CPHFW: Paolina Russo setzt für SS24 auf folkloristische Fantasien und Sportcodes

„Unsere Kollektionen verbinden unsere eskapistischen Teenager-Phantasien mit dem Geist nostalgischer Referenzen an unsere Kindheit“, erklärt Paolina Russo - die eine Hälfte des Teams hinter Paolina Russo - in einem Pressegespräch vor der Modenschau der Marke auf der Copenhagen Fashion Week (CPHFW). Das Duo, das von Lucile Guilmard komplettiert wird, wurde als Gewinner von Zalandos Visionary Award in Partnerschaft mit der Veranstaltung ausgewählt, der sie als „Macherinnen der Zukunft“ auszeichnet.

Das 2021 gegründete Unternehmen Paolina Russo ist für seine Strickmode bekannt, die, kombiniert mit handwerklichen Techniken, die Lücke zwischen Handwerkskunst und Technologie schließt. Das war auch bei der Frühjahr/Sommer-Kollektion 2024 des Londoner Labels der Fall, die laut Russo „sportliche Codes mit folkloristischen Fantasien von Steinkreisen“ verband, was zu einer subversiven Erkundung von Strick, Druck, Jersey und Denim führte.

Ein wichtiges Element der Linie, so die Designerin, ist die Verwendung von recycelten und reinen Baumwollfasern, die das Engagement des Labels für verantwortungsvolle Praktiken unterstreicht - eine Eigenschaft, die durch die Zusammenarbeit mit dem Entwickler von Textillösungen Pizarro ermöglicht wird. Solche Praktiken zeigen sich in gelaserten Jeans und T-Shirts, die laut Russo schädliche Prozesse für die Arbeiter:innen eliminieren und die Umweltauswirkungen der Produktion reduzieren.

Die in der gesamten Kollektion präsentierten Silhouetten reichen von niedrig taillierten, fließenden Asymmetrien bis hin zu mehrlagigen Basics und figurbetonten Formen, die durch den auffälligen Einsatz von Rüschen ermöglicht werden. Auch andere Techniken sind weit verbreitet, wie Häkelarbeiten und komplizierte Strickwaren in Form korsettähnlicher Oberteile, die mit bedruckten Sportswear-Kleidungsstücken zu sehen waren.

„Unser Ziel ist es, einen modernen Kontext für das Handwerk zu schaffen…“

Die Drucke spiegeln das bereits erwähnte Folklore-Thema wider, das in den Kollektionen von Paolina Russo immer wieder auftaucht und die Vergangenheit der Designerinnen widerspiegelt - Russos Kindheit in kanadischen Vororten und Guilmards französischer Hintergrund. „Wir haben beide Gemeinschaft und Zugehörigkeit durch die Kreation gefunden, und so haben wir erkannt, dass das Handwerk etwas ist, das aufgrund von Gemeinschaften existiert und von Generation zu Generation weitergegeben wird“, kommentiert Russo diesen Kontrast.

Letztlich ist es das Ziel der Marke, durch die Entwicklung von Technologien „einen modernen Kontext für das Handwerk zu schaffen“. Dies zeigt sich, wie Russo anmerkt, in den charakteristischen Illusionsstricken, die auch in der SS24-Kollektion zu sehen waren.

Ein weiterer Beweis für ihre Bemühungen ist das sogenannte „kollaborative Produktionsnetzwerk“, mit dem die Designerinnen ihre Lieferkette als kreativen Partner behandeln wollen. „Wir arbeiten von Angesicht zu Angesicht und so lokal wie möglich mit unserer Lieferkette, um die Entwicklung praxisnah anzugehen und in den Einrichtungen unserer herstellenden Betriebe zu experimentieren“, fügt Russo hinzu.

Es ist diese Einstellung, die Russo und Guilmard dazu bewog, sich für den Visionary Award von Zalando zu bewerben und ihn schließlich auch zu gewinnen. Der Gewinn bestärkt die beiden in ihrer Mission, andere dazu zu ermutigen, ihre Praktiken und ihre Selbstdarstellung zu bedenken. Russo kommentierte den Gewinn: „Die Erfüllung der hohen Standards einer Auszeichnung wie dieser bringt uns unserem Ziel näher: das Handwerk zu modernisieren und traditionelle Techniken durch Innovation und verantwortungsvolle Modeprodukte zu überdenken. Der Gewinn ermutigt uns, weiterhin eine nachhaltige Marke aufzubauen, und feiert eine alternative Arbeitsweise.“

Diese Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.