Creative Director Maria Billson Olander über Zukunft von Vagabond Shoemakers: ‘Eigene DNA bewahren und sich gleichzeitig mit Welt weiterentwickeln’
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Man sagt, dass ein gutes Paar Schuhe uns nicht nur trägt, sondern auch unseren Weg bestimmt. Vagabond Shoemakers beschreitet einen Weg, der gleichermaßen von Tradition, Handwerkskunst und Innovation geprägt ist. Bekannt für die nahtlose Verschmelzung von skandinavischem Minimalismus und alltagstauglicher Funktionalität, steuert das schwedische Schuhlabel unter der kreativen Leitung von Maria Billson Olander mutig in die Zukunft. „Wir sind eine Modemarke, wir sind Schuhmacher:innen und wir sind nachhaltig“, sagt sie. „Dieses Dreieck definiert unsere DNA.“
Im Gespräch mit FashionUnited beleuchtet Olander ihren Werdegang, skizziert die strategische Ausrichtung von Vagabond und erklärt, wie die Marke Innovationen in den Bereichen Materialien, Design und verantwortungsvolle Produktion vorantreibt, ohne dabei ihre Kernidentität aus den Augen zu verlieren.
Karriere, die auf Handwerkskunst und Kreativität basiert
Olanders beruflicher Werdegang scheint nahezu vorgezeichnet. Aufgewachsen in einer schwedischen Region, die einst für ihre blühende Strickwarenindustrie bekannt war, begann ihre Faszination für Textilien und Handwerk schon früh. „Ich habe in den Schulferien in Strickwarenfabriken gearbeitet. Es hat mich fasziniert, den Designer:innen bei der Arbeit zuzusehen“, erinnert sie sich. Nach ihrem Studium der Mode- und Stricktechnik trat sie ihre erste Stelle als Designassistentin bei einem Lederjackenhersteller an, wo sie praktische Erfahrungen mit hochwertigen Materialien sammelte.
1999 kam sie dann zu Vagabond – ein Schritt, den sie als das Finden ihrer beruflichen Heimat beschreibt. „Die Ästhetik des Designs hat mich sofort angesprochen, und seitdem bin ich hier“, sagt sie. Heute ist sie als Creative Director nicht nur für die Gestaltung, sondern auch für die Marketing- und Vertriebsstrategie maßgeblich verantwortlich. „Es ist ein funktionsübergreifender Prozess. Wir überlegen immer gemeinsam: Ist dieses Produkt kampagnenfähig? Soll es in den sozialen Medien präsent sein? Diese Abstimmungen sind fester Bestandteil unserer täglichen Arbeit.“
Design für moderne Städter:innen
Im Mittelpunkt der kreativen Ausrichtung des Labels steht das Bekenntnis zu einem zeitgemäßen Design, das auf Alltagstauglichkeit basiert. „Wir entwerfen für den Alltag“, sagt Olander. „Schuhe, die tragbar und vielseitig sind, aber immer einen modernen Touch haben.“ Die Kollektionen werden in einem rollierenden Zyklus entwickelt, mit etwa sechs saisonalen Drops, die durch regelmäßige Updates während der Saison ergänzt werden. „Design bei Vagabond macht keine Pause.“
Eine wichtige Inspirationsquelle ist hierbei das umfangreiche Marken-Archiv, besonders die starke Design-DNA der 90er Jahre. „Unsere Archive sind eine Goldgrube“, sagt sie. „Einige unserer größten Erfolge wurden durch Modelle aus unseren Anfangsjahren ausgelöst. Gerade jetzt sind Bootsschuhe wieder im Kommen, und diese Silhouette war eine der ersten, die wir entworfen haben. Die urbane Ästhetik von Vagabond soll Alter und geografische Grenzen überwinden. „Wir entwerfen nicht für bestimmte Märkte“, erklärt Olander. „Wir entwerfen für den urbanen, stilbewussten Menschen, der Wert auf Qualität und zeitlose Attraktivität legt.“
Nachhaltigkeit und Struktur mit Sinn
In der heutigen Modebranche erfordert echtes Engagement für Nachhaltigkeit mehr als nur oberflächliche Veränderungen, es erfordert einen vollständig integrierten Ansatz. Vagabond arbeitet ausschließlich mit LWG-zertifizierten Gerbereien, verwendet chromfreies Leder für Futter und verarbeitet Bio-Baumwolle, TENCEL™ und GRS-zertifiziertes recyceltes Polyester in seinen Designs. „Wir behalten die Kontrolle über den gesamten Prozess“, so Olander. „Jeder Schuh wird als Prototyp in unserem Werk in Varberg hergestellt und getestet.“ Durch diesen praktischen Ansatz werden Konsistenz, Qualität und Verantwortlichkeit gewährleistet. Neben den Materialien legt das Label großen Wert auf Handwerkskunst und technische Entwicklung. Von der Entwicklung der Leisten bis zum Design der Laufsohlen werden alle entscheidenden Schritte im eigenen Haus durchgeführt – ein seltener Vorteil in der heutigen fragmentierten Produktionslandschaft.
2023 ging Vagabond im Engagement für langfristige Wirkung noch einen Schritt weiter, als die Gründer Marie Nilsson Peterzén und Mats Nilsson das Unternehmen in die neu gegründete Vagabond Shoemakers Foundation einbrachten. Diese einzigartige Eigentümerstruktur stellt sicher, dass künftige Gewinne in Forschung, Bildung und gemeinnützige Initiativen reinvestiert werden. Anfang 2025 gab die Stiftung ihre ersten Zuschüsse in Höhe von insgesamt 1,4 Millionen Euro bekannt, mit denen Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen und Mercy Ships unterstützt werden.
Horizont erweitern, verwurzelt bleiben
Obwohl Schuhe das Vagabond-Herzstück sind, scheut die Marke nicht davor zurück, angrenzende Kategorien zu erforschen, die zu ihrer DNA passen. Der Erfolg der Ledertaschen und -jacken, natürliche Erweiterungen der Schuhkompetenz, beweist diese Flexibilität. „Als wir unsere ersten Taschen auf den Markt brachten, waren wir uns nicht sicher, denn schließlich sind wir Schuhmacher:innen“, lacht Olander. „Aber es war ein Riesenerfolg. Auch unsere Lederjacken waren innerhalb von 24 Stunden ausverkauft.“
Für die Zukunft sieht sie vor, die weltweite Präsenz von Vagabond auszubauen und gleichzeitig den Kernwerten treu zu bleiben: Handwerkskunst, Nachhaltigkeit und die Überzeugung, dass gutes Design sowohl tragbar als auch langlebig sein sollte. „Wir wollen eine wirklich globale Modemarke werden“, sagt sie, „aber immer zu unseren eigenen Bedingungen.“ Olander bleibt offen für eine Erweiterungen, betont aber gleichzeitig die Kontinuität. „Es geht darum, unserer DNA treu zu bleiben und uns gleichzeitig mit der Welt um uns herum weiterzuentwickeln“, sagt sie. „Ich möchte diese Reise einfach fortsetzen.“