Brillentrends: Ic! berlin setzt auf Silent Luxury und minimalistische Designs
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Die Premium-Brillenmarke Ic! berlin wurde 1996 vom Unternehmer und Künstler Ralph Anderl zusammen mit zwei Designstudierenden gegründet. Sie hatten eine neue Brille aus einem unkonventionellen Material, kaltgewalztem Edelstahl, entwickelt und einen revolutionären Mechanismus erfunden, das schraubenlose Scharniersystem, das bis heute das Markenzeichen jeder Ic! berlin Brille ist. Als kein Betrieb das neue Design produzieren wollte, kauften die Gründer einfach Maschinen und begannen die Produktion in Berlin, wo sie bis heute stattfindet. Während die beiden Designer das Berliner Brillenlabel Mykita gründeten, führte Anderl Ic! berlin die ersten 20 Jahre weiter. Ende 2023 wurde die Marke vom italienischen Brillenhersteller und -vertrieb Marcolin übernommen.
FashionUnited sprach mit Davide Lunghi, dem neuen General Manager von Ic! berlin, über das geplante Rebranding, das unkonventionelles Denken, Produktinnotion und eine starke Markenidentität beinhaltet. Er verriet auch, was zum bevorstehenden 30-jährigen Jubiläum zu erwarten ist, wie und wo eine Ic! berlin-Brille hergestellt wird, was die Marke heute noch auszeichnet und warum sie neben Europa auch in Japan so beliebt ist.
Sie sind seit Oktober letzten Jahres bei Ic! berlin. Können Sie etwas darüber erzählen, wie Ihr Weg bisher verlaufen ist?
Es ist eine Marke voller Energie, mit einer starken DNA, die die Erfinderin der schraubenlosen High-End-Edelstahlbrille ist. Und darauf haben wir uns in unserer Markenvision und -positionierung konzentriert, um sicherzustellen, dass wir als Team die Marke dorthin bringen, wo sie hingehört. Ic! berlin ist die angesagteste Marke, die Sie in den kommenden fünf Jahren sehen werden.
Können Sie beschreiben, was die Marke in Bezug auf die Materialien und die Herstellung der Brillen besonders macht?
Wie gesagt, Ic! berlin ist der Erfinder der schraubenlosen Edelstahlbrille. Wir glauben an kontinuierliche Materialinnovation. Der erste Vorteil liegt in unserer klassischen Kollektion, bei der wir ständig nach neuen Werkzeugen und Möglichkeiten suchen, die Tragbarkeit des Produkts zu verbessern. Wir verwenden einen sehr leichten Edelstahl, der zu den besten der Branche gehört, für die klassische Kollektion und die Silk-Kollektion, die die leichteste ist.
Eine der jüngsten Materialinnovationen ist ein Patent, das wir für ein Produkt aus Carbonfaser entwickelt haben. Es handelt sich um eine 2023 neu eingeführte Kollektion, die aus hochflexibler Carbonfaser gefertigt ist. Auf diese Produkte konzentrieren wir uns im Bereich Sport und Outdoor-Performance.
Darauf sind wir als Marke und als Unternehmen sehr stolz, denn wir verfügen über die Inhouse-Technologie. Und wenn Sie Bronze, Gold und Schwarz sehen, all diese Farben sind sehr nachhaltig und langlebig, denn durch unsere eigene Technik, PVD oder Physical Vapor Deposition, können sie wirklich ewig halten. Und das ist eine technologische Innovation, die in der Branche kaum bekannt ist.
Was können Sie über aktuelle Brillentrends sagen? Folgt Ic! berlin Trends?
Zu den Trends, die wir sehen und denen Ic! berlin teilweise folgt, gehört „Weniger ist mehr“. Und ein nachhaltiges, langlebiges Produkt zu haben, das wiedererkennbar ist. Man erkennt Ic! berlin Produkte sofort an ihrem Design, dem Material, der Tragbarkeit, der Ultraleichtigkeit. Deshalb bringen wir auch kein sichtbares Logo auf dem Produkt an, was zum zweiten Trend für Business-Produkte passt, „Silent Luxury“. Ein weiteter Trend, den wir sehen und in den wir noch nicht investieren, ist die Brille als medizinisches und als Smart Product. Im Moment konzentrieren wir uns in erster Linie auf traditionelle Brillen, da wir uns noch in einer Phase befinden, in der wir uns intensiv mit dem Rebranding beschäftigen.
Was beinhaltet das Rebranding?
Wir haben uns auf die Säulen der Marke konzentriert: die Neudefinition von unkonventionellem Denken und Kommunikation mit einer neuen Kampagne, die wir im nächsten Jahr, unserem 30-jährigen Jubiläumsjahr, starten werden. Ebenso Produktinnovation und das Stärken der Markenidentität. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Zielgruppe, Technikbegeisterte, wirklich zu erfassen. Es sind Personen, für die Objekte eine echte Bedeutung im Leben haben und die Teil ihres Lebens sind.
Was ist für das 30-jährige Jubiläum geplant?
Wir mögen es, Spannung zu erzeugen und Begehrlichkeit zu wecken. Es wird eine 360-Grad-Orchestrierung geben, die die Neuigkeiten von Deutschland aus in unsere wichtigsten Regionen verbreitet. Ic! berlin ist stark in Europa, aber sehr stark in Deutschland, ebenso in Asien und in den USA. Es geht also darum, die Neuigkeiten überall auf der Welt zu verbreiten, in den Ländern, in denen wir bereits sehr relevant sind und in die wir investieren wollen. Das ist etwas, das wir für die nächsten 30 Jahre berücksichtigen.
Ic! berlin hat den Japan Eyewear Award nicht nur einmal, sondern zehnmal gewonnen. Können Sie das ein wenig erläutern? Was ist die Attraktion für japanische Kund:innen?
Die Attraktivität der Marke in Japan liegt in der Designkomponente des Produkts, der Tatsache, dass es im eigenen Haus entworfen wird. Der zweite Punkt ist die ultraleichte Tragbarkeit, die sehr geschätzt wird. Der Edelstahl ist die dritte Attraktion in Japan.
Wir haben ein sehr dünnes Gestell, etwas, das auf dem japanischen Markt sehr gefragt ist. Ein weiterer Erfolg ist, dass wir mit unseren Teams vor Ort zusammengearbeitet haben, um spezielle Produkte für den japanischen Markt zu entwickeln, manchmal sehr spezifische Produkte mit maßgeschneiderten Lösungen oder limitierten Auflagen. Es gibt auch eine starke Brillenkultur in Japan.
Apropos Produktion: Jede Brille wird in Berlin hergestellt. Was beinhaltet der gesamte Prozess?
95 Prozent des Materials stammen aus Deutschland, der Rest bezieht sich auf einige Produktlinien, für die wir aus anderen europäischen Ländern einkaufen müssen. Sobald wir das Rohmaterial erhalten haben, schneiden wir es intern zu und färben es dann mit PVD oder manchmal mit Lack, teilweise im Haus und teilweise extern, je nach der Farbe, die wir verwenden wollen. Aber selbst „outsourced“ bedeutet nur 30 Kilometer entfernt.
Sobald die Färbung abgeschlossen ist, führen wir die Montage, Qualitätskontrolle und Endbearbeitung durch, und dann wird alles im Haus fertiggestellt. Das sind die wichtigsten Schritte, von denen 80 Prozent in Deutschland hergestellt werden; es ist ein „Made in Germany“-Produkt. Wir beschäftigen etwa 100 Mitarbeitende und wollen die Anzahl der im Haus durchgeführten Schritte ab nächstem Jahr weiter erhöhen.
Wie schwer ist es Talente für diese Art von Arbeit zu gewinnen?
Ehrlich gesagt, wird es immer einfacher. Wir sind bekannt und haben das Glück, dass wir in Berlin ansässig sind, wo es, die Region Brandenburg mitgerechnet, über vier Millionen Einwohner:innen gibt. Es gibt nur wenige dieser exzellenten Marken in Berlin, darunter einige Klavierbauende, es gibt Mykita, Liebeskind und Ic! berlin. Es ist ein mittelständisches Unternehmen, was ein Pluspunkt ist, und mit dieser Art von Produkt kommen die Leute gerne zu uns.
Und natürlich mit der Ankunft von Marcolin, einem Global Player, einem der Top-Player in der Brillenindustrie mit Marken wie Tom Ford, Christian Louboutin, Max Mara, BMW, Adidas, Guess, Gant und mehr. Das erhöht die Attraktivität für die Mitarbeitenden, der Marke beizutreten.
Würden Sie sagen, dass dies Änderungen, zum Beispiel in Bezug auf Design oder Marketing, erleichtert?
Wir leben in einer sich verändernden Welt, und für uns ist es gut, diese Flexibilität zu haben, weil wir Dinge in Bezug auf Design und Produkt testen und ausprobieren können. Ich würde nicht von Veränderungen sprechen, sondern eher von Entwicklungen, denn wir haben das Glück, in einem Produkt verankert zu sein, das sehr bekannt und sehr geschätzt ist, also wollen wir es weiterentwickeln. Und es gibt eine ganze Reihe von Tests und Versuchen für neue Designs, für neue Stile, für neue Größen und so weiter. Das ist ganz gut, und wir haben das Glück, in einer sehr agilen Organisation zu sein, die es uns ermöglicht, in dieser sich verändernden Welt sehr schnell zu sein.
Als Branche bewegt sich die Brillenindustrie in eine recht interessante Richtung. Was den Vertrieb und die Präsenz angeht, so sieht man, dass die großen Player noch größer werden und ihre Position festigen. Was das Wettbewerbsumfeld von Ic! berlin und Nischenmarken wie uns, die eher Designermarken sind, betrifft, so gab es in der Vergangenheit viele Fusionen und Übernahmen, was den Markt ebenfalls ein wenig konsolidiert hat.