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Berlin-Preview: Modewochen-Neuling Marlon Ferry zwischen düsterer Couture und Technologie

Von Ole Spötter

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Mode

Designer Marlon Ferry (links) und eine seiner Kreationen Credits: Marlon Ferry

Marlon Ferry gibt während der Berliner Modewoche sein offizielles Laufsteg-Debüt.

Die Fashion Week in der deutschen Hauptstadt ist für den Designer des gleichnamigen Labels allerdings kein Neuland, weil er dort schon während der Absolvent:innen-Show Neo.Fashion erste Kreationen zeigte. Fashion United hat mit dem 26-Jährigen vorab über seine Inspiration, Einflüsse und sein Handwerk gesprochen.

Ferry lebt seit 2019 in Berlin und hat dort auch sein Atelier. Eigentlich kommt er aus Süddeutschland, wo er an der Hochschule Reutlingen seinen Bachelor und Master in Modedesign abgeschlossen hat. Das Studium absolvierte er wegen der Pandemie teils per Fernstudium aus der Hauptstadt, wo er in den letzten Jahren sein Netzwerk aufbauen konnte.

Nach dem Bachelor zog es ihn für ein Praktikum bei Iris van Herpen nach Amsterdam. Bei dem niederländischen Modehaus tauchte er erst richtig in die Welt der Couture ein und lernte das Handwerk, erklärte der junge Designer. Er ließ sich aber auch von Van Herpens Experimenten mit digitaler Mode inspirieren und vereinte diese beiden Komponenten für sich während seines Master-Studienganges.

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Vom Studierenden zum Jungdesigner

Den Output konnte er bei der Neo.Fashion-Show präsentieren, wo Studierende von verschiedenen Hochschulen ihre Kollektionen während der Berliner Modewoche zeigen, und so erste Laufsteg-Erfahrungen sammeln. Nach seinem Abschluss im vergangenen August baute er dann Schritt für Schritt sein eigenes Label auf. Der erste Meilenstein war dann das erste eigene Atelier, was Ferry bereits wenige Wochen nach seinem Master anmietete und sich zusammen mit seiner Wohnung gerade so leisten konnte.

Marlon Ferry mit seiner Abschluss-Kollektion bei Neo.Fashion Credits: Defrance Images for Neo.Fashion

Für ihn war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass er sich auf die eigene Marke mit vollem Einsatz konzentrieren werde. Da er für seine Arbeiten aktuell keine Förderungen bekommt, setzt er seine Ersparnisse ein, um sich und die Marke am Laufen zu halten. Das ist gerade bei großen Investitionen wie der ersten eigenen Modenschau nicht einfach. Wie es für ihn in den nächsten Monaten weitergeht, wisse er aktuell noch nicht.

Ferry erforscht den digitalen Wandel

Mit dem Alltag und gesellschaftlichen Entwicklungen setzt er sich in seinen Kollektionen auseinander. Insbesondere die technologischen Veränderungen und die Beziehung zwischen Mensch und Technologie spielen eine wichtige Rolle. Seine neue Kollektion, die Ferry am kommenden Donnerstag in Berlin präsentiert, baut auf seinen vorherigen Arbeiten auf, wird aber durch neue Ebenen – neue Materialien und Techniken ergänzt.

Aber auch inhaltlich sind die Kollektionen miteinander verknüpft. Nachdem er während seines Masterstudiums noch die positiven Entwicklungen der Digitalisierung mit Künstlicher Intelligenz hervorgehoben hatte, betrachtet er nun die eher negative Seite der Medaille. Darüber hinaus beschäftigen ihn Themen wie die anhaltenden Kriege unterbewusst, die so auch Teil seiner Kreationen werden.

Ferry bringt 3D-Druck und Handwerk zusammen Bild: Marlon Ferry

Experimentelles Couture-Atelier

In Berlin wird er am kommenden Donnerstag etwa elf Looks unter dem Titel “Artifacts of uncertain Transformation” (Eng.: Artefakte einer unsicheren Transformation) präsentieren. Dabei werden Elemente wie Skulpturen aus dem 3D-Druck sowie plissierte Stoffe zum Einsatz kommen. Außerdem arbeitet er gerne mit Jersey und anderen Stretch-Stoffen, die den menschlichen Körper “schön umhüllen” und für verschiedene Charaktere einsetzbar sind. Welcher Typ Mensch am Ende in seinen Designs steckt, spielt für den Designer keine Rolle, da es ihm mehr um die Verhüllung an sich geht. Farblich setzt Ferry besonders auf Schwarz, es werden aber auch einzelne Chrome-Farbakzente zu sehen sein. Dadurch entsteht eine düstere, fast schon apokalyptische Stimmung.

Einige Teile seiner bisherigen Kreationen bietet Marlon Ferry auch in seinem eigenen Onlineshop an, wobei er Accessoires wie Sonnenbrillen und Ketten in geringer Stückzahl auf Vorrat hat. Größere und aufwändigere Pieces produziert er auf Bestellung. Neben dem eigenen Onlineshop ist die Marke mit einzelnen Stücken auch bereits beim Berliner Vintage- und Designer:innen-Store ‘Home full of Clothes’ sowie dem Pariser Concept Store WAB erhältlich.

Für seine futuristischen, Couture-orientierten Entwürfe hat er kürzlich ein neues Segment auf seiner Website lanciert, über das Stylist:innen seine bestehenden Pieces für Shootings ausleihen, Kund:innen aber auch maßgeschneiderte Entwürfe erwerben können. Zu seinen ersten Kund:innen zählte der US-DJ Matteo Milleri – aka Anyma –, der eine Kreation des Designers bei einem Auftritt in Seoul auf der Bühne trug. Ein solches Projekt kostet Ferry zwischen zwei bis drei Wochen, wobei er täglich mehr als zwölf Stunden arbeitet.

Ferry zeigt Show-Pieces aber auch tragbarere Stücke Bild: Marlon Ferry

Marlon Ferry zeigt seine neue Kollektion am 4. Juli 2024, um 19 Uhr im Rahmen der Berliner Modewoche.

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