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Der Teufel steckt im Detail: der Streetstyle der Pitti Uomo

Von Jule Scott

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Mode
Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Die Pitti Uomo gilt seit jeher nicht nur als inoffizieller Auftakt der Menswear-Saison, sondern auch als Bühne meisterhafter Schneiderkunst und Streetstyle.

In den vergangenen Jahren hat sich jedoch die einst gefeierte – und mitunter belächelte – Figur des „Pitti Peacock“ gewandelt. Zwar ist sie nicht gänzlich verschwunden, doch wirkt sie inzwischen wie eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Auch in dieser Saison kamen die spannendsten Streetstyle-Impulse nicht zwangsläufig von den klassischen Anzugträger:innen, obwohl diese, wie gewohnt, stilvoll behut auftraten und häufig Terrakotta-Töne wählten, die an die goldene Stunde über Florenz erinnerten.

Es waren vielmehr die Besucher:innen, deren Looks durch raffinierte Details und subtile Stilbrüche auffielen – und die selbst der florentinischen Sommerhitze in der traditionsreichen Kulisse der Fortezza da Basso mit bemerkenswerter Nonchalance begegneten.

FashionUnited hat einige der besten Streetstyle-Trends zusammengestellt, die bisher auf der Pitti Uomo zu sehen waren.

Malen nach Zahlen

Streetstyle auf der Pitti Uomo lebt vom Detail und in dieser Saison war es der spielerische Umgang mit scheinbar handgezeichneten Kritzeleien und Malereien, der wirklich auffiel. Anstatt sich auf klassische Muster oder Logos zu verlassen, waren viele Looks mit Elementen verziert, die an Fingermalerei, handgezeichnete Illustrationen und scheinbar zufällige Kritzeleien erinnerten und an Skizzenbücher oder Kinderzeichnungen erinnerten.

Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Von malerischen Spiralen und Weingläsern auf weit geschnittenen Hosen bis hin zu einer cremefarbenen Arbeitsjacke, die mit Comic-Enten, gekritzelten Wörtern und aufgenähten Grafiken bedeckt war, behandelten die Träger:innen ihre Kleidung als Medium des Geschichtenerzählens.

Stickerei

Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: ©Launchmetrics/spotlight
Nicht nur Farbe prägte die Saison. Auch Stickereien rückten als taktiles Gegenstück zu den verspielten Pinselstrichen in den Mittelpunkt. Fäden ersetzten Tinte und verliehen den Kleidungsstücken ein Gefühl von Handwerk und Beständigkeit. Von botanischen Schnörkeln auf Jacken bis hin zu folkloristischen Motiven, die sich dezent auf Rücken und Ärmeln entfalteten, wurde die Stickerei zu einer Sprache der Textur und Tradition.

Sportinspirierte Silhouetten

Eine weitere bemerkenswerte Veränderung, die sich bereits in den vergangenen Jahren abgezeichnet hat, war die ungenierte Übernahme sportinspirierter Silhouetten, einem Genre, das bei einer so auf Schneiderei ausgerichteten Veranstaltung oft übersehen wird. Ob durch Retro-Fußballtrikots, übergroße Mesh-Lagen oder Baseball-Shirts, die Besucher:innen griffen mit einer wissenden, fast ironischen Raffinesse zu sportlicher Ästhetik.

Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: ©Launchmetrics/spotlight

Ein Beispiel war ein Vintage-grünes Adidas-Fußballtrikot, das mit weit geschnittenen Hosen und Loafern kombiniert wurde und Nostalgie am Spielfeldrand mit italienischem Glanz verband. Ein anderes war eine puderblaue Mesh-Trainingsweste über einem Button-Down-Hemd, komplett mit Baseballkappe und Wickel-Sonnenbrille, eine Anspielung auf den Skater-Cool-Look der frühen 2000er Jahre. Ein dritter Look bestand aus einem klassischen weiß-blauen ‚Cougar‘-Baseball-Trikot, kombiniert mit lässigen olivgrünen Chinos und einer Leoparden-Kappe.

Krawatten als Leinwände

Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: (links und mitte) ©Launchmetrics/spotlight, (rechts) Enrico Labriola

Kunst gab es nicht nur in Form von Kritzeleien auf der Kleidung, sondern auch auf Krawatten, die das einst konservative Accessoire in ein lebendiges Medium der Selbstdarstellung verwandelten. Auf der Pitti Uomo wurden Krawatten zu wandelnden Leinwänden, bespritzt mit Sonnenblumen, gespickt mit Miniaturvögeln oder gewebt mit üppigen, tapisserieartigen Blumenmustern. Das waren nicht nur verspielte Drucke, sondern malerische Statements, die sich von der entspannten Schneiderei und den übergroßen Hemden abhoben.

Auffällige Camouflage

Streetstyle auf der Pitti Uomo Credits: (links) ©Launchmetrics/spotlight, (mitte und rechts) ChillaxingROAD

In einer Saison, in der Kunstfertigkeit und Intention im Vordergrund standen, gewann selbst Camouflage – lange Zeit mit Utilitarismus und Anonymität assoziiert – eine neue Bedeutung. Anstatt sich einzufügen, fiel sie auf. Getragen in einem Spektrum von Silhouetten und Kontexten, von taillierten Dschungeljacken über knackigen Hemden und Krawatten bis hin zu lässigen Cargohosen, kombiniert mit Jeans und Trucker-Caps, fühlte sich Camouflage nicht wie militärisches Cosplay an, sondern wie ein eigenes modisches Statement.

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