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Die Chemie stimmt: Patagonia & Gore präsentieren neue PFC-freie Gore-Tex ePE-Membran

Von Regina Henkel

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Die Veranstaltung stand unter dem Motto Great Chemistry. Bild: Regina Henkel/FashionUnited

Unter dem Motto „Great Chemistry“ luden Patagonia und Gore-Tex am vergangenen Freitag zu einer Informationsveranstaltung nach München ein. Zweck des gemeinsamen Events: Die Vorstellung der neuen PFC-freien Gore-Tex ePE-Membran und das Angebot an Konsument:innen, Händler:innen und die Presse, Fragen zu stellen.

Ganz neu ist die Gore-Tex ePE-Membrane eigentlich nicht mehr. Bereits im vergangenen Herbst kam sie erstmals auf den Markt. Damals allerdings nur mit einem handverlesenen Kreis von Markenpartner:innen aus den Bereichen Bekleidung, Schuhe und Handschuhe. Darunter auch Patagonia. Allerdings war die Menge der Produkte, die im vergangenen Jahr mit der neuen ePE-Membran gelauncht werden konnte, produktionsbedingt noch so gering, dass die meisten Produkte gar nicht im Handel, sondern nur über die D2C-Kanäle der Marken vertrieben werden konnten. In diesem Herbst ist das anders: Mehr als 90 Bekleidungs-, Schuh- und Handschuhmodelle von insgesamt 26 Gore-Tex-Partnern sollen es diesmal sein und damit erhöht sich die Chance, die neue Membran tatsächlich im Handel zu sehen.

2025 Einführung von Gore-Tex Pro als ePE-Membran

Und das ist erst der Anfang. „Wir können jetzt schon ankündigen“, erklärt Lara Wittmann, Global Strategic Marketer bei W.L. Gore & Associates, „dass wir unsere High-Performance-Membran Gore-Tex Pro im Jahr 2025 als ePE-Membran einführen werden“. Auch die Windstopper-Membran soll dann als ePE-Membran erhältlich sein. Damit ist klar, dass Gore seine Hausaufgaben gemacht hat und im Bereich der Consumer-Produkte endlich eine PFC-freie Alternative anbietet. Denn diese wird von der Outdoor- und Modebranche schon lange gefordert. PFC gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich und bauen sich in der Natur nicht ab.

Die bisherige Gore-Tex-Membran besteht aus expandiertem, also gestrecktem Polytetrafluorethylen, kurz PTFE. PFC werden als Hilfsmittel zur Herstellung von PTFE benötigt. Außerdem werden PFC eingesetzt, um Textilien wasserabweisend auszurüsten, was notwendig ist, damit laminierte Stoffe wie die von Gore-Tex dauerhaft wasserdicht und atmungsaktiv – also dampfdurchlässig – sind.

Die ePE-Membran verzichtet auf PTFE und besteht stattdessen aus expandiertem Polyethylen. Damit hat Gore, dass alle seine Membranen selbst herstellt, einen Weg gefunden, Polyethylen ganz ähnlich zu verarbeiten wie PTFE, das ja ebenfalls expandiert wird.

Sowohl die ePE-Membran als auch die wasserabweisende Ausrüstung des Laminats sind PFC-frei. Außerdem reduziert die Membran den CO2-Fußabdruck des Materials. Durch das bessere Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht können die Stoffe dünner und leichter werden. Gleichzeitig wird weniger Material benötigt, was sich positiv auf die Ressourceneffizienz auswirkt. Dennoch, und das ist für Gore entscheidend, ist ePE genauso langlebig wie die alte PTFE-Membran. Alles andere wäre weder ökologisch noch für Gore ökonomisch sinnvoll.

Zehn Jahre Entwicklung

Matt Dwyer, seit zehn Jahren bei Patagonia und heute Vice President Product Impact & Innovation (Sustainability), ist langjähriger Materialspezialist und wechselte 2013 von Gore zu Patagonia – auch um von dieser Seite die Entwicklung PFC-freier Membranen voranzutreiben. Dwyer: „Für uns bei Patagonia ging es darum, ein Problem zu lösen, das vor ein paar Jahren noch gar nicht existierte, weil es unbekannt war.“ „Und wir wussten, dass wir diese Entwicklung nicht alleine machen konnten, wir brauchten Marken, die mit uns zusammenarbeiten“, fügt Wittmann hinzu.

Seit 2012 ist Gore auf der Suche nach einer Alternative zu PTFE. Am Anfang standen rund 50 Materialien auf dem Prüfstand, die vielleicht das Zeug zum PTFE-Ersatz hätten haben können. Es bedurfte vieler Tests und weiterer Forschung, um zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen, das auch im industriellen Maßstab funktioniert. Auch Patagonia war immer wieder involviert, testete und evaluierte Prototypen mit Athleten. Wittmann: „Es gab viele Höhen und Tiefen, die größte Herausforderung war, das Material auf das Niveau zu bringen, für das Gore-Tex steht.“ Schließlich musste auch die Produktion umgestellt werden, zumindest in den ersten Pilotfabriken. Dieser Prozess dauerte zehn Jahre.

Bleibt die Frage, warum Patagonia als nachhaltige Marke nicht schon viel früher auf andere Anbieter von PFC-freien Membranen umgestiegen ist. Denn auch die gibt es schon lange, allerdings sind sie bei den Konsument:innen im Vergleich zum Marktführer Gore-Tex nicht so bekannt. „Das Tolle an der neuen Membran ist nicht nur, dass sie PFC-frei ist. Das Großartige ist, dass immer noch Gore-Tex draufsteht und die Membran die Leistung erbringt, die man von Gore-Tex gewohnt ist“, erklärt Dwyer. „Das Schlimmste, was wir tun könnten, wäre, an der Funktionalität und Langlebigkeit unserer Produkte zu sparen.“

Weitere Marken sollen mitmachen

Die ePE-Membran braucht nicht nur Zeit für die Entwicklung, sondern auch für die Markteinführung. Erst nach und nach sollen weitere Gore-Tex ePE-Produkte auf den Markt kommen und – wenn alles gut geht – eines Tages die PTFE-Membran komplett ersetzen. Doch das liegt nicht allein in der Hand von Gore und Patagonia. Dwyer: „Um ePE groß zu machen, brauchen wir große Stückzahlen und noch mehr Marken, die mitziehen.“

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