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Das Leben als Model: Eine Businessperspektive – Teil IV

Von FashionUnited

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Mode

Wochen, wenn nicht gar Monate der Vorbereitung, fließen in eine Modenschau. Designer investieren unzählige Arbeitsstunden und rackern bis zur letzten Minute vor der Show, damit jedes Detail perfekt sitzt. Denn all die Dinge, die man bei einem Fototermin tricksen kann (wie die Sicherheitsnadel im Rücken, die man auf dem Bild nicht sehen kann) sind bei einem Catwalk nicht möglich. Es gibt dort keinen Platz für Fehler, alles muss perfekt sitzen.

Die Zeit, die ein Model mit der Präsentation der Kleidung verbringt, ist bei einer Show viel kürzer, auch wenn die Arbeitstage dabei oft länger sind. Manche Models hassen das lange Warten, andere genießen es und nutzen die Zeit zum Lesen, um für eine Prüfung zu lernen oder um mit sich anderen Models zu unterhalten. Die Wartezeit wird immer mit dem Kick belohnt, den man bekommt, wenn man auf den Laufsteg tritt: Die bewundernden Blicke des Publikums und die tollen Bilder als Beweis. Darauf wartest Du den ganzen Tag.

Backstage-Bändchen und ein guter Vibe

Models, Make-Up Artisten, Hair-Stylisten, Designer, Fotografen und Anziehhilfen – es sind immer viele Leute an einer Modenschau beteiligt. Hinter den Kulissen geht es meist hektisch zu. Deswegen haben die meisten Labels auch am liebsten nur diejenigen Leute Backstage, die dort auch wirklich eine Aufgabe zu erfüllen haben. Nicht nur, weil so ein kleiner Raum sich schnell füllt und stickig wird (das Föhnen trägt auch seinen Teil dazu bei), sondern auch, weil es immer genug Amateurfotografen gibt, die nur einen Backstagepass haben wollen, um halbnackte Models zu fotografieren. Deswegen gibt es Backstage-Bändchen, die am Eingang kontrolliert werden – damit nicht jeder einfach in den Umkleidebereich eintreten kann.

Für Models ist eine Modenschau ein Tag voller Extreme: Ankunft frühmorgens, Warten, Fitting, nochmal Warten, ein Probelauf der Choreografie und noch einmal Warten. Dann auf einmal: Panik, die-Show-beginnt-gleich-wir-müssen-noch-fünf-Models-schminken! Kurz vor der Show bricht immer Hektik aus. Für die Designer ist es eine Kunst, selbst ruhig zu bleiben und Stress zu vermeiden. Manche sind besser darin, als andere. Mehr als einmal habe ich es erlebt, dass in so einem Moment ein Schuh verschwindet. Meine Erfahrung mit dem niederländischen Designer Hans Ubbink zum Beispiel war das genaue Gegenteil. Kurz vor der Show kam er immer zu uns Models um mit uns rumzuhängen und alberne Fragen zu stellen, wie „Welche Zahnpastamarke benutzt du? Prodent? Oh, ich bevorzuge Colgate.“ Ob zufällig oder mit Absicht, er kreierte so immer eine entspannte Atmosphäre, von der nicht nur das Model, sondern auch er selbst profitierte. Denn ein Moment der Albernheit, kurz vor Beginn der Show, kann den Vibe der gesamten Präsentation bestimmen.

Der größte Fallstrick – im wahrsten Sinne des Wortes - bei einer Show ist oft das Schuhwerk. Auf zu großen, zu kleinen, oder einfach unmöglichen Schuhen laufen zu müssen, hat schon die eine oder andere Schau zerstört. Der niederländische Designer Dennis Diem ist bekannt für seine extrem hohen Schuhe und Floating Heels. Nachdem wieder einmal ein Model in einer seiner Shows hingefallen war, beschloss er, sich einen Spaß daraus zu machen. Während einer Show ließ er ein Tänzertrio auf der Bühne spektakulär hinfallen. In dem Moment, als das Publikum ihnen aufhelfen wollte, sprangen sie mit akrobatischen Bewegungen wieder auf. Es dauerte ein bisschen, bis das Publikum kapierte, dass es sich dabei um einen Stunt gehandelt hatte.

Stürze vermeiden

Abgesehen von solchen künstlerischen Performances ist unbequemes Schuhwerk aber Teil des Geschäfts. Als professionelles Model solltest Du auf keinen Fall sofort anfangen zu jammern, wenn der Schuh drückt. Natürlich gibt es aber Grenzen. Letztes Jahr nahm ich währen der Libelle Summer Week an drei Shows Teil. Die Pumps, die ich zu meinem Outfit trug, hatten eine scharfe Kante an der Ferse, die schmerzhaft in meine Haut schnitt. Schon bei der Probe begann es, weh zu tun: Nach 15 Minuten spürte ich einen schrecklichen Schmerz in meiner Ferse. Ich habe ziemlich viel Erfahrung mit Absätzen, besonders deshalb, weil ich Schuhgröße 38 habe (das ist durchschnitt in der Bevölkerung, aber ziemlich klein für ein Model). Das bedeutet für mich, dass mich Marken oft buchen, um ihre Sample-Größe 37 zu präsentieren. Ich wusste also, wenn ich jetzt nichts sage, kann ich später gar nicht mehr in Absätzen laufen, geschweige denn darin tanzen - meine Kolleginnen und ich sollten nämlich eine schnelle Version der sizilianischen Tarantella zum Besten geben. Ich hatte Glück: dieses Paar Schuhe war nicht von einer Marke, die an der Show teilnahm, also konnte ich sie austauschen. Die gute Nachricht ist, dass flache Schuhe momentan ein riesen Trend sind und immer mehr High Heels mit ihnen ersetzt werden. Dadurch sinkt die Zahl der Stürze (und Models mit finsterer oder gequälter Miene auf dem Laufsteg).

Was zählt, ist das Gesamtbild, nicht das Individuum

Es gibt einen einfachen Grund, warum Laufstegmodelle eine gewisse Größe haben müssen. Designer können einfach viel mehr mit einer großen Person anfangen: sie können die Kleidung voluminös machen, ohne, dass das Model aussieht wie ein Michelinmännchen. Zu groß ist aber auch nicht gut, deshalb gibt es eine Maximalgröße für Models, die sich bemerkbar macht, wenn mehr als ein Model auf einmal gebucht wird. Das betrifft sowohl Fotoshoots, als auch Laufstegshows. Von circa zehn bis hin zu 60 Models (bei großen, internationalen Shows) nehmen an so einer Show Teil. Beim Finale laufen die Models üblicherweise gemeinsam den Laufsteg entlang, wie eine gut angezogene Armee. Charisma und Laufstegerfahrung sind wichtige Kriterien für Models, aber es ist auch entscheidend, sich das Gesamtbild anzusehen. Zum Beispiel werden die Models manchmal nach ihrer Haarlänge gecastet, manchmal sucht der Designer einfach Vielfalt. Was bei der Buchung von Models für eine Show zählt, ist also das Gesamtbild.

Photo 1: Während einer Hans Ubbink Modenschau

Photo 2: Gehübungen auf Floating Heels

Photo 3: Umkleidebereich Backstage

Natasja Admiraal ist als freie Journalistin seit 2008 für FashionUnited tätig. Sie schreibt auch über verwandte Themen wie Schmuck und Design. Gelegentlich finden Sie Natasja auch auf dem Cover eines Magazins – sie arbeitet seit zehn Jahren auch als Model.

Im nächsten Teil: Part V (finaler Teil) – Übernahmen und Rechte

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