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Apropos: Weniger Kompromisse und mehr Klarheit für SS26

Von Jule Scott

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Mode|Interview
von links nach rechts: Daniel Riedo (Co-Founder & Co-CEO Apropos), Henning Korb (Managing Partner Apropos), Klaus Ritzenhöfer (Co-Founder & Co-CEO Apropos) Credits: Christian Walzl

Die Frühjahr/Sommer-Saison 2026 startet traditionsgemäß mit der Pitti Uomo. Doch während die Florentiner Messe der Menswear gewidmet ist, richtet sich der Blick von Apropos – The Concept Store von Beginn der Saison an gleichermaßen auf Damen- wie auf Herrenmode.

Seit über 40 Jahren zählt der Concept Store mit Standorten in Köln, Düsseldorf, Hamburg, Berlin sowie Rottach-Egern und am Tegernsee zu den stilprägenden Adressen im deutschen Luxusmodehandel. Doch wie begegnet Apropos den aktuellen Veränderungen in der Luxusmode – und welche Werte, Strategien und kuratorischen Entscheidungen sind heute entscheidend, um die Erwartungen einer zunehmend bewussten und qualitätsorientierten Kundschaft zu erfüllen?

Co-Founder & Co-CEO Klaus Ritzenhöfer und Henning Korb, Managing Partner, die gemeinsam den Einkauf der Herren- und Damenkollektionen verantworten, nahmen sich zum Auftakt der Saison Zeit, um FashionUnited Einblicke in kommende Trends und das Verständnis von zeitgemäßem Luxus zu geben.

Mit welchem Gefühl sind Sie in die SS26-Saison gestartet?

Mit einer Mischung aus Neugier und Verantwortung. Die Frühjahr/Sommer-Saison 2026 fühlt sich wie ein Wendepunkt an – sowohl kreativ als auch kommerziell.

Wie laufen die saisonalen Vorbereitungen bei Apropos ab?

Die Vorbereitungen starten früh. Wir analysieren Sales-Daten, beobachten globale Trends, sprechen mit unseren Teams in den Stores und nutzen unser Netzwerk aus Designer:innen und Brancheninsider:innen.

Wichtig ist uns ein ganzheitlicher Ansatz: Wir denken in Looks, in Geschichten – und vor allem haben wir immer unsere Kundinnen und Kunden vor Augen, ihre Bedürfnisse und ihre Anlässe.

Wie würden Sie die Apropos-Kundschaft charakterisieren – und hat sich diese im Laufe der Zeit verändert?

Unsere Kundinnen und Kunden sind alterslos, modeaffin, sehr informiert und qualitätsbewusst. Das Gespür für Materialien, Verarbeitung und Herkunft hat zugenommen. Gleichzeitig beobachten wir eine gewisse Preissensibilität – aber nur, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht stimmt.

Spielen bei der Sortimentsplanung auch regionale Unterschiede der Stores und der dort ansässige Kundschaft eine Rolle?

Definitiv. Jeder Standort hat seine eigene DNA. In Hamburg funktionieren andere Marken und Designs als etwa in Köln/Düsseldorf oder am Tegernsee oder gar in Berlin.

Wir hören sehr genau hin, was die Kund:innen vor Ort wollen – und passen die Order darauf an. Die Kuration bleibt allerdings immer im Apropos-Spirit.

Fließen Lehren und Erkenntnisse aus der Vorsaison in die aktuelle Orderrunde ein?

Ja, klar. Spring/Summer 2025 war eine schwierige Saison, emotional aufgeladene Produkte haben besser funktioniert als rein „vernünftige“. Farben, Stoffe, Handwerk – diese Komponenten spielen eine übergeordnete Rolle. Wir gehen deshalb gezielter in Tiefe, statt in Breite.

Worauf freuen Sie sich persönlich in der kommenden Ordersaison – sowohl in der Damen- als auch in der Herrenmode?

Auf die Rückkehr von Emotion. Die Damenmode wird wieder verspielter, femininer, ohne an Stärke zu verlieren, wie zum Beispiel bei Chloé. In der Herrenmode sehen wir eine spannende Auflösung klassischer Silhouetten – das Spiel mit Volumen, Textur und Eleganz macht richtig Freude. Hierbei denken wir an Tom Ford.

Gibt es Marken oder Themen, die bei Ihrer Kundschaft derzeit besonders gut ankommen?

Celine bei den Damen ist nach wie vor sehr gefragt, ebenso The Row und Phoebe Philo. Bei den Herren beobachten wir steigendes Interesse an Produkten mit spürbarem Mehrwert – sei es in der Verarbeitung oder im Storytelling.

Welche übergeordneten Strömungen beobachten Sie aktuell in der Mode – und wie beeinflussen diese Damen- und Herrenmode gleichermaßen?

Es gibt eine gewisse Re-Romantisierung – sanfte Farben, weiche Schnitte, transparente Stoffe. Gleichzeitig rückt Tailoring wieder stärker ins Zentrum. Womenswear und Menswear nähern sich visuell wieder ein Stück an, ohne sich zu vermischen – die Sprache ist ähnlich, aber die Ausdrucksform bleibt differenziert.

Dennoch fällt auf, dass nach einer Phase fließender Gendergrenzen sich die Mode wieder klarer zu definieren scheint. Wie ordnen Sie diese Entwicklung ein?

Es ist keine Rückkehr zu alten Mustern, sondern eher eine Neuinterpretation. Weiblich ist nicht gleich schwach, maskulin nicht gleich hart. Unsere Klientel spielt bewusst mit Codes. Die Trennung bietet neuen Spielraum für klare Modestatements – ohne das Spiel mit Gender auszuschließen.

Abseits der großen Namen: Gibt es Labels oder Konzepte, die gegen den Mainstream schwimmen, aber dennoch Aufmerksamkeit verdienen?

Ja – Labels wie Rossi oder Extreme Cashmere liefern eine andere Perspektive auf Luxus. Sie sind nicht laut, aber unglaublich stark in der Aussage.

Sehen Sie aktuell auch Chancen für kleinere oder aufstrebende Labels, Teil des Apropos-Portfolios zu werden?

Absolut – unsere Kundschaft liebt Entdeckungen. Wenn das Produkt stark ist und die Geschichte dahinter überzeugt, geben wir auch jungen Labels eine Bühne, wie derzeit der deutschen Sneaker-Brand Thesing.

Wir sind da sehr offen, allerdings nur, wenn die Qualität auch langfristig mit dem Anspruch von Apropos mithalten kann.

Was sind für Sie die ausschlaggebenden Faktoren, wenn es um die Aufnahme neuer Marken ins Sortiment geht?

Stimmigkeit zur Markenwelt von Apropos, Qualität der Kollektion, Storytelling, Liefersicherheit, Kalkulation und auch die Frage: Hat das Label das Potenzial, ein treuer Partner über mehrere Saisons zu sein?

Mit Blick auf das Gesamtbild: Wie bewerten Sie die derzeitige Entwicklung in der Luxusbranche – und was bedeutet das für Apropos?

Luxus wird wieder leiser – aber nicht weniger luxuriös. Es muss um Understatement, um Substanz statt nur Status und hohe Preise gehen, denn wir glauben an einen nachhaltigen Luxus, an Beständigkeit und Charakter – nicht an kurzfristige Hypes.

Ebenso wenig glauben wir daran, dass künstlich erzeugte Warteschlangen aufgrund von künstlich erwirkter Warenknappheit ein langfristiges Erfolgsmodell für Apropos wäre.

Welche Themen und Werte stehen für Sie aktuell ganz oben auf der Agenda des Luxussegments?

Allem voran „Value for Money“ sowie Craftsmanship, Authentizität und Individualität. Die Kund:innen wollen wissen, woher ein Produkt kommt, wer es gemacht hat, was es ausmacht. Auch das Thema „Quiet Luxury“ ist nach wie vor sehr präsent.

Und zum Abschluss: Was wünschen Sie sich – sowohl für Apropos als auch für die Branche insgesamt – in dieser Saison?

Mut zur Vision. Weniger Kompromisse, mehr Klarheit. Für die Branche wünschen wir uns mehr Fokus auf Inhalte und Haltung statt auf Inszenierung und Mainstream. Für Apropos bedeutet das, dass wir weiterhin das richtige Gespür haben, was Menschen wirklich berührt – modisch und emotional.

Dieses Interview wurde in schriftlicher Form geführt.

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