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Copenhagen Fashion Week: Menswear bleibt Hauptattraktion

Von Jan Schroder

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Mode

Auch in dieser Saison war es in Kopenhagen wieder oft zu hören: Die Menswear, die es dort während der Fashion Week zu sehen gibt, sei doch um einiges spannender als die Damenkollektionen. Hochinteressante Herrenmode prägt eben schon traditionell die Identität der wichtigsten Modewoche Skandinaviens. Dass erst jetzt eine eigene Menswear-Messe, die CIFF Raven, ihr Debüt feierte, ist schon erstaunlich, könnte die Stadt ihr Profil im internationalen Wettstreit der Modemetropolen doch gerade mit der stärkeren Konzentration auf Männerkleidung schärfen. Zumal die Kollektionen, die in den vergangenen Tagen auf dem Laufsteg vorgestellt wurden, erneut belegten, dass die dänischen Menswear-Designer ihren guten Ruf verdienen. Den hohen Erwartungen wurden sie einmal mehr gerecht.

Henrik Vibskov zeigt originelle, klug konstruierte Silhouetten

Wenn es um Männermode aus Dänemark geht, führt nach wie vor kein Weg an Henrik Vibskov vorbei. Der dürfte allein schon durch eine Professur und diverse Kunst- und Theaterprojekte gut ausgelastet sein, findet dabei aber auch noch die Zeit, sein Publikum mit einer Modekollektion zu überraschen. Spielte er in den vergangenen Jahren öfter mal einfach nur sein bekanntes Repertoire – die originellen Drucke, die bequemen, weiten Schnitte, die gekonnte Kombination von Schneiderkunst und Sportswear - mit kleinen Variationen überzeugend durch, erscheint die neue Kollektion für Vibskovs Verhältnisse ungewöhnlich streng, ist aber umso überzeugender.

Schwarz dominiert die Farbpalette, die Drucke ordnen sich unter, klug konstruierte Silhouetten bestimmen das Bild. Dreiviertelhosen, oft so weit, dass sie den Anschein von Röcken erwecken, kombiniert der Designer mit überlangen Hemden oder Oversize-Strickpullovern und breiten, teils kantigen, teils weich gerundeten Jacken zu Silhouetten, die gewohnte Proportionen der traditionellen Herrenmode zugunsten origineller, teils harmonischer, teils spannungsreicher Neuerfindungen aufgeben. Wohl noch nie lebte eine Vibskov-Kollektion so von der schlüssigen Komposition einander ergänzender Volumina und Texturen - die gezeigten Outfits waren weit mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Spielerisch wirkt das kaum noch, eher bis ins Detail kalkuliert. Dass Vibskov im Moment auch kunstvolle Kostüme für einige Bühnenproduktionen, darunter eine Inszenierung der Björk-Oper „Medulla“ in Brüssel, entwirft, scheint nicht ohne Folgen für seine Kollektion geblieben zu sein.

Asger Juel Larsen setzt auf opulente Materialien

Asger Juel Larsen, der international gefeierte Aufsteiger der vergangenen Jahre, zeigte Entwürfe, die in ihrer Opulenz teilweise verstörend wirkten. Die eindrucksvollen 3D-Prints, die zuletzt für die Highlights seiner Streetwear-inspirierten Kollektionen sorgten, spielen diesmal keine dominierende Rolle. Es sind die Materialien, die für Aufsehen sorgen. Er setzt viel Kunstfell ein, mal als Besatz, mal für ganze Jacken und Mäntel, und spielt damit auf die in Skandinavien ungebrochene Vorliebe für Pelz an. Doch bei ihm ist es eben das Surrogatmaterial, oft in knalligen Farben, und so haben auch seine pelzigen Entwürfe den eigenwilligen Kunsttrash-Appeal, der seinen Stil prägt.

Andere Materialien sind hingegen wirklich wertvoll - und verraten das auch auf den ersten Blick. Aber selbst ein in Italien von Hand bemalter goldener Ledermantel, das Prunkstück der Kollektion, ordnet sich bei aller augenfälliger Opulenz der Handschrift des Designers unter. Und dass Asger Juel Larsen nicht nur ein Meister des Effekts, sondern auch ein exzellenter Konstrukteur ist, verdeutlichen die schlichteren Teile, etwa ein schmal geschnittener Mantel von militärischer Strenge.

Han Kjøbenhavn zeigt clevere Freizeitmode mit düsterer Botschaft

Die Kollektionen des Labels Han Kjøbenhavn sehen demgegenüber erst einmal ziemlich unspektakulär aus: Sportswear- und Outdoormotive verarbeitet das Kopenhagener Designerduo zu smarter, unaufdringlicher Freizeitmode. Doch in Modemetropolen weiß man das zu schätzen: In New York ist die Marke damit erfolgreich, auch in Paris eröffnet sie in Kürze einen eigenen Store. Und um Han Kjøbenhavn zu verstehen, reicht es nicht, einzelne Teile auf dem Kleiderbügel zu sehen. Erst die Modenschau, die regelmäßig als große Performance inszeniert wird, erzählt die Geschichte hinter den oft recht gefälligen Entwürfen.

Auch diesmal gibt es keinen einfachen Laufsteg, sondern eine Bühne, darauf ein mit Holzlatten skizziertes Großraumbüro einschließlich hölzerner Computermodelle - schließlich heißt die Kollektion „Äpparat“. Um Industriedesign geht es, und um entfremdete Arbeitskräfte: Die Models tragen gesichtslose Masken, zwei begehen mit Spielzeugpistolen Theaterselbstmord.

Grau ist dementsprechend der Grundton, der auch in den konstruktivistischen Drucken und Lederapplikationen variiert wird. Umso eindrucksvoller stechen signalfarbene Einzelstücke hervor, etwa der leuchtend kobaltblaue Mantel, der in dieser Saison bei den unterschiedlichsten Labels auftaucht. Ansonsten deckt Han Kjøbenhavn vom schmalen, leichten Sakko bis zur voluminösen Steppjacke wieder das gewohnt breite Spektrum veredelter Freizeitkleidung ab.

Fotos: ©Copenhagen Fashion Week

Asger Juel Larsen
Copenhagen Fashion Week
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HENRIK VIBSKOV