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3D-Druck: Die nächste Mode-Revolution?

Von Regina Henkel

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Mode

Langsam aber sicher erobert der 3D Druck auch die Fashionwelt. Immer mehr Designer experimentieren mit der bahnbrechenden neuen Technologie und kreieren damit völlig neue Looks.

Das Zukunftsszenario im Zusammenhang mit 3D Druck sieht folgendermaßen aus: In jedem Haushalt steht ein 3D Drucker, und jeder Einzelne kann damit seine Produkte selbst designen und ausdrucken. Der Konsument wird zum Produzent. Bestenfalls lädt er sich das Design aus dem Internet herunter, herstellen kann er es selbst. Das Besondere am 3D Druck: Es ist ein additives Verfahren, d.h., hier können Schicht für Schicht völlig neuartige Strukturen dreidimensional und nahtlos gebaut werden – ohne dabei Abfall zu produzieren. Als Druckmaterial eignen sich vor allem Kunststoffe, aber auch Metalle und sogar Biomasse. Selbst 3D Strick und 3D Gewebe sollen in Zukunft möglich sein.

Mode-Pioniere im 3D Druck

Diese neuen kreativen Möglichkeiten beflügeln auch die Mode. Das belegt die erste 3D Print Fashion Show, die gerade in New York im Rahmen der 3D Print Week stattgefunden hat. Designer wie Melinda Looi und Francis Bitonti, der vor zwei Jahren mit einem 3D Kleid für Burlesque Tänzerin Dita von Teese für Aufsehen sorgte, präsentierten dort ihre neuesten Kreationen. Zu den Highlights gehörte das Abendkleid von Melinda Nooi. Das Besondere daran: Es war aus einem Stück gefertigt und bestand aus einem flexiblen Material. Es dürfte damit also relativ komfortabel gewesen sein - zumindest für ein 3D Kleid. Im Vergleich dazu: Von Teeses Kleid bestand damals noch aus 17 mesh-artigen Einzelteilen, die per Hand aneinandergesetzt, poliert, lackiert und schließlich mit tausenden Swarovski Steinen besetzt wurden. Es war starr und damit kaum tragbar.

Zu den am weitesten fortgeschrittenen Pionieren der neuen Technologie gehört die niederländische Modedesignerin Iris van Herpen. Sie lotet schon seit Jahren die neuen Möglichkeiten aus und integriert den 3D Druck von elastischen und waschbaren Materialien in ihre reguläre Kollektion. 2014 erhielt sie dafür den begehrten ANDAM Fashion Award in Frankreich. Auch Nike und Adidas arbeiten mit der Technologie, allerdings in erster Linie in den Bereichen Footwear und Accessoires sowie beim Prototyping. Nike beispielsweise präsentierte den ersten Fußballschuh mit 3D gedruckten Stollen und eine Tasche, die aus 3D Komponenten bestand.

Das Potenzial ist groß, darin sind sich viele einig. „Der 3D Druck wird die Welt verändern“, sagt Melinda Looi. „Vielleicht noch nicht heute, aber in ein paar Jahren wird ein neues Zeitalter anbrechen, in dem derartige Maschinen ganz nach Bedarf Objekte jeglicher Art herstellen können.“ Davon ist auch Natacha Alpert, Kuratorin der Fashion Show, überzeugt: „Heute kann sich kaum jemand vorstellen, wie diese Technologie die Zukunft verändern wird. Aber bald werden die Menschen in der Lage sein, ihren Körper zu scannen und auf dieser Basis z.B. ganz individuelle Schuhe designen und herstellen.“ Auch für Iris van Herpen steckt viel Zukunft in der Technik, obwohl sie nicht alle Visionen teilt: „Ob die Leute die Produkte wirklich selbst zu Hause ausdrucken, weiß ich nicht“, so van Herpen, „aber ich stelle mir vor, dass es Druckfabriken gibt, die das übernehmen.“

Es gibt noch viele Hürden zu bewältigen

Noch ist das Ausdrucken von 3D Objekten durchaus anspruchsvoll. Bevor ein Objekt ausgedruckt werden kann, benötigt man ein 3D Modell, eine Software, die dafür sorgt, dass das 3D Objekt in Scheiben geschnitten und in Bewegungsdaten umgerechnet wird und damit ein nicht unerhebliches technisches Wissen. Deshalb arbeitet auch Stilnest, ein Berliner Label, das 3D gedruckten Schmuck anbietet, mit spezialisierten Druckunternehmen zusammen. Nur das Design kommt von Stilnest und einem Pool von mehr als 20 Künstlern, die auf der ganzen Welt verteilt sind. „Hier zeigt sich, dass die private Nutzung von 3D Druckern heute noch etwas schwierig ist“, erklärt Christian Caroli, 3D Druck Spezialist und Vorstand des FabLab Karlsruhe e.V., einer Ideenschmiede und offenen Werkstatt für neue Technologien. Einschränkungen bestehen hinsichtlich der Elastizität der Materialien, bei der Farbigkeit und auch darin, dass ein 3D-Drucker immer nur auf ein Material spezialisiert ist. Hinzu kommt, dass die zumeist fragilen Objekte empfindlich sind und damit einer starken Beanspruchung oder alltäglichen Nutzung entgegenstehen.

Bis jetzt ist der 3D Druck in der Mode vor allem ein Experimentierfeld, auch wenn der Fortschritt klar erkennbar ist. Der Erfolg der Technologie wird vor allem davon abhängen, welchen Nutzen sie tatsächlich bietet. Im Bereich der Mode wird es entscheidend sein, Druckmaterialien zu entwickeln, die in der Lage sind, unseren Vorstellungen von Tragekomfort nahe zu kommen. Es ist jedenfalls kaum anzunehmen, dass man in Zeiten von Power Stretch und immer softeren Materialien wieder zurückfällt auf unbequeme Synthetics, auch wenn sie noch so fortschrittlich produziert wurden.

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