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Ein guter Anfang - oder was bringen Fashion Awards?

Von Regina Henkel

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Mode|INTERVIEW

Was bringen eigentlich Fashion Awards? Viele Schulen und Institutionen schreiben inzwischen Preise für die besten Nachwuchsdesignerinnen und –designer aus. Aber haben sie tatsächlich Einfluss auf die anschließende Karriere in der Mode? Wir fragen diejenigen, die es am besten wissen müssten: Die Gewinner selbst. Den Anfang der neuen Interview-Reihe bei FashionUnited macht Lilly Ingenhoven aus München. Sie hat 2013 den AMD Best Graduate Fashion Award gewonnen und noch im selben Jahr ihr eigenes Label gegründet. Inzwischen stellt sie regelmäßig auf der Premium in Berlin aus und hatte diesen Sommer Premiere auf der Tranoi in Paris und der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin.

Frau Ingenhoven, was genau ist der AMD Best Graduate Fashion Award, und wie hat er Ihr Leben verändert?

Der AMD Best Graduate Fashion Award zeichnet die beste Abschlusskollektion des Jahrgangs an der AMD aus. In meiner Jury saßen damals Luca Strehle, damaliger CEO von Strenesse, Kerstin Weng, ehemalige Chefredakteurin der Cosmopolitan und der Designer Michael Sontag. Es ist natürlich eine große Ehre von einer so hochkarätigen Jury ausgewählt zu werden. Auch das Preisgeld, 1.000 Euro ist zumindest schon mal ein Anfang. Ich war wirklich überrascht und die Freude war umso größer. Und schließlich führte der Preis dazu, dass ich mit drei weiteren Absolventen anderer Hochschulen aus Europa vom Goethe Institut zur Fashion Week nach Prag eingeladen wurde um dort meine Kollektion in Form einer Modenschau zu zeigen. Der Preis war auf alle Fälle ein guter Anfang und in der Folge immer wieder ein guter Aufhänger, wenn ich mich irgendwo vorgestellt habe.

Wie ging es dann weiter?

Schon während des Studiums habe ich unter anderem bei Escada, Talbot Runhof und Allude Praxiserfahrung sammeln können. Direkt nach dem Studium habe ich erst mal zehn Monate bei einem kleinen Label in München gearbeitet, bevor ich mich dann Ende 2013 selbständig gemacht habe. Rückblickend bin ich froh über jeden einzelnen Tag Erfahrung, die ich in den verschiedenen Unternehmen sammeln konnte.

Wie ist Ihre Einschätzung: War der Award dafür wichtig?

Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich hatte schon den Eindruck, dass es geholfen hat. Viele Leute verlassen sich darauf, dass solche Preisträger dann auch etwas können und trauen ihnen auch etwas zu. Deshalb bewerbe ich mich auch jetzt immer mal wieder auf Awards.

Warum das?

Die fachliche Unterstützung und das Netzwerk, das oft mit den Preisen und Programmen verbunden ist, sind unglaublich wertvoll. Auch die finanzielle Hilfe ist nicht zu unterschätzen. In der Modebranche braucht man erst mal einen langen Atem. Was die Unterstützung von Jungdesignern betrifft, erleben wir in Deutschland gerade einen Aufschwung. An der Gründung des German Fashion Coucils, dem Berliner Salon und dem Vogue Salon sieht man, dass sich einiges tut. Alle drei versuchen, die Labels dauerhaft zu unterstützen. Dadurch gewinnt auch der Standort Berlin wieder an Bedeutung. Auch IMG, die Organisatoren hinter der Mercedes-Benz Fashion Week, unterstützen die jungen Labels wo sie können. Auch die Premium Berlin unterstützt uns im Rahmen ihrer „Talents.“ Ohne eine solche Hilfe wäre es für uns kaum möglich zu wachsen.

Sie haben sich schnell selbstständig gemacht mit Ihrem Label Lilly Ingenhoven und sind heute gerade mal 25 Jahre alt. War die Selbstständigkeit schon immer Ihr Ziel?

Irgendwie schon, aber dass es dann so schnell geht, wusste ich nicht immer. Was mein Alter betrifft, habe ich gemerkt, dass es auch Vorteile hat, wenn man so jung ist. Viele Leute finden es mutig und bemerkenswert, dass man sich etwas traut, und man hat einen Gewissen „junior“-Bonus.

Wie reagiert der Handel auf kleine deutsche Labels – mit oder ohne Fashion Award?

Ich habe das Gefühl, dass sich die deutschen Einkäufer bei neuen Labels erst mal schwer tun. Wir sind unter anderem in Paris, Tokio und Kuwait vertreten, haben aber nur einen einzigen Händler in Deutschland. In Asien sieht das anders aus. Dass wir alles in Deutschland produzieren, kommt besonders in Japan sehr gut an. Da ist es auch egal, wenn man noch ein unbekannteres kleines Label ist.

Und wie entwickelt sich die Kollektion weiter?

Ich versuche auf das Feedback aus dem Handel und von unseren Kunden zu hören, dabei aber meiner Linie treu zu bleiben. So werden wir auch weiterhin in Deutschland fertigen. Ich habe festgestellt, dass Abendmode gut ankommt. Das will ich weiter ausbauen. Für den besonderen Anlass sind die Leute bereit, Geld auszugeben. In meinem Studio in München möchte ich außerdem die Maß-Konfektion noch ausbauen. Es ist ein wirklich schönes Erlebnis, einer Kundin das Kleid auf Maß zu schneidern und die Entwicklung gemeinsam zu erleben.

Photo: Lilly Ingenhoven


Lilly Ingenhoven