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Die Metamorphosen der Mode: 7 Veränderungen, die alles in Frage stellen

Von FashionUnited

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Mode

Das Zeitalter der neuen Paradigmen in der Modepräsentation ist da. Alle Zeichen zeigen weg von der anachronistischen Maschinerie des Elitarismus und der Tradition und hin zu einer demokratischen, offenen Form der Darstellung. Im Folgenden werden sieben besonders wichtige Veränderungen, die gerade schon geplant, oder noch in der Pipeline sind, besprochen.

Der Betonfußabdruck

Gemietete Räumlichkeiten, egal ob Stores oder Showrooms, hat in vielen Modemetropolen wie London oder New York die Preisspanne des Leistbaren ausgereizt. Zum Glück gibt es andere Möglichkeiten, seine Mode an den Mann und die Frau zu bringen. „Wer kauft Sonnenbrillen online?“, fragten die Zweifler, als sie 2010 die Chance hatten, in das E-Commerce-Start-Up Warby Parker zu investieren. Nun ist es laut Schätzung des The Wall Street Journal1,2 Milliarden Dollar wert. Der Aufstieg der Pop-Up-Stores erlaubt es Marken, eine spontane und kreative Handels-Umgebung zu gestalten – ob es in einer Bar oder einer Villa mitten in der Stadt stattfindet, ist dabei egal. Was zählt, ist der soziale Faktor, die geschaffene Intimität. Richard Lim, Head of Business Information beim Britisch Retail Consortium sagte gegenüber der FachzeitschriftRetail Week: „Wir stehen ganz am Anfang der Pop-Up Revolution.“ Es ist gar nicht schwer vorzustellen, dass Pop-Up Events mit einer Gruppe gleichgesinnter Marken ein Erfolg werden könnten. Pop-Up Fashion Weeks?

1. Trends

„Heute ist die Idee, dass ein paar wenige Menschen in einem Raum sitzen und bestimmen, was in zwei Jahren die Trendfarben oder Trendmaterialien sein werden, vollkommen unsinnig“, so Marc Worth, Mitbegründer der Trendforecasting-Instanz WGSN. Eine neue virale Sensation kann alles umwerfen und dann wieder genauso schnell verschwunden sein, noch bevor traditionelle Trendagenturen wie Perclers oder Trend Union in Paris, die üblicherweise sechs Monate im Voraus ihre schön gebundenen Inspirationsbände herausbringen, sie überhaupt auf ihrem Radar hatten. Ideen werden heute über Nacht berühmt und die Unsicherheit des saisonalen Schauenplans, die über dem Modenschauenkalender schwebt, macht jede Art von Langzeitvorhersage überflüssig. Boho, Military, 80s und 90s - alle Einflüsse sind heute gleichzeitig auf dem Laufsteg zu finden. Blogger, Celebrities und Kunden selbst nehmen heute Einfluss auf die Trends. Seit dem Aufstieg der Influencer haben sich Marken auf Lifestyles anstatt Trends verlegt und gehen Partnerschaften wie zum Beispiel Alexa Chung mit Marks & Spencer, Madewell und AG Jeans, oder Man Repeller und NARS ein.

2. Models

„Models sind mir egal, mir geht es um Gesichter“, sagt Gucci-Designer Alessandro Michele. „Es ist eine Möglichkeit, Menschlichkeit zu zeigen. Ich denke, die Ära des Models ist vorbei.“ Im heutigen Zeitalter der Inklusivität ist das neueste Gesicht oft die Freundin des Designers oder jemand, der von der Straße gecastet wurde – häufig mit körperlichen Attributen, die bisher von der Modebranche vernachlässigt wurden, zum Beispiel Adwoah Aboah mit ihren Sommersprossen oder Winnie Harlows Hauterkrankung Vitiligo. Mit Instagram ist auch die Rolle des Model-Castings auf dem absteigenden Ast, die Models werden heute direkt online via Selfie gecastet.

3. Haute Exclusivité

Paris war bisher sehr protektionistisch mit der Zulassung ausländischer Marken zu seinen Haute Couture-Schauen. Im vergangenen Herbst kamen gleich zwei amerikanische Häuser dort zum Schauenplan hinzu: Proenza Schouler und Rodarte. „Wir besticken wohl seit einem Monat Kleider“, so Jack McCullough von Proenza. Außerdem waren Resortkollektionen von Miu Miu und Hermès vertreten. In dieser disruptiven Ära müssen sich auch die alten Instanzen, wie diese anpassen.

4. Stylisten

Als Rag & Bone Glen Luchford für seine Herbstkampagne anheuerte, um eine Polaroidserie mit den berühmten Gesichtern von Mikhail Baryshnikov, Amber Valleta und Thom Yorke von Radiohead zu schießen, wurden die Celebrities gebeten, sich selbst für die Bilder mit der Kollektion einzukleiden. Sie sollten so in einer authentischen Weise mit der Marke interagieren. Nun mag die Idee gut ankommen, sie schneidet aber eine wichtige Position aus dem üblichen Prozess aus: den Stylisten.

5. Runwayshows

Vor zwei Jahren, als Givenchy mit Hilfe der Stadt New York 1200 Tickets zu seiner Show an die Öffentlichkeit vergab, wurde eine einst exklusive Welt der Allgemeinheit zugänglich. Daran nahm sich auch Rag & Bone ein Beispiel. Der Creative Director des Labels, Marcus Wainwright sagt: „Wir hatten seit unserer Gründung 25 Schauen präsentiert und ich glaube, die Zeiten ändern sich. Nach der Wahl bin ich deprimiert aufgewacht, wie jeder, und hatte das Gefühl, es existieren keine Regeln mehr.“ Der Erfolg des Polaroid-Experiments hatte ihn zum Nachdenken gebracht. „Ein Teil von mir fragt sich, warum man es im September machen muss. Etwas Besonderes zu inszenieren, was die Brand repräsentiert und die Zielgruppe involviert, ist wichtig, aber warum ist die Fashion Week dafür der beste Zeitpunkt?“ Der Vetements-Designer Demna Gvasalia zog seine Schlüsse aus ähnlichen Überlegungen und verkündete im Juni: „Wir werden nicht mehr innerhalb des klassischen Schauenplans zeigen. Ich langweile mich damit. Ich glaube, es ist Zeit für ein neues Kapitel. Modenschauen sind nicht das beste Mittel.“

6. Modestädte

Jahrelang wurde London als Petrischale für junge Designer gesehen. Mailand zeigt die traditionellen Familienunternehmen und Handwerk, Paris ist die Stadt der Couture und New York die des Kommerz. Doch McQueen, Burberry und Westwood lösten sich vor einigen Jahren von London und an ihrer Stelle kamen Moschino und Armani nach London. Givenchy ging nach NYC und schließlich verließen Rodarte und Hood By Air NYC für Paris. Wer kann da noch mithalten? Wie wäre es denn mit einer halbjährlichen Weltmeisterschaft, bei der sich die Labels jedes Mal in einer anderen Stadt treffen?

7. Keine Left-Swipes IRL

Analoger als eine Polaroid-Kamera wird es nicht - Keine Löschen- oder Filteroptionen. Doch das Rag & Bone-Experiment zeigt eine wichtige, und in Zeiten Instagrams oft übersehene Wahrheit über die Mode auf: Kleidung ist analog. Sie ist IRL sensorisch und schmückt reale Körper. Sie ist wie Umarmungen, nur körperlich erfahrbar. Kein Device kann das bisher nachahmen.

Dies ist eine Übersetzung eines englischen Beitrags von Jackie Mallon. Jackie Mellon unterrichtet in NYC verschiedene Modekurse und ist die Autorin des Buches ‚Silk fort he Feed Dogs’, ein Roman, der in der internationalen Modeindustrie angesiedelt ist. Aus dem Englischen von Barbara Russ.

Images: catwalkpictures, Empty Bleeker Street storefronts author’s own; Rag & Bone Facebook; officialwinnieharlow.com; New York Fashion Week Facebook

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