Der Handel im Dirndl-Fieber: September ist Wiesn-Zeit
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Noch heißt es nicht O‘zapft is! Aber wenn am 17. September in München das Oktoberfest seine Zelte öffnet, flaniert ganz München in Dirndl und Lederhose durch die Stadt. Und nicht nur München feiert in Tracht. Inzwischen hat sich das Traditions-Volksfest zum Exportschlager Nummer Eins entwickelt. Es gibt kaum eine Stadt in Deutschland, die auf ihr eigenes Oktoberfest verzichten würde. Das heißt auch: Dirndl und Lederhosen haben sich zu einem festen Bestandteil des August- und Septembersortiments vieler Modehändler entwickelt. Von Tchibo bis Steffen Schraut reicht die Palette derjenigen, die jetzt zum Oktoberfest Dirndlmode auf den Markt bringen. Das sind die neuen Looks, das sagen Brands und Experten.
Almliebe: Mehr Gespür für Tradition
Almliebe ist kein typischer Trachten-Store im herkömmlichen Sinne, das puristische Design des Münchner In-Stores richtet sich an urbane Trachtenfans, die Design und Tradition miteinander verbinden wollen. Was ist dort gerade angesagt? „Der Trend zur Tracht, der seit Jahren anhält, bringt vor allem eins: mehr Gespür für Tradition, für Stoffe und Schnitte. Jetzt geht es um die Feinheiten. Der Trend geht zu mehr Tradition und weg von Party und Glitzer. Waschdirndl und einfache schlichte Baumwoll-Dirndl sind gefragt.“
Fotos: Almliebe
Four Flavor: Dirndl aus Berlin
Das Berliner Kleiderlabel Four Flavor (4F) lässt die alpenländische Tradition aufleben und stellt zum bevorstehenden Münchener Oktoberfest sein champagnerfarbene Dirndl „Adele“ vor. Das Besondere an Dirndln: „Ein Dirndl ist der Inbegriff von Weiblichkeit und der perfekte Figurschmeichler, weshalb wir nicht zögerten, dieses traditionelle Kleid in unsere aktuelle Kollektion aufzunehmen“, so die Designerin Kathrin Schulte.
Fotos: Four Flavor / Facebook
Hallhuber: Gewinner-Dirndl mit Rosenprint
Ein Muss für ein Münchner Modeunternehmen: Hallhuber bietet auch in diesem Jahr wieder eine Oktoberfest Kollektion und präsentiert drei modische Dirndl. Neben zwei Modellen in Grün/Rot und Beere/Senf sticht das Dirndl mit Rosenmuster hervor. Dieses ist das Gewinner Dirndl aus dem Hallhuber Dirndl Design Contest vom September 2015, designt von Thaísa Sardoux Klasen aus Münster.
Foto: Hallhuber/ Facebook
Gössl Dirndl: Selbst Lagerfeld ist begeistert
Gössl die passende Antwort auf die Flut an Billigtrachten und „die Verunglimpfung unserer heimischen Kultur“, wie das österreichische Traditionslabel selbst sagt. Es hat auch allen Grund zu diesem Selbstbewusstsein. Kein Geringerer als Karl Lagerfeld kleidete Cara Delevingne anlässlich der großen Chanel-Show in Salzburg vor anderthalb Jahren in ein Dirndl von Gössl. Hier leben Handwerkskunst und Tradition z.B. in Blaudruckdirndl wieder auf.
Foto: Gössl Dirndl
Luis Trenker: Bloß keine Trachten – oder doch?
Das Bozener Label Luis Trenker hat in 20 Jahren alpinen Lifestyles weder Miederkleid noch Krachlederne gefertigt. Und wenn es nach CEO Michi Klemera geht, wird sich das auch in Zukunft nicht ändern. Aber warum lässt sich eine Modebrand mit traditionell inspiriertem Hintergrund diese Gelegenheit entgehen? Michi Klemera erklärt: „Seit 1996 besetzen wir als erstes Modelabel überhaupt die Nische 'Alpiner Lifestyle'. Unsere Mode ist zwar tief in der Südtiroler Bekleidungskultur verwurzelt, aber wir sind kein Trachtenlabel. Der Grat zwischen alpiner Mode und volkstümlicher Bekleidung ist sehr schmal. Es ist nicht so, dass wir keine Tracht machen wollen; es ist einfach nicht die Grunddefinition der Marke.“
Damit Dirndl-Fans bei Luis Trenker trotzdem auf ihre Kosten kommen, gibt es in der Herbst/Winterkollektion 2016 ein kleines Zugeständnis: Ein traditionell inspiriertes Wollkleid in schwarz.
Foto: Luis Trenker
Adler: Trachtenjeans als Topseller
Der Modemarkt Adler bringt die Trachten-Eigenmarke „Alphorn“ bereits seit 1996 heraus und präsentiert sie in vielen Adler Filialen. Bayrisch traditionelle Outfits, wie hochwertige Lederhosen und Dirndl, haben ihren Schwerpunkt jedoch in den südlicheren Regionen. Der aktuelle Verkaufshit: Trachtenjeans mit besticktem Latz, angelehnt an Trachtenlederhosen, kombiniert mit bedruckten T-Shirts für Damen und Herren.
Foto: Adler
Lena Hoschek: Viel Glamour und Rosen
Die Entwürfe der diesjährigen Herbst/Winter Kollektion 2016/2017 der Wiener Dirndl-Spezialistin bestechen durch die Verwendung betörender Rosenprints und opulenter Seidenjacquards in Nachtblau, Bordeaux und dunklem Jagergrün, die eigens in einer Wiener Seidenweberei angefertigt wurden. Die Dirndln fallen vor allem durch die eigens kreierten detailverliebten Rosenprints auf. Viele Kreationen der diesjährigen Kollektion eignen sich besonders gut für besondere Anlässe, wie Bälle, Empfänge oder auch Hochzeiten.
Foto: Lena Hoschek
Teufelsrad, Hirmer und Meindl: Limited Edition für Wiesn-Teufelskerle
Zur Wiesn 2016 haben sich drei bayerische Traditionsmarken für eine exklusive Kooperation verbündet: Teufelsrad, Meindl und Hirmer bringen gemeinsam eine auf 30 Stück limitierte Teufelsrad-Trachtenkollektion für Männer auf den Markt. Zu haben ist die Kombination aus robuster Meindl-Lederhose, Trachtenjacke und passendem Hemd ausschließlich im Hirmer Stammhaus im Herzen Münchens.
Foto: Hirmer
Bloggerin Anni von „Fashion Hippie Loves“ bringt Dirndl-Kollektion raus
Die Stuttgarter Bloggerin Anna-Lea Popp, die auf „Fashion Hippie Loves“ für ihre fast 1.000.000 Abonnenten über Shopping-Inspirationen und ihre täglichen Outfits bloggt, hat mit dem deutschen Trachtenlabel Krüger Dirndl zusammengearbeitet. Entstanden sind vier Dirndl im typischen Anni-Look, schick, glamourös und sexy.
Foto: Krüger Dirndl
Steffen Schraut: Exklusiv für Breuninger
Zur Wiesn 2016 präsentiert der Designer ein exklusives Dirndl in Kooperation mit Breuninger. Das Dirndl ist mit einer limitierten Stückzahl in den Farben blau und grau exklusiv bei Breuninger in Düsseldorf und Stuttgart, sowie im Onlineshop erhältlich. Es ist die zweite derartige Kooperation des deutschen Designers. Dirndl-Premiere hatte Schraut im Herbst 2013 mit einer Dirndl Kollektion für Lodenfrey.
Foto: Breuninger/Steffen Schraut
Tchibo: Auch Kaffeeröster setzen auf Trachten
Bereits seit 2010 bietet Tchibo regelmäßig eine kleine Kollektion rund um das Oktoberfest und die Trachtenmode an. Warum? „Das neue Lebensgefühl der Rückbesinnung auf Tradition und Heimat haben wir deutlich gespürt und darauf reagiert“, so Helen Rad, Sprecherin Non Food & Dienstleistungen bei Tchibo. „Gleichzeitig ist die Zahl der Wiesenpartys bundesweit – und natürlich auch bei uns im Norden - stetig gewachsen.“ Das Konzept funktioniert: Beim ersten Verkauf 2010 waren die Artikel bereits nach drei Tagen vergriffen. Beim Abverkauf gibt es keine regionalen Unterschiede, die Trachtenmode läuft bundesweit wunderbar.
Foto: Tchibo
Lodenfrey: Dunkle Töne und sehr edel
Diese Saison stehen beim Münchener Traditionshaus Lodenfrey die Themen Tradition sowie exzellente Handwerkskunst und Details besonders im Fokus. „Bei den Farben sind in dieser Saison Oliv, Kupfer, Taupe und Grau gefragt, sowie auf klassische Töne wie Marine und Bordeaux“, so Gabriele Hammerschick, Einkaufsleitung Damentracht bei Lodenfrey. Generell gilt in diesem Jahr: weniger ist mehr. Bei den Blusen sind es hochgeschlossene Blusen und Blusen mit Kelchkrägen sehr beliebt.
Foto: Lodenfrey
Jan&Ina Trachten: Hochgeschlossene Dirndl sind der Renner
„Angesagt sind gerade absolut hochgeschlossene Dirndl oder Stehkragen Dirndl - auch letztes Jahr war unsere Stehkragenbluse schon der Renner“, verrät Janina Maria Albrecht von Jan&Ina Trachten aus München. Vom Soff her bleibt es traditionell und eher matt vom Griff - Baumwolle und Leinen sind sehr beliebt. Allerdings verzichtet das junge Label ohnehin auf Glitzer und bevorzugt sehr hochwertige, traditionelle Stoffe und Zutaten aus Österreich und Deutschland. Ein ganz besonderes Dirndl ist das Vintage Gobelin Dirndl, das an Omas altes Sofa erinnert - der Stoff ist „altmodisch“ im positiven Sinne und daher lange trag- und vererbbar. Ob der Boom weiter anhält? Janina Maria Albrecht: „Ich arbeite schon lange in der Branche und verfolge diese angekündigte Berg- und Talfahrt der Tracht. Allerdings war davon nie etwas zu spüren. Der Boom bleibt auch weiterhin bestehen.“
Foto: Jan&Ina
Purple Angels: Pastellfarbener Luxus
In diesem Jahr sind die Dirndl nicht bunt und kontrastreich, sondern harmonisch Ton-in-Ton. Das ist auch beim Münchner Luxus-Dirndl Label Purple Angels von Anja Ziller so. Handgenäht und aus erlesenen Stoffen erinnern die Kreationen an eine Mischung aus bayerischer Tracht und zartem Rokoko.
Foto: Purple Angels