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Der Mode-Arbeitsmarkt in Deutschland erholt sich

Von Weixin Zha

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Mode|AKTUALISIERT
Bild: Alex Green / Pexels

Mit den Öffnungsschritten in Deutschland erholt sich der Stellenmarkt in der Modebranche rasant. Auch die Botschaft von Konzernen wie Adidas und Hugo Boss ist klar: Sie stellen weiterhin ein.

Die pro Woche geschalteten Stellenanzeigen in Deutschland haben im Juni das Niveau des gleichen Zeitraums 2019 übertroffen, zeigen Zahlen von der Jobbörse auf FashionUnited. Länderübergreifend haben die Stellenanzeigen auf FashionUnited sogar ein Allzeithoch von mehr als 15.000 Jobs erreicht.

„Trotz aller Fragezeichen, die wir noch sehen, ist die Grundstimmung ganz anders als letztes Jahr”, sagt Frank Czernio, Geschäftsführer bei Headhunting for Fashion. „Unternehmen und Kandidaten sind optimistischer und besser gelaunt. Wir spüren das aus allen Poren. Gerade im Juni hat sich hat sich die Lage nochmal deutlich verbessert.”

Die Erholung hat sich mit Öffnungsschritten wie Click und Collect bereits seit April abgezeichnet, so Czernio am Dienstag. Sein Unternehmen ist auf Talentsuche und Personalberatung im Mode-Einzelhandel spezialisiert. Derzeit verzeichnet Headhunting for Fashion 20 Prozent mehr Auftragseingänge als im Vergleichszeitraum 2019, schätzt der Geschäftsführer.

Auf das bisherige Jahr gerechnet wurde 2019 noch nicht übertroffen, sagt Czernio. Ähnliches spiegelt auch die Jobbörse auf FashionUnited wider. Die Gesamtanzahl der Stellenausschreibungen in Deutschland seit Jahresbeginn hat den Vorjahreszeitraum zwar überholt, aber das Niveau von 2019 wurde noch nicht erreicht.

Hier wird in der Modeindustrie eingestellt

Selbst während der Pandemie gab es Bereiche, die die gesamte Zeit über gut liefen, erzählt Czernio. Dazu gehören Kategorien wie Homewear, Wäsche, E-Commerce, Sport und Sneaker. Ein eindrückliches Beispiel für diese Trends ist der deutsche Sportartikler Adidas AG.

Das erste Quartal lief für den Konzern aus Herzogenaurach blendend. Die Erlöse stiegen um 20 Prozent auf knapp 5,3 Milliarden Euro. Kein Wunder also, dass Adidas weiter einstellt. „Allein in diesem Jahr planen wir über 1.000 Neueinstellungen in den Bereichen Tech und Digital. Aber auch in vielen anderen Bereichen sucht Adidas Verstärkung, zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit”, sagte eine Sprecherin per E-Mail. Weltweit seien bei Adidas aktuell etwa 2.200 offene Stellen ausgeschrieben, 400 davon allein in Deutschland.

„Gerade in diesem Monat ist sehr viel Belebung. Ich rekrutiere viel im E-Commerce und auch im Marketing – SEO, Social Media und PR sind gefragt. Einige Kandidaten sind schon satt und fühlen sich überrannt, vor allem im E-Commerce”, sagt Personalberaterin Silke Niemann telefonisch am Mittwoch. Einen vergleichbaren Auftragseingang wie 2019 sieht die Inhaberin von Niemann Consulta im Modebereich noch nicht.

Mit dem Modehandel erholen sich auch andere Bereiche

Positionen werden wieder in allen Unternehmensbereichen besetzt – von Marketing, Human Resources über Wholesale bis Retail. „Gerade im Store-Bereich ist ganz viel Musik drin. Durch die Öffnungsschritte gab es hier natürlich zuerst Bedarf zum Handeln und alles ist Schritt für Schritt aufgewacht – da kamen sinngemäß richtige Frühlingsgefühle bei mir auf”, sagt Czernio. „Wenn es im Retail läuft, läuft es auch wieder im Wholesale, im Marketing, im HR und so weiter.”

Auch beim Düsseldorfer Modehändler Peek&Cloppenburg steigt der Bedarf nach Verkaufsmitarbeitern seit der Wiedereröffnung. Es gab keinen Einstellungsstopp bei P&C während der Pandemie, aber doch Kurzarbeit durch die Lockdowns und eine Zeit lang wurde weniger eingestellt.

„Das Unternehmen ist immer kaufmännisch und besonnen mit Erfolgen umgegangen, daher sind wir vergleichsweise gut durch die Krise gekommen”, teilte Peek & Cloppenburg am Montag mit. „Schon seit einiger Zeit steigt der Bedarf in einigen Bereichen deutlich aufgrund von Expansion und weiteren Entwicklungsmaßnahmen. Wir suchen vor allem in den Bereichen E-Commerce, IT, CRM und im Verkauf.”

Langsame Erholung im gehobenen Modesegment

Die Frühjahrsbelebung setzte sich auch im gesamten deutschen Arbeitsmarkt fort. Die Zahl Arbeitslosen sank im Mai auf 2,687 Millionen, zeigen Daten der Bundesagentur für Arbeit. Die Arbeitslosenquote sank im Mai im Vergleich zum April um 0,1 Punkte auf 5,9 Prozent. Auch bei der Zahl der offenen Stellen gibt es Lichtblicke: Der Bundesarbeitsagentur wurden im Mai 654.000 offene Stellen gemeldet, 70.000 mehr als vor einem Jahr. Allerdings liegt die Zahl noch niedriger als im März 2020 – dem letzten Monat vor dem ersten Corona-Lockdown.

Auch in der Modebranche wurden im vergangenen Jahr Stellen abgebaut. Für Schlagzeilen sorgten Bekleidungshersteller wie S.Oliver und Esprit; aber auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof kündigte an, sich von 5000 Mitarbeitern zu trennen. Seit der Pandemie trennten sich laut Headhunterin Silke Niemann auch Luxusunternehmen von Mitarbeitern und rekrutierten viel intern.

„Die größeren Luxusmarken haben viel Personal während der Pandemie freigesetzt, zögern noch mit der Freigabe von Budgets für externes Recruiting und haben mit den Mitarbeitern gearbeitet, die sie schon hatten”, sagte Niemann. „Kleine Luxusmarken stellen schon ein und schaffen neue Positionen.”

Bei der Hugo Boss AG gab es keinen expliziten Einstellungsstopp, aber man habe sich zu Beginn der Krise mehr auf seinen internen Talentmarkt konzentriert, heißt es aus Metzingen. Aber damit ist es jetzt vorbei. Im Heimatmarkt Deutschland wurden in den ersten Monaten des laufenden Jahres bis jetzt schon mehr als 100 neue Mitarbeiter eingestellt.

„Wir rekrutieren nach wie vor Mitarbeiter, vor allen in den Bereichen Technology und E-Commerce, aber auch in zentralen Funktionen wie HR oder der Logistik. Letzteres auch auf Grund des wachsenden Onlinehandels”, teilte der Bekleidungskonzern per E-Mail mit. „Wir freuen uns außerdem ganz besonders, dass die Stores nun wieder öffnen können und suchen auch für unseren eigenen Retail-Bereich weiterhin nach Talenten.”

Vakanzen, die es so noch nicht gab

„Vereinzelt halten sich Kunden, vor allem die ganz Großen, noch mit Aufträgen zurück. Bei diesen gibt es Budget-Zwänge, mit denen die kleinen und mittelständischen Unternehmen flexibler umgehen können”, erzählt Czernio. „Wir kompensieren und überkompensieren die fehlenden Aufträge der ganz Großen aktuell mit den mutigen kleineren und mittleren Unternehmen sowie Start-ups.”

Gerade in diesem Bereich gibt Unternehmen, die bei der Mitarbeitersuche schon früh begonnen haben, aber die meisten sind erst mitten im Aufschwung aktiv geworden, beobachtet der Headhunter.

„Es gibt auch Vakanzen, die es so noch nicht gab”, sagt Silke Niemann. Sie sieht viele Unternehmen, die bestimmte Bereiche und Teams mit zusätzlichen Mitarbeitern ausbauen oder etwas Neues ausprobieren wollen. Beispielsweise wolle eine Marke aus dem gehobenen Segment von den gesunkenen Mieten profitieren und sucht Franchisenehmer für neue Standorte in Deutschland. Ein anderer Kunde, ein Outlet, sucht nach internen Personal-Shoppers, um das Geschäft mit Stilberatung anzukurbeln.

„Aktuell gehen wieder täglich Aufträge bei uns ein”, sagt Czernio. „Ich nehme auch nicht an, dass es so schnell wieder abebben wird. Die Leute haben Nachholbedarf, sei es beim Reisen, beim Konsum oder auch bei Jobs.

Dieser Beitrag wurde mit Informationen zu Peek & Cloppenburg Düsseldorf am 23. Juni um 15:20 Uhr aktualisiert

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