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Designer:innen der Fashion Week Tokyo über den japanischen Markt und die Erweiterung ihres Horizonts

Von Rachel Douglass

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Mode

Yohei Ohno SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Die Rakuten Fashion Week Tokyo Frühjahr/Sommer 2024 stellte einen globalen, ganzheitlichen Ansatz in den Mittelpunkt und rückte zeitgleich die lokale Industrie in das Rampenlicht. Und wie immer, sobald eine Modewoche zu Ende geht, ist der Blick bereits auf die Kommende gerichtet und darauf, wie es in Zukunft weitergehen könnte.

Für die asiatischen Designer:innen, die einen Großteil des Programms der Rakuten Fashion Week Tokyo ausmachen, hilft die Teilnahme an der Modewoche, den aktuellen Stand des Marktes einzuschätzen, und mit der zunehmenden Betonung internationaler Verbindungen hat sie ihnen auch ermöglicht, Welten jenseits ihrer derzeitigen Grenzen zu erforschen. In diesem Jahr standen neben den einheimischen Labels auch mehr internationale Marken auf der Agenda. Dies ist Teil der Bemühungen von Rakuten, die Inklusion voranzutreiben und die Markenbekanntheit zu steigern.

Dies war auch der Grund, warum viele der Designer:innen überhaupt an der Modewoche teilgenommen haben. Das gilt insbesondere für Takeshi Kitazawa von Dressedundressed, der die Modewoche mit der letzten Show der Saison abschloss. Die digitale Show der Marke stand unter dem Motto "Selbstporträt" und zeigte gespiegelte, horizontale Bilder, die sich selbst reflektierten, während die Models über einen beleuchteten Laufsteg liefen. Für die Designer:innen bestand die grundlegende Mission der Teilnahme an der Tokyo Fashion Week darin, das Konzept der Marke einem breiteren Publikum vorzustellen. „Wir schätzen die Bedeutung einer konsequenten Präsentation unserer Arbeit“, sagten sie im Interview mit FashionUnited.

Dressedundressed SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Japanische Kund:innen und die Bereitschaft, Designer:innen zu unterstützen

Für Dressedundressed hat die Teilnahme zu einer Vielzahl von neuen Geschäftsmöglichkeiten und Kooperationsangeboten im In- und Ausland geführt, was zur globalen Expansion der Marke beigetragen hat. Das Gleiche gilt für viele andere teilnehmende Designer, darunter Yohei Ohno, der zusätzlich sagte, dass er mehr Anfragen aus dem Ausland erhalten habe, und Seivson, eine taiwanesische Marke, die von Tzu Chin Shen - der die Marke derzeit leitet - und Song Mi-Jin gegründet wurde und die durch die Modewoche allmählich auf den japanischen Markt expandiert hat und inzwischen rund 5 Prozent ihres Kundenstamms aus dem Land hat.

Seivson SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Seivson SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Für SS24 präsentierte Seivson eine Damenkollektion, die auf Büromode anspielte und die "persönliche Anziehungskraft der berufstätigen Frau" zum Thema hatte, mit Looks, die die japanischen Kund:innen anziehen sollten, die laut Chin Shen eher bereit sind, höhere Preise für Designerwaren zu zahlen als die Taiwaner:innen. Die Herausforderung für die Marke bestand also darin, ein Gleichgewicht zwischen Preis und Design zu finden, um einen Endpreis zu erzielen, der beiden Seiten gerecht wird. Es scheint jedoch, als sei Seivson auf diesem Gebiet bisher erfolgreich gewesen. Kürzlich meldete die Marke bei einem Pop-up im Kaufhaus Isetan in Tokyo den höchsten Umsatz unter allen teilnehmenden Marken, was die Bedeutung der Stadt für Seivson als Ganzes widerspiegelt.

„Tokyo ist eine Stadt mit einer eigenen Kultur und einem langjährigen Engagement für Handwerkskunst, und ich schätze diese kulturelle Beharrlichkeit. Viele Marken haben hier einen hohen Bekanntheitsgrad und es gibt einzigartige Liebhaber;innen für verschiedene Stile“, so Chin Shen. „Die Kultur hier wird nicht wegen neuer Dinge verschwinden. Der Markt ist viel aufgeschlossener als in Taiwan, und er ist sehr modebewusst. Tokyo ist tatsächlich die größte Modestadt in Asien. Wenn ich hierher komme, hoffe ich nicht nur, einen neuen Markt herauszufordern, sondern auch, dass meine Designs in Tokyo einzigartig sind. Ich vertraue darauf, dass sie auf dem Markt Anklang finden und uns helfen werden, zu expandieren.“

Diversifizierung der Verkaufsmethoden bringt Herausforderungen mit sich

Natürlich gibt es auch Herausforderungen, wenn es um die Mission der globalen Expansion geht. Für Takayuki Chino, den Designer von Cinoh, der eine SS24-Kollektion vorstellte, die auf einer gehobenen Auffassung von funktionellem Design basiert, ergeben sich diese aus der Produktion regionalspezifischer Größen – die asiatischen Größen fallen in der Regel viel kleiner aus als die im Westen – sowie aus der Notwendigkeit, hohe Preise bei geringem Bekanntheitsgrad zu erzielen. „Zu den jüngsten Herausforderungen im Geschäftsleben gehören Sprachbarrieren sowohl auf dem heimischen als auch auf dem internationalen Markt, Probleme mit der Körpergröße und die Diversifizierung der Verkaufsmethoden“, so Dressedundressed, die bereits mit Händler:innen in Japan und im Ausland zusammenarbeitet. „Diese Herausforderungen sind nicht leicht zu bewältigen, aber wir wollen sie nach und nach angehen.“

Cinoh SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Cinoh SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Darüber hinaus scheinen sich Sato und Kitazawa auch der Unterschiede zwischen Kund:innen aus verschiedenen Ländern durchaus bewusst zu sein. Für sie ist dies jedoch kein Hindernis, sondern eine Gelegenheit, weitere Bereiche zu erkunden. „Die Endkund:innen werden als geschlechtsneutrales und breit gefächertes Publikum betrachtet“, fügen sie hinzu. „Wir schätzen nicht nur die Unterschiede zwischen nationalen und internationalen Märkten, sondern auch die Vielfalt und die Philosophie jenseits des sichtbaren Designs.”

Förderung aufstrebender Marken und Rückkehr etablierter Marken

Mit Blick auf die nahe Zukunft ist klar, dass viele der Designer:innen der Tokyo Fashion Week eine Expansion anstreben. Während Chino die direkt geführten Läden der Marke stärken will, hat Junya Kawakami von Seven by Seven den physischen Einzelhandel im Visier. Der Designer gründete die Marke 2013, nachdem er aus San Francisco nach Japan zurückgekehrt war, woher auch die Inspiration für die SS24-Kollektion stammt. Bei seiner Arbeit geht es darum, Vintage-Kleidung neu zu gestalten, wobei er besonderen Wert auf archivierte Kollektionen legt, um "neue" Kleidungsstücke zu schaffen. „Ich kreiere Produkte, indem ich mich auf die Materialien und Techniken konzentriere, denen ich zu der Zeit begegne, sowie auf die Emotionen, die ich empfinde, wenn ich etwas kreieren möchte,“ so Kawakami über seinen Designprozess.

Seven by Seven SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Seven by Seven SS24, Rakuten FWT. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Ein solches Konzept kommt auch bei den Kund:innen gut an. Die japanische Marke hat bereits Beziehungen zu Online-Luxusplattformen wie Farfetch und Maillot aufgebaut und präsentierte im Januar ihre erste Ausstellung in Paris, wobei Kawakami feststellte, dass er sich "der Anerkennung der Marke in Übersee sehr bewusst" sei. Doch der Designer hat nicht die Absicht, es dabei zu belassen. „Wir werden im Oktober einen Flagship-Store eröffnen. Wir möchten mit den Kunden dort und an anderen Orten, an denen sie die Marke genießen können, kommunizieren“, so der Designer.

Wie andere hofft auch Kawakami, dass die Rakuten Fashion Week Tokyo ihre Plattform weiter ausbauen kann, um anderen Marken dabei zu helfen, ein ähnliches Niveau zu erreichen, wie es Seven by Seven erreicht hat. „Ich hoffe, dass mehr erfolgreiche japanische Marken mit internationaler Anerkennung nach Tokio zurückkehren, um den Status und die internationale Bedeutung der Tokyo Fashion Week zu erhalten“, so Seivson-Designer Chin Shen.

Auch Dressedundressed betont diese Idee einer umfassenderen Unterstützung durch die Branche. „Wir erwarten eine Erweiterung, die als Tor zur internationalen Bühne dient und die Beteiligung verschiedener Marken fördert“, schlossen sich Sato und Kitazawa an. „Wir glauben, dass die Rakuten Fashion Week Tokyo der japanischen Modeindustrie mehr Möglichkeiten zur Kommunikation mit der Welt bietet. Um dies zu erreichen, ist es unserer Meinung nach wichtig, dass jede Marke, einschließlich unserer eigenen, herausragende Arbeiten präsentiert.”

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk

Rakuten Fashion Week Tokyo
SS24