auch hier sind nur 2 von ihnen Männer.

It’s a Man’s World

Seit den Anfängen von Galliano und McQueen in Paris sind durch ihre Drehtüren Grössen wie Michael Kors, Olivier Theyskens, Marc Jacobs, Roberto Menichetti, Lars Nilsson, Tom Ford, Stefano Pilati, Alber Elbaz, Peter Copping, Hedi Slimane, Riccardo Tisci, Alexander Wang, Marco Zanini, Olivier Rousteing, JW Anderson, Jeremy Scott, Alessandro Michele, Christopher Kane, Arthur Arbesse, Demna Gvasalia und andere geschritten. Es waren allerdings nur die Namen männlicher Designer, die für die Spitzenjobs aus dem Hut gezogen wurden. Wenn es um die ernsthafte Arbeit geht, traditionelle Damenmodehäuser wieder einzuführen, dann ist dies eindeutig keine Frauenarbeit. Es wird auf Männer gesetzt.

Es gibt natürlich Phoebe Philo. Sie ist die Kathryn Bigelow der Situation, die einzige Frau unter den Filmregisseuren, die einen Oskar gewonnen hat. Philo leitet Celine und davor Chloe und hat ihre Position als eine der führenden Direktoren der Branche zementiert. Aber es gibt keine zweite Philo. Keine kommt ihr auch nur nahe. Sie ist die Quotenfrau.

Rosie symbolisierte Frauen, die gerufen wurden, als Männer in die Schlacht zogen; jetzt kämpfen Frauen darum, einfach nur gerufen zu werden. Es ist die unsichtbare Barriere nach oben, die Frauen im Finanz- und Rechtsbereich und so vielen anderen Berufen so frustriert. Es wäre aber längst nicht so ungeheuerlich, wenn es sich um etwas handelte, dass Frauen historisch in einem Bereich herausforderte, der als "Frauenarbeit" verstanden wurde. Es geht aber um die Kreation von Kleidungsstücken, Kleidung, die Frauen tragen; also im Grunde darum, uns selbst anzukleiden.

Tom Ford, der wahrscheinlich zu sehr mit seinem nächsten Hollywood-Drehbuch beschäftigt war, um seine Worte zu überdenken, erklärte die Vorherrschaft männlicher Designer so: “Ich glaube, wir sind objektiver. Wir kommen nicht mit der emotionalen Altlast, dass wir bestimmte Teile unseres Körpers hassen.”

Oh Tom. Durch dein Botox kann ich gar nicht sagen, ob du scherzt oder nicht.

Ich wage gar nicht zu zählen, bei wie vielen Anproben von männlichen Designers ich war, wo der Designer verzweifelt versucht hat, auch nur die kleinste Andeutung weiblicher Formen unter seinen zupfenden Fingern und dem Hauch von silbernem Chinakrepp zu vermeiden. Jetzt werden sogar zuvor unbekannte Bereiche entdeckt, um sie zu inspizieren und herunterzumachen; Bereiche, die vorher nie zur Diskussion standen. Kniekehlen?

Meine Berufserfahrung allein macht mir klar, dass, wenn wir mehr Frauen damit beauftragen würden, wie Frauen aussehen, dass es dann unter Frauen ein positiveres Körperimage geben würde. So einfach ist das

Überall sonst in der Modebranche sind Frauen allmächtig. Es gibt die Redakteure, deren persönliche Empfehlungen und Werbebudgets die Zukunft eines Designers bestimmen können: das Alphatier unter ihnen, Anna Wintour der US-Vogue, Carla Sozzani von Vogue Italia, Alexandra Shulman der britischen Vogue und Emmanuelle Alt von Vogue Paris. Shelley Fox und Fiona Dieffenbacher sind jeweils die Direktorinnen der MFA und BFA-Modedesign-Studiengänge bei Parsons, und die verstorbene Louise Wilson von Central St Martins war eine Schleuse, die die Besten der Besten unter den britischen Abgängern an die wichtigsten internationalen Modehäuser vermittelt hat.

Frauen ergeht es als Mitläuferinnen und Musen besser

Die Geschichte wiederholt sich jedoch, wenn es um die kreativen Taumjobs geht; Frauen ergeht es als Mitläuferinnen und Musen besser: So wie Picasso Marie Therese Walter hatte, Nicholas Ghesquière Marie Amelié Sauvé; Auguste Rodin Camille Claudel und Alexander McQueen Annabelle Neilson, so hatte Man Ray Kiki de Montparnasse und John Galliano Vanessa Bellanger... Jeff Koons hat La Cicciolina und Riccardo Tisci Kim Kardashian.

Sarah Burton leitet erfolgreich das Haus McQueen ohne seinen Namensgeber, aber es scheint eine stille Übereinstimmung zu geben, dass sie sich diese Position hart erarbeitet hat. Als die rechte Hand des Designers war sie in jedem Foto zu sehen, dass jemals von McQueen bei der Arbeit gemacht wurde. Sie hatte sich bewährt und war deshalb eine sichere Favoritin als Nachfolgerin nach seinem Tod. Maria Grazia Chiuri bewältigt ihre Aufgabe ähnlich eindrucksvoll als Kreativchefin von Valentino, der femininsten aller Maisons, und ein Aufstieg von ihrer vorherigen Rolle as Accessoires-Designerin für das Modehaus. Sie arbeitet jedoch eng mit Pierpaolo Piccioli zusammen, also ist das allgegenwärtige Y-Chromosom auch hier wieder zur Stelle.

Die Aussage ‘Wie kann ich eine Frau schöner machen?’

Frauen auf der ganzen Welt waren enttäuscht, als Alber Elbaz Lanvin verließ, denn seine Vision war für so viele von uns relevant. Doch als er jüngst bei der 32. alljährlichen "Night of Stars" in New York sprach, nur ein paar Tage vor seinem angekündigten Weggang, sagte er folgendes: “Wir Designer, wir fingen als Modeschöpfer an, mit Träumen, mit Intuition, mit Gefühl, gedankenvoll. Was wollen Frauen? Was brauchen Frauen? Was kann ich für eine Frau tun, um ihr Leben besser und einfacher zu machen? Wie kann ich eine Frau schöner machen?”

Auch wenn die Aussage auf den ersten Blick edel erscheint, ist sie doch auch bedenklich. Er hört sich ein bisschen an wie ein künstlerischer Puppenmacher. Frauen sind gut ausgerüstet, im Gegensatz zu was Herr Ford, Herr Elbaz und die entsprechend Ausgewählten bei Kering und LVMH glauben mögen, sich selbst zu verschönern. Zugegeben, wir können uns auch selbst fertigmachen, aber das ist Teil des kreativen Prozesses. Wir sind empfänglich für die Magie eines guten Schnitts eines Kleidungsstücks, das unsere Beine länger, unsere Linie graziöser, unsere Hintern frecher, unsere Hälse schwanengleicher, unsere Augen glänzender und unsere Schönheit verführerischer macht. Wir sind bereits “mit Träumen, mit Intuition, mit Gefühlen, mit Gedanken” vorprogrammiert. Wir haben eine lange Beziehung damit, weibliche Formen einzukleiden. Wir können unsere eigenen Fantasien erschaffen. Außerdem glaube ich, dass wir einen verdammt besseren Job machen würden, als einige der Männer, die derzeit dafür gefeiert werden, dass sie uns austricksen.

Von den Studierenden der Modehochschulen des Landes sind 70 Prozent weiblich. Von den 54 CFDA+ 2015 Design-Abgängern – eine exklusive Liste, die erst vor wenigen Wochen bekannt gegeben wurde und die Besten in 20 Ländern herausstellt – sind zwei Drittel weiblich.

Gefallene Mädchen

Und doch sind Jil Sander, Ann Demeulemeester, Martine Sitbon und Donna Karan am Schwert der modernen Industrie gescheitert – Designerinnen, die Studentinnen bewundern und sich mit ihnen identifizieren hätten können. Sie waren Designerinnen mit einer einzigartigen Vision, die verstanden, wie man Frau ankleiden muss und die in einer schwierigen Branche ihre eigene Nische gefunden haben. Sie waren Pioniere auf ihre eigene individuelle Weise.

Mit wachsenden Spekulationen darüber, wer die Dior- und Lanvin-Posten füllen wird, werden, wenn auch flüchtig, Simone Rocha und Iris Van Herpen genannt. Aber sie gehen in dem Wirbel männlicher Namen unter, die im Umlauf sind und Frauen weiter und weiter aus dem Rennen drängen. Wir werden ohne Zweifel öfter sehen, wie ein guter Kerls für einen anderen ausgetauscht wird, im “Old Boys Club” der Luxus-Damenmode. Bei Lanvin wird sogar gemunkelt, dass der derzeitige Herrenmode-Designer, Lucas Ossendrijver, die Damenmode übernehmen soll.

Alles, nur keine Frau einstellen.

Ein Gastbeitrag von Jackie Mallon, Dozentin mehrerer NYC-Fashion-Programme und Autorin des Romans "Silk for the Feed Dogs", der in der internationalen Modebranche spielt.

Aus dem Englischen Übersetzt von Simone Preuss


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