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Dividenden und Managerboni: Was machen die großen Luxushäuser?

Von Herve Dewintre

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Viele Luxushäuser, darunter Marken wie Chanel und Hermès, haben beschlossen, ihren Mitarbeitern weiterhin volle Gehälter zu zahlen, ohne das von der französischen Regierung eingerichtete Kurzarbeitsprogramm in Anspruch zu nehmen. Diese Entscheidung, die ein Bekenntnis zu den “Kriegsanstrengungen” Frankreichs im Kampf gegen das Virus ist, trifft zugleich eine Aussage zugunsten von Engagement und Ethik: Werte, die in der Branche neuerdings viel zählen. Die Unterstützung der Mitarbeiter geht auch mit großzügigen Spenden an Institutionen und Programme im Zusammenhang mit dem Kampf gegen das Coronavirus einher.

Eine heikle Frage, die vorerst ungelöst bleibt, ist die Vergütung der Führungskräfte und die Dividende, die an die Aktionäre gezahlt wird. Die Regierung hat eine sehr klare Stellungnahme zu diesem Thema abgegeben: Die an die Aktionäre gezahlte Dividende und die Gehälter und Boni der Führungskräfte müssen für das Jahr 2020 nach unten revidiert werden. Unterstrichen wird diese Forderung der Regierung davon, dass Unternehmen ohne eine Kürzung der Managergehälter nicht von öffentlichen Hilfen profitieren können. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Banken in der Euro-Zone zu "extremer Mäßigung" bei der variablen Vergütung aufgefordert. Versicherer haben eine ähnliche Nachricht erhalten.

Viele führende Unternehmen haben diesem Wunsch bereits Rechnung getragen: Bei Sodexo haben die Führungskräfte ihre Boni halbiert, und Sophie Bellon, die Vorsitzende des Verwaltungsrats, hat für die nächsten sechs Monate auf 50 Prozent ihres Festgehalts verzichtet. Florent Menegaux und Yves Chapot, die beiden geschäftsführenden Gesellschafter von Michelin, werden ihre Gehälter für April und Mai "um etwa 25 Prozent" reduzieren, aus Solidarität mit der gesamten Belegschaft.

Und im Luxussektor? Dort ist es komplizierter. Da die meisten Häuser das volle Gehalt der Angestellten fortzahlen, scheint es durchaus akzeptabel, dass auch die Vergütung der Manager beibehalten wird.

Die Führungskräfte von Tod’s verzichten auf ihre Boni. Dividenden fallen kleiner aus.

Bei der Dividende an die Aktionäre wird diese Politik nicht einstimmig verfolgt, jedes Unternehmen hat seine eigene Vorgehensweise. So wird es beispielsweise bei Hermès keinen Rückgang, aber auch keine Erhöhung der Dividende geben. Die Vorstandsvorsitzenden des französischen Unternehmens kündigten in einer auf der Unternehmenswebsite veröffentlichten Pressemitteilung an, dass sie auf die Erhöhung ihrer im Jahr 2020 gezahlten festen Gehälter und ihre Boni für 2019 verzichten werden. Der Gesamtbetrag der ausgezahlten Gehälter für 2020 wird so trotz einer Erhöhung des Nettoeinkommens um neun Prozentpunkte auf 1,528 Milliarden Euro mit dem Betrag von 2019 identisch sein. Die Höhe der vorgeschlagenen Dividende für das Geschäftsjahr 2019 wird von 5,00 auf 4,55 Euro pro Aktie reduziert, also auf den Betrag, der für das Geschäftsjahr 2018 ausgeschüttet wurde.

Ein weiteres bedeutsames Beispiel ist Tod's, dessen Vorstand am 30. März im Rahmen eines Dringlichkeitsverfahrens tagte. Der Umsatz der Gruppe belief sich für das Geschäftsjahr 2019 auf 916 Millionen Euro, mit einem Nettogewinn von 46,3 Millionen und einem ersten Vorschlag (vom 12. März) einer Dividende von 0,6 Euro pro Aktie. Die Brüder Diego und Andrea Della Valle, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der Gruppe, sollten ursprünglich 1,8 Millionen bzw. 1,3 Millionen Euro für das Jahr 2020 erhalten. Sie kündigten nun jedoch an, dass sie für das Jahr 2020 auf diese Summen verzichten werden.

Die Konzernleitung geht sogar noch weiter, indem sie ankündigt, dass Tod's für das Geschäftsjahr 2019 keine Dividende zahlen wird. Diese spektakuläre Entscheidung ist vorerst einmalig. Die Spannung sollte mit der Generalversammlungen Mitte April enden. Die Enttäuschung bei den Aktionären ist umso größer, als das Jahr bisher Rekorddividenden versprach. Allein die Aushängeschilder des CAC 40 sollten für ihr Geschäftsjahr 2019 54,3 Milliarden Euro ausschütten.

L’Oreal will die Dividende erhöhen, LVMH und Kering vertagen die Entscheidung

Wofür werden sich die führenden Unternehmen der Branche, angeführt von LVMH, Kering und L'Oreal, entscheiden? Es scheint, dass L'Oreal beschlossen hat, die Dividende gegenüber der für das Geschäftsjahr 2018 gezahlten Dividende um zehn Prozent zu erhöhen: 4,24 Euro pro Aktie gegenüber 3,85 Euro im letzten Jahr. LVMH, das größte Aktienunternehmen Frankreichs, und Kering haben sich entschieden, die Entscheidung zu vertagen. In einer Pressemitteilung vom Samstag, dem 25. März, gab die Gruppe unter der Leitung von Bernard Arnault bekannt: "Angesichts der Umstände hat der Verwaltungsrat von LVMH beschlossen, die ursprünglich für den 16. April 2020 geplante Sitzung seiner Jahreshauptversammlung auf den 30. Juni 2020 zu verschieben". Es wird auch festgelegt, dass eine Pressemitteilung "zu einem späteren Zeitpunkt herausgegeben wird, um die Aktionäre über die Vorkehrungen zu informieren, die für die Auszahlung der Dividende getroffen werden". Die gleiche Entscheidung wurde von Kering getroffen, der seine Generalversammlung vom 23. April auf den 23. Juni 2020 verschob. Diese Entscheidung kommt zur rechten Zeit. Wenn die Entwicklung der Pandemie in den kommenden Wochen eine Wiederaufnahme der Geschäfte ermöglicht, kann die Ankündigung einer Dividende an die Aktionäre im Juni von der öffentlichen Meinung besser akzeptiert werden.

Foto: Louis Vuitton LVMH

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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