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CPHFW: Marken von Frauen setzen auf dem skandinavischen Markt und darüber hinaus Zeichen

Von Rachel Douglass

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Mode

Baum und Pferdgarten SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Die Copenhagen Fashion Week (CPHFW) ging letzte Woche mit viel Regen und Wind zu Ende. Doch trotz des schlechten Wetters kamen Presse, Einkäufer:innen und Influencer:innen in Scharen, um die Frühjahr/Sommer 2024-Kollektionen einiger der gefragtesten Designer:innen Skandinaviens zu begutachten. Erweiterungen der Kategorien und hochkarätige Kooperationen prägten viele der Kollektionen dieser Saison und deuteten auf die Absicht der Marken hin, ihre Präsenz zu verstärken und das Gemeinschaftsgefühl in der Branche zu fördern. Bemerkenswert ist auch, dass die dänische Modewoche weitgehend von Frauen angeführt wird, die an der kreativen Spitze ihrer eigenen Marken stehen und eine neue Sichtweise auf das Konzept der Weiblichkeit vorantreiben.

Ein Gefühl von Heimat verkörpern

Wie ihre aufstrebenden Kolleg:innen suchten auch die etablierten Designer:innen auf dem CPHFW-Laufsteg nach einem Gefühl der Intimität für ihre Kollektionen. Dabei setzten sie sich oft mit ihrer Vergangenheit auseinander, was einen breiteren Branchentrend zu Authentizität und Echtheit widerspiegelt.

Stine Goya beispielsweise entschied sich dafür, ihre Kollektion in der Straße zu zeigen, in der sie wohnt, und nahm somit den Titel „Homecoming“ wörtlich. Anwohner:innen und Nachbar:innen trugen zu dem „gemeinsamen Esstisch“ bei, der sich durch die Gasse zog und um den die Models - viele alte Freund:innen der Marke - herumgingen und Platz nahmen, um die Idee von „Zuhause“ als Konzept und nicht als physischen Raum darzustellen.

„Mein Wunsch für diese Show ist es, unser Publikum zu ermutigen, über die Bedeutung von ‘Zuhause’ als emotionalem Anker in unserem Leben nachzudenken. Es ist ein Ort, an dem wir Zugehörigkeit, Trost und Unterstützung finden“, kommentierte Kreativdirektorin Goya in einer Mitteilung.

Stine Goya SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Stine Goya SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

In gewisser Weise kehrte die Designerin auch bei der Kleidung „nach Hause zurück“, indem sie auf ihre frühen Jahre in der Branche als Inspirationsquelle zurückblickte und mit sentimentalen Drucken, die an die lokale Flora und Fauna erinnern, auf die Wurzeln der Marke verwies. Ein Zustrom neuer Styles war ein weiteres Indiz für die Entwicklung der Marke, ebenso wie die Betonung von Materialien aus verantwortungsvollen Quellen, die laut Goya nun 93 Prozent des Ready-to-wear-Angebots ausmachen.

Zu ihrer Kollektion als Ganzes bemerkte Goya: „Ich nehme mir selten Zeit, um über unseren Weg als Marke nachzudenken. Für SS24 verspürte ich den überwältigenden Drang, genau das zu tun. Ich habe mir einen Moment Zeit genommen, um auf unsere Entwicklung zurückzublicken und mich mit einigen meiner frühen Styling-Referenzen zu beschäftigen, was sich wirklich wie eine Heimkehr angefühlt hat.“

Ein ähnliches Thema der Selbstbetrachtung wurde auch bei Remain deutlich. Hier stellte Designerin Denise Christensen eine Kollektion vor, die zur inneren Betrachtung anregen sollte. Während 3D-Stoffe wie beschichteter Denim und durchscheinende Blusen ausgewählt wurden, um Betrachter:innen zu ermutigen, sich die Details genauer anzusehen, war Leder die Grundlage der Kollektion. Das Material wurde verwendet, um Reife und Weiblichkeit zu vermitteln, parallel zu kontrastierenden Materialien wie transparenten Strickwaren und durchsichtigen Röcken, die das Gleichgewicht im Gegensatz dazu darstellen sollten. Um dies zu unterstreichen, wurden diese zarten Stücke oft mit stark geschnittener Oberbekleidung kombiniert, die mit breiten Schultern und übertriebenen Details versehen war.

Remain SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Remain SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Begrüßung einer neuen Weiblichkeit

Lovechild 1979 SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Lovechild 1979 SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Das Konzept der Selbstreflexion war auch integraler Bestandteil der Kollektion von Lovechild 1979, die sich an der „Quintessenz der Frau“ orientierte, die von der Marke als kompetent und anspruchsvoll beschrieben wird. Die Kreativdirektorin der Marke, Anne-Dorthe Larsen, präsentierte durch die Verwendung sowohl taktiler als auch ungeschliffener Materialien eine neue Art von Weiblichkeit durch die Neuerfindung struktureller, maskuliner Formen und schuf damit, wie sie sagte, eine „Mischung aus Atelier und sanfter Sommerkleidung“.

Im Mittelpunkt der Kollektion stand die Zusammenarbeit von Lovechild mit einer dänisch-peruanischen Frauengemeinschaft, die bei der Herstellung eines Alpakagarns half und damit das Engagement der Marke für handwerkliche Materialien und traditionelle Techniken bekräftigte. Lovechild nutzte den Laufsteg auch, um eine Erweiterung des Lederaccessoire-Programms zu präsentieren, das die bisherigen Angebote weiterentwickelt und neue Farbpaletten in Schwarz und Hellbraun erkundet.

The Garment SS24, CPHFW. Bild: The Garment.
The Garment SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

The Garment war eine weitere Marke, die die Synergien des Weiblichen und des Männlichen miteinander verbinden wollte und eine Kollektion vorstellte, die sich ebenfalls an die karrierebewusste „moderne Frau“ richtete. Die von Sophia Roe und Charlotte Eskildsen geleitete Marke will zum Ausdruck bringen, was es bedeutet, heute eine Frau zu sein. Das Ergebnis waren ästhetische Details und minimalistisches Design in Form von maßgeschneiderter Kleidung und feinen Techniken.

Als Inspirationsquelle dienten Roe und Eskildsen Kopfbedeckungen und Arbeitskleidung aus dem 19. Jahrhundert, wobei sie historische Stücke neu erfanden, um einen ganz anderen Zweck zu erfüllen als ihren Ursprung, bei dem sie oft im Hintergrund des früheren Platzes der Frau in der Gesellschaft, nämlich zu Hause, gesehen wurden. Nun aber wollten die beiden Designerinnen diese alten Geschlechterrollen in neue Kleidungsstücke überführen, die eine raffinierte Garderobe aus zeitlosen Grundelementen bieten.

Eine leichtere Herangehensweise an dieses Thema wählte Saks Potts, ein weiteres Label, das von einem Designerduo - in diesem Fall Barbara Potts und Cathrine Saks - geleitet wird. Für diese Saison bezog sich die Marke auf das typische Klima des dänischen Sommers, das normalerweise durch unvorhersehbare, regnerische Perioden gekennzeichnet ist - ein passendes Thema angesichts des trüben Wetters während der Modewoche. Dies veranlasste Potts und Saks dazu, „eine perfekte Urlaubsgarderobe“ zu entwerfen, die es Trägerinnen ermöglicht, sich an verschiedene Anlässe anzupassen und sie vom Strand in die Bar zu begleiten. Ein großer Teil der Linie bestand aus Looks, die die meistverkauften Teile früherer Kollektionen mit neuen Materialien und Schnitten kombinierten. Ein herausragendes Kleidungsstück war das neu erfundene „Emrata“-Kleid, das ursprünglich für Emily Ratajkowski entworfen wurde und seitdem bei der treuen Kundschaft der Marke sehr begehrt ist.

Saks Potts SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Saks Potts SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Baum und Pferdgarten SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Baum und Pferdgarten SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Rikke Baumgarten und Helle Hestehave, die kreativen Köpfe hinter Baum und Pferdgarten, orientierten sich für ihre SS24-Kollektion ebenfalls an ihrer Heimatstadt Kopenhagen. Unter dem Titel „A Postcard from Copenhagen“ wurden die Stücke der Kollektion in Anlehnung an den Hafen der Stadt und den maritimen Lebensstil, der auch heute noch in der Stadt vorherrscht, mit einem nautischen Thema versehen.

Matrosenhüte, gestreifte Stricktaschen und eine marineblaue und weiße Farbpalette waren eine wortwörtliche Übersetzung des Konzepts, viele gepaart mit gesteppten Textilien und rosa Denim, die für einen eher figurativen Ansatz verwendet wurden und eng mit der Flora im Königsgarten und der Statue der kleinen Meerjungfrau verbunden sind. In einer Mitteilung der Marke heißt es abschließend: „Letztendlich ist die Kollektion allumfassend, umarmt den Stil der vielen und lobt die oft künstlerische Art und Weise, wie sich die Menschen im Alltag kleiden.“

Gemeinschaft durch Zusammenarbeit fördern

Für OpéraSport spielt die Natur eine große Rolle bei der Gestaltung der Kollektionen der Marke. Die Designerinnen Stephanie Gundelach und Awa Malina Stelter ließen sich von den Farben und Silhouetten des frühen Frühlings bis zum Hochsommer inspirieren. In einer gemeinsamen Erklärung sagte das Duo: „OpéraSport wurde mit einer verantwortungsbewussten Einstellung geboren, weshalb die Beziehung zur Natur etwas ist, das wir schätzen - deshalb fühlt es sich so natürlich an, dass wir unsere erste Show unter freiem Himmel und inmitten der Natur veranstalten. Wir wollten die Natur für sich selbst sprechen lassen, und das ist etwas, das wir als kreative Richtung für diese Show genutzt haben.“

Praktische Passformen bildeten die neue, erweiterte Palette an Unisex-Designs der Marke, die zum Teil die Stoffreste früherer Kleidungsstücke zu Schaustücken verarbeiteten, von denen jedes unmittelbar nach der Show erhältlich war. In dieser Saison erweiterte die Marke ihr Angebot auch um die Kategorie Schuhe und bot erstmals eine dreiteilige Schuhkollektion an, die in Zusammenarbeit mit The Garment Project entstand. Hochhackige Schuhe, Sandalen und Slipper waren auf dem Laufsteg zu sehen, die alle aus recyceltem veganem Leder gefertigt wurden, wie es in einer Mitteilung hieß.

OpéraSport SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
OpéraSport SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.

Eine der am meisten erwarteten Modenschauen war die von Ganni, bei der wie üblich auch die Materialinnovation im Vordergrund stand - zu sehen an der Verwendung von Stoffen, die aus Abfallströmen der Olivenölproduktion hergestellt wurden, und an plastikfreien Pailletten, die aus einer Kombination von Algen und Agrarabfällen entwickelt wurden. Anders als in den vergangenen Saisonen war das Thema Nachhaltigkeit für die dänische Marke jedoch kein entscheidender Faktor. Stattdessen wandte sich Kreativdirektorin Ditte Reffstrup überraschenderweise der künstlichen Intelligenz (KI) zu, um die Grundlage für ihre Show zu schaffen. Durch die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Cecilie Waagner Falkenstrøm wollte Reffstrup einen nachdenklichen, philosophischen Blick auf die Technologie werfen und sie in physischer Form verkörpern.

„In letzter Zeit fühlt sich [KI] wie etwas zusätzlich Panikmachendes an, weil es so weit von meiner Welt entfernt ist. Aber ich habe über das positive Potenzial von KI nachgedacht. Als Mutter von drei Kindern und als Frau, die ein Unternehmen führt, denke ich viel darüber nach, wie ich meine Kinder zu Freundlichkeit erziehen kann und ihnen ein Gefühl der Sicherheit und Verantwortungsbewusstsein vermitteln kann. Genauso verhält es sich mit Ganni: Wie können wir diese Marke zu einem möglichst verantwortungsvollen Unternehmen ausbauen? Also haben wir darüber gesprochen, wie es möglich sein könnte, eine freundlichere, rücksichtsvollere KI zu schaffen, eine, die Gutes tut“, kommentiert die Designerin in einer Pressemitteilung.

Für die Kollektion nahmen die Dinge jedoch eine etwas menschlichere Form an, wobei Kollaborationen im Mittelpunkt der Präsentation von Ganni standen. Zum einen gab die Marke einen Vorgeschmack auf eine kommende Kollektion für große Größen, die zusammen mit dem dänischen Model und langjähriger Ganni-Muse Paloma Elsesser entworfen wurde, die den Laufsteg in einem strukturierten Zweiteiler betrat - nur ein Look aus der Kollektion, die im Frühjahr 2024 erscheinen soll. Weitere Kollaborationen, die den Laufsteg zierten, waren eine dreiteilige Sneaker-Linie mit New Balance und eine zweite Zusammenarbeit mit der niederländischen Brillenmarke Ace & Tate, für die neun neue Modelle vorgestellt wurden.

Ganni SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
Ganni SS24, CPHFW. Bild: Launchmetrics Spotlight.
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Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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