Denim-Trends für SS26: Mode mit globalem Kulturbezug
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Die Denimmesse Kingpins feiert ihre zehnjährige Jubiläumsausgabe in Amsterdam. Ein Höhepunkt der Messe ist der Trendvortrag ihres langjährigen Partners Denim Dudes. Die Präsentation widmet sich den Denim-Trends für die Frühjahr/Sommer-Saison 2026 und beleuchtet Themen, die für Modeprofis relevant sind, wie Konsument:innenverhalten, Gesellschaft und Kultur. FashionUnited hat die von Trendforscherin Shannon Reddy vorgestellten Denim-Artikel, Designs, Styles und Waschungen, die man für die Frühjahrs-/Sommersaison 2026 im Auge behalten sollte, zusammengefasst.
Hier sind die vier wichtigsten Denim-Trends für SS26, inspiriert von Runway-Shows und Lookbooks.
Ironie in der Mode
Der erste Denim-Trend greift die Kraft der ironischen Mode auf. Politische Ereignisse in Frankreich, England und den USA spielen dabei eine zentrale Rolle. Kollektionen von Designer:innen wie Connor Ives, Yuhan Wang, Mowalola und das Label Awge von Asap Rocky, das dieses Jahr sein Debüt auf der Pariser Modewoche gab, lassen sich als ironischer Kommentar zu Nationen verstehen, die sich als führende Industrienationen präsentieren, gleichzeitig aber mit Themen wie Ungleichheit, Rassismus und Umweltverschmutzung kämpfen.
Ironie zeigt sich auch in der Verbindung von Sport und Mode. SS26 nimmt das immer festere Engagement von Luxusmodemarken im Sportbereich aufs Korn, wie es bei den Olympischen Spielen, Wimbledon und der MotoGP deutlich wird. Die zunehmende Beteiligung von Modeunternehmen im Sport steht exemplarisch für die Kommerzialisierung, bei der finanzielle Ziele und Markenimage im Vordergrund stehen.
Designer:innen reagieren darauf mit Ironie, da große Sportevents traditionell als Ausdruck des Gemeinschaftssinns galten, heute aber zunehmend von wirtschaftlichen Modeinteressen beeinflusst werden. Die Idee von Verbindung und Gemeinschaft, die Kernwerte des Sports, wird für Konsument:innen wieder zentraler, da sie nach Authentizität und Gemeinschaft suchen. „Jede Stadt hat eine Laufgruppe“, nannte Reddy als Beispiel.
Die Ironie-Trendwelt dreht sich ebenfalls um „hard basics“ und „workwear“ mit robusten, weiten Schnitten. Die Menschen suchen nach Mode, die sie emotional anspricht und ihnen erlaubt, sich deutlich auszudrücken. Designer:innen wie Kamiya setzen auf kräftige, raue Designs mit Mustern wie Karos. Auch die SS25-Kollektionen von Marken wie Rhude greifen diesen Trend auf.
Alternative Schönheit
Alternative Schönheit steht für Kreativität und Ausdruck. Diese Ästhetik feiert unkonventionelle Mode, innovative Techniken und ein starkes Augenmerk auf Nachhaltigkeit. In der SS25-Kollektion von Di Pesta spiegelt sich diese Stilrichtung wider, in der soziale Botschaften durch Denim kommuniziert werden. Ebenso wie der erste Denim-Trend betont sie die Bedeutung des Storytellings in der Mode. Natasja Zinko, eine feste Größe der London Fashion Week, beschreibt diesen Stil als „ganz und gar anti-clean girl“, was eine Absage an die gepflegte Ästhetik der heutigen Zeit bedeutet. Es erinnert an die Indie-Sleaze-Ära der 2010er-Jahre – es geht um Authentizität statt Perfektion.
Ein prägnanter Stil ist der „No Pants Pants“-Look, der sich in den Kollektionen von Marken wie Coperni, MM6, Diesel, Balenciaga und Vetements widerspiegelt, wo der Fokus auf extrem niedrigen Bundhöhen liegt.
Ein weiteres Highlight sind die „Pretty Jeans“ – ein verspielter Ansatz für Denim, wie ihn Marken wie Julie Kegels, Masha Popova, Rhude und Di Pesta präsentieren. Charakteristisch für diesen Stil sind Oberflächentechniken wie Laser-Artwork, kontrastreiche Farben, Sprühtechniken und abstrakte Designs.
Schließlich sieht Denim Dudes in der Trendwelt „Alternative Schönheit“ eine wachsende Bewegung unter Marken, ihre Dead Stock Materialien durch Repurposing zu verwerten. Das bedeutet, dass sie ungenutzte Materialien und Kleidungsstücke aufgreifen und ihnen neues Leben einhauchen.
Von Haute Couture zur globalen Kultur
Mode wird zunehmend demokratischer. Während Mode früher eine exklusive und elitäre Kunstform war, können heute Menschen weltweit, quasi aus dem Wohnzimmer heraus, Modenschauen erleben und sich inspirieren lassen, selbst im Modebereich tätig zu werden. Die kommende Trendprognose unterstreicht die globale Dimension der Mode und das Zusammenwirken verschiedener kultureller Einflüsse.
Marken, die eine internationale Perspektive betonen, zeigen, dass Mode grenzüberschreitend wirkt. Beispiele dafür sind Mihara Yasuhiro, Amesh, Rastah und Kardo, die kulturelle Diversität in ihren Designs integrieren.
Die zunehmende Demokratisierung der Mode zeigt sich in bohemian Stilrichtungen mit modernen Elementen, wie sie bei Kenzo und Charlie Constantinou zu sehen sind. Diese Marken verbinden Nachhaltigkeit und Innovation, während sie gleichzeitig unterschiedliche Traditionen und Stile miteinander verknüpfen. Diese Bewegung verdeutlicht die Kraft der Mode, über Grenzen hinauszugehen und Gemeinschaften zu vereinen.
Auch Marken wie Glass Cypress und Pangaia gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie setzen auf zukunftsweisende Mode, die Verantwortung für Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in den Mittelpunkt stellt.
Einflüsse der 60er und 70er Jahre
Marken greifen nostalgische Elemente auf, um in einer sich schnell verändernden Welt ein Gefühl von Stabilität und Kontrolle zu vermitteln, erklärt Reddy. Marken wie Jacquemus, Casablanca, Valentino, Amiri, Tory Burch und Miu Miu spielen diese Ästhetik gekonnt aus. Laut Denim Dudes helfen die Bezüge zu dieser Zeit den Konsument:innen, in einer unsicheren Welt Halt und Kontrolle zu finden.
Hier geht es um eine moderne Interpretation klassischer Designs. Ein Beispiel dafür ist der „Tailored Cobb Long Rise“: ein charakteristischer Schnitt, der Komfort und Stil vereint. Auch Shorts für Männer spielen eine zentrale Rolle in dieser Ästhetik. Marken wie Self Portrait, Bally, Kith und Gucci setzen in ihren Kollektionen auf Retro-Elemente, um diesen Trend zu unterstützen.Während Männer wieder auf kurze Denim-Shorts setzen, betonen und verhüllen Frauen ihre femininen Silhouetten. Ein wichtiger Trend sind dabei Denim-Tuniken: lange, vielseitig kombinierbare Denim-Oberteile. Auch Hourglass-Silhouetten, die die Taille betonen und eine weibliche Form unterstreichen, stehen im Mittelpunkt.
Eine bedeutende Denim-Farbe in dieser Retro-inspirierten Ästhetik ist das sogenannte „Miscast Blue“. Diese spezielle Nuance sticht in den Kollektionen durch ihren nostalgischen Flair hervor.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl