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Designerin kreiert Kleidung aus Kuhdung

Von Simone Preuss

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Mode

Treue FashionUnited-Leser werden sich an einen Artikel mit ähnlichem Titel vor drei Jahren erinnern - “Designer kreiert Kleider aus Elefantendung”. Auch wenn Recycling im Moment in ist, verwenden wir keinen alten Artikel wieder; im Gegenteil, die Realität hat uns eingeholt: Was am 1. April 2013 noch ausgefallen genug erschien, um sich als Aprilscherz zu eignen, ist heute wahr geworden - eine niederländische Designerin stellt in der Tat Bekleidung aus Dung her, wenn auch aus Kuhdung.

„Bei Mestic geht es darum, Rohmaterialien in Zukunftschancen zu verwandeln.”

Jalila Essaïdi, designer and artist

Die Designerin und Künstlerin Jalila Essaïdi aus Eindhoven hat eine neuartige Methode gefunden, das Gülle-Problem in den Niederlanden anzugehen, das zu hohe Phosphatwerte verursacht hat. Durch die Entwicklung einer neuen Technologie ist es ihr und ihrem Team bei BioArt Laboratories gelungen, Kuhmist in Biokunststoff, Biopapier und Biotextilien umzuwanden. Der neue Stoff namens Mestic - ein niederländisches Kunstwort, das die Begriffe für Dung und Plastik kombiniert - wurde sogar in einer Modenschau im Juni dieses Jahres vorgestellt.

Die Veranstaltung und der neue Stoff wurden mit soviel Begeisterung aufgenommen, dass Mestic inzwischen als Kreislauf-Lösung projiziert wird, die nicht nur das aktuelle Kuhdung-Problem lösen kann - der große Mengen an schädlichem Phosphor und Stickstoff in Boden und Grundwasser verursacht - sondern auch eine nachhaltige Quelle von Biomaterialien für die verarbeitende Industrie sein kann, einschließlich der Textilbranche.

„Ursprünglich wollten wir gar keine Faser herstellen; unser Ziel war, Celluloseacetat durch direktes Aufschließen und Acetylierung der verfügbaren Cellulose im Kuhmist zu schaffen. Ein logischer nächster Schritt war, diese in eine Faser zu spinnen. ... Bei Mestic geht es darum, Rohmaterialien in Zukunftschancen zu verwandeln”, erklärte Essaïdi. Nun ist der nächste Schritt, über die Landesgrenzen hinauszugehen und das neue Material weltweit verfügbar zu machen.

Mestic ist modisch und kostengünstig

„Was die Technologie angeht, wurde die Methode, Biokunststoff aus Kuhmist zu gewinnen, patentiert und wir werden über Lizenzabkommen mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Die Partner für diese Zusammenarbeit sind die Akteure, die am meisten von der Lösung profitieren - Landwirte und die Regierung. Was die Zusammenarbeit mit Marken angeht, so gehen wir bereits der Möglichkeit nach, dass andere Marken das Material in ihre Produkte integrieren können”, fügte Essaïdi hinzu.

In den nächsten Jahren soll der Prototyp einer Produktsanlage gebaut werden, um die Reichweite des Produkts vergrößern und industrialisieren zu können. Letztendlich möchte Mestic „eine signifikante positive Auswirkungen auf die globalen Klimaziele haben” und „einen ernsthaften Beitrag zu einer neuen Kreislaufwirtschaft weltweit leisten”.

Was Mestic wirklich zu einem revolutionären neuen Produkt machen könnte, ist sein Preis und die Tatsache, dass es kostengünstig ist: „Der Rohstoff ähnlicher Fasern macht einen großen Prozentsatz des Preises des Endprodukts aus. In den Niederlanden zahlen Landwirte bis jetzt 18 Euro pro Quadratmeter Dung. Diese Gebühr deckt die Herstellungskosten; also erhalten wir unseren Rohstoff im Grunde umsonst.”

Dies sollte für Länder wie Indien zum Beispiel mit einer langen Textiltradition und viel verfügbarem Kuhdung wie ein Traum erscheinen, der wahr wird. Und wie gesagt, diesmal ist es kein Aprilscherz, dazu sind wir viel zu spät dran.

Fotos: Mestic-Modenschau: Ruud Balk via mestic.eu; Jalila Essaïdi in ihrem Labor via jalilaessaidi.com
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