Die Zukunftsschmieden von Hermès
Wird geladen...
Luxushäuser achten mehr denn je auf die Ausbildung ihrer zukünftigen Mitarbeiter, genauer gesagt auf die Ausbildung ihrer zukünftigen Handwerker. Dazu muss gesagt werden, dass die Aufrechterhaltung des oft seltenen und profunden Savoir-Faire den Ruf der Exzellenz des Luxusuniversums – und seine hohen Preise – rechtfertigt. Diese Handwerkskunst ist das, was den Luxus gegenüber der Mode auszeichnet: eine zur Perfektion getriebene Qualität, die zudem aus sehr alten Traditionen herrührt, und die niemals hinter der Kreativität zurücksteht.
Der Handwerksunterricht wurde in Frankreich jahrzehntelang vernachlässigt, ja sogar verachtet. Paradoxerweise verfügt dieses Land des Luxus mit seinem berühmten Know-how über ein Bildungssystem, das es schafft, junge Menschen auf einem sehr hohen intellektuellen Niveau auszubilden, aber wenig auf das Praktische ausgerichtet und sehr ungleich ist. Diese Beobachtung wird seit langem von den großen Luxuskonzernen gemacht. „Wenn wir die Ausbildungsgänge betrachten, die nicht zur Hochschulbildung gehören, sondern eher einen praktischen Bezug haben, schneiden wir nicht gut ab. Es mangelt zum Beispiel an zufriedenstellenden Ausbildungsgängen für Lehrlinge“, erklärte LVMH-Geschäftsführer Bernard Arnault bereits 2000 in einem Buch mit Interviews von Yves Messarovitch.
Um dieses Manko des französischen Bildungssystems auszugleichen, nehmen die Häuser bereitwillig Geld in die Hand. Die Haute Ecole de Joaillerie in der Rue du Louvre in Paris wird weitgehend von den Titanen von der Place Vendôme unterstützt, ein Pariser Platz mit einer hohen Dichte an Luxusboutiquen von Schmuck- und Uhrenherstellern.
Noch bedeutender ist, dass die Giganten des Luxus ihre eigenen Einrichtungen schaffen. Das Institut des Métiers d'Excellence, das 2014 von der LVMH-Gruppe gegründet wurde, bietet beispielsweise 31 Ausbildungsprogramme – von Couture über Lederwaren bis hin zu Strickwaren oder Seide – in Frankreich, der Schweiz, Italien und Spanien in Zusammenarbeit mit 22 Schulen an. Darunter sind auch die Compagnons du devoir du tour de France oder die Accademia Alta Sartoria Massoli. Seit 2014 sind 1.000 Auszubildende in dieses Institut eingetreten.
Alle Lederwarenabteilungen der Hermès-Gruppe werden in Zukunft ihre eigene Schule haben
Hermès hat sich diesen Bemühungen ebenfalls angeschlossen. Der berühmte Sattler hatte bereits 2008 eine Unternehmensstiftung gegründet, um Projekte in den Bereichen Design, Ausbildung und Weitergabe von handwerklichem Können zu unterstützen – zum Beispiel durch die Förderung des Lehrstuhls für nachhaltige Entwicklung von Sciences Po, Manufacto und Manutterra in Schulen.
Das Modehaus Faubourg Saint-Honoré bekräftigte dieses Engagement Anfang September mit der Eröffnung der vom französischen Bildungsministerium anerkannten „École Hermès des Savoirs“ (Hermès-Schule für Handwerkskunst) in seiner Lederwarenfabrik in Fitilieu im Departement Isère in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Diese Schule wird allen offen stehen, die Handwerker werden oder ihre handwerklichen Fähigkeiten weiterentwickeln wollen.
Das ist der erste Schritt in einem großen Projekt: Am Ende, so sagt die Gruppe, werden alle Lederwarenabteilungen von Hermès ihre eigene Schule haben. Diese Ausbildung, die von den Ausbildern des Unternehmens durchgeführt wird, führt zur Erlangung des staatlichen CAP-Maroquinerie-Diploms.
„Diese Experten, von denen es mehr als 90 in der Lederwarenabteilung der Gruppe gibt, werden die Auszubildenden über ein Jahr lang begleiten und die Ausbildung bewerten“, heißt es in der Mitteilung, in der auch darauf hingewiesen wird, dass die Auszubildenden nach Erhalt ihres Diploms unter anderem in eine der neunzehn Lederwarenfabriken der Gruppe eintreten können, die mehr als 5.600 Handwerker in Frankreich beschäftigt.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Bild : Hermès