Die Tunis Fashion Week 2024 steht im Zeichen einer wirtschaftlichen und künstlerischen Vision
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Durch die Zusammenkunft von institutionellen Delegationen aus China und Russland, potenziellen privaten Partner:innen aus Algerien und Marken aus Tunesien, Portugal, Italien, Russland und Frankreich präsentiert der Produzent der Tunis Fashion Week, Anis Montacer, Tunesien einen strategischen Platz in der internationalen Modeszene.
Zwischen Salzbauten und gigantischen Industriemaschinen fand am 21. April im Chott el-Jérid der Laufsteg der Tunis Fashion Week statt. Im Gegensatz zu anderen Modewochen geht es bei dieser Veranstaltung jedoch nicht nur um den Laufsteg. Diese Wüstenkulisse, eine Mischung aus den Filmen Star Wars und Mad Max sowie den Werken des baskischen Bildhauers Eduardo Chillida und der tunesischen Künstlerin Nadia Kaabi-Linke, dient auch als Kulisse für Marken und Moderedakteur:inne, die eingeladen sind, ihre eigenen Fotoshootings abzuhalten.
Ein Teil des Veranstaltungstages diente der Aufnahme von Modestrecken, die von den Marken mit Hilfe eines Produktionsteams inszeniert wurden, das die Kabinen der Models, die Visagist:innen und Friseur:innen, die Stylist:innen und das technische Personal betreute. Die Tunis Fashion Week wird vom tunesischen Fremdenverkehrsamt unterstützt, das seit den ersten Ausgaben an diesem Projekt beteiligt ist, um zu zeigen, dass Tunesien ein modernes und freies Land in Bewegung ist.
Menschen aus allen Teilen der Welt in einer Wüstenlandschaft zusammenbringen
Auch wenn die Organisation chaotisch erscheinen mag, so ist sie doch eine einzigartige Gelegenheit, in einer zeitlosen Atmosphäre Kontakte zu knüpfen. Bei dieser Gelegenheit konnte man beispielsweise Chen Mo und Mercy Chen aus Peking kennenlernen, Vertreter:innen der China Fashion Association, die im September 2023 auf der Pariser Messe Tranoi ausstellen werden. Für diese nationale Organisation, die beim Ministerium für zivile Angelegenheiten der Volksrepublik China registriert ist, besteht das Hauptziel darin, das Potenzial Tunesiens zu entdecken, sowohl für Investitionen als auch für die Ansiedlung chinesischer Marken.
Renata Gilmanova vom Russian Fashion Council, einer Organisation, die sich für die Entwicklung der Modeindustrie in Russland einsetzt, ist sogar noch stärker von der Teilnahme an der Veranstaltung überzeugt. Nachdem Anissa Aïda, ein tunesisches Modehaus mit Schwerpunkt Slow Fashion, zur Moscow Fashion Week im März 2024 eingeladen wurde, sind nun zwei russische Marken in Tunesien an der Reihe. Mit von der Partie waren Vestiaire und Büro Unique, deren Shows stattfanden, als das Licht über Chott el-Jérid schwächer wurde.
Das 2017 von der Designerin Alena Chipura gegründete Büro Unique (was wörtlich übersetzt "Büro der einzigartigen Dinge" bedeutet) präsentierte eine Semi-Couture-Kollektion für Herbst/Winter 2024/2025 mit dem Titel "Secret Garden", die an ein florales Thema erinnert. Kleider, Oberteile, Ensembles und Röcke aus Fischnetz, Tüll, Spitze und Organza wurden mit Rüschen, Blumen und Stickereien verziert. Alle Texturen und dekorativen Elemente wurden vollständig von Hand gefertigt.
Jenseits der Schauen geht es um die internationale Dynamik der Tunis Fashion Week
Weitere Gäste dieser Modewoche waren die Direktor:innen der staatlichen Textil- und Lederholding Getex Spa. Im Gespräch mit FashionUnited erklärte Hamdi Mansour Abdelkader, Assistent des CEO, warum sie zur Veranstaltung gekommen waren: „Die algerische Regierung hat uns ein Budget von fast drei Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt, damit wir von hochmodernen Industrieanlagen profitieren können. Wir haben 8.500 Beschäftigte, überwiegend Frauen, die über das ganze Land verteilt sind. Aber wir wollen unser technisches Know-how in Bezug auf das Design optimieren. Hier sind wir auf der Suche nach Kreativität und Stylisten, mit denen wir Marken entwickeln können“.
Für die teilnehmenden Marken, ob tunesisch, wie La Flamme, Anissa Aïda, Kontakt, Sea Design Lab by ATFP, By Massara, Perfection Luxury X Hamasset Fannya Jewellery und Souraya Sahraoui, portugiesisch wie Luis Carvalho, italienisch wie Fisico, IU by Rita Mennoia, Oscalito und Pin-Up Stars, russisch oder französisch, wie im Fall der Schmuckstücke Arsynoé und Bunkheur, steht also viel auf dem Spiel.
Bunkheur, ein Unternehmen, das von Lucie Benhamou, einer jungen Studentin der Lisaa Mode Paris, gegründet wurde, traf auf ein internationales Publikum, sowohl Laien als auch Profis. Am Swimmingpool des Hôtel Résidence in Douz fand das Finale dieser Modewoche statt, die es versteht, sich Jahr für Jahr zu erneuern und immer wieder für eine Überraschung zu sorgen.
„Die Tunis Fashion Week will ein internationales Modelabor für Länder mit hohem Wachstums- und Modepotenzial sein“, so Anis Montacer abschließend. „Es ist ein Konzept, das darauf basiert, ungewöhnliche Orte für Modeschauen vorzuschlagen.“
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.FR.