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Was bietet Marokko als Produktionsstandort für deutsche Marken?

Von FashionUnited

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Messen

Vergangene Woche ging in Marrakesch die zweitägige Sourcing Messe ‚Maroc in Mode’ zu Ende. Mit 115 Ausstellern, vornehmlich aus Marokko, aber auch aus Tunesien, der Türkei, Ägypten, Belgien, Deutschland, Frankreich, Portugal, Spanien und sogar aus China, ist sie die größte Sourcing-Messe im Mittelmeerraum. Das Angebot erstreckte sich über die Bereiche Denim, Strick, Arbeitskleidung sowie Sport- und Freizeitbekleidung.

Marokko blickt auf eine lange Tradition textiler Fertigung zurück. Lederverarbeitung, Gerberei und Weberei sind Handwerke, die in dem Land sozusagen zum nationalen Kulturerbe gehören. Neu hinzu gekommen ist in den vergangenen Jahrzehnten die Fertigung von Fast Fashion und Ready-to-Wear in den Bereichen Strick, Lingerie und vor allem Denim. Produkte also, die Marokkaner mit großem Erfolg für spanische und französische Modemarken wie Inditex oder Mango in großen Mengen fertigen. Marokko bietet laut Auskunft der Messeveranstalter „innovative und attraktive Konditionen, die Geschäftspartner sind zuverlässig, agieren schnell und kreativ und die Produktionen unterliegen sozial- und umweltverträglichen sicheren Konditionen. Das Preis/Leistungsverhältnis ist exzellent und zollfreie Lieferungen aufgrund eines Handelsabkommens mit Europa sowie der Transportwege über Land sind kostensparend.“ Eigentlich seltsam, dass die Deutschen den dortigen Markt noch so zurückhaltend beäugen, bietet er doch einige Vorteile, was Lieferwege und Kommunikation angeht.

Vorzüge Marokkos als Produktionsland

Die geopolitische Lage des Maghreb-Staates, die kurzen Lieferwege insbesondere nach Spanien und Frankreich, sowie die geringen Löhne in dem Land machten es als Produktionsstandort besonders interessant für ausländische Unternehmen. Zum Vergleich: Das Durchschnittseinkommen eines marokkanischen Arbeiters liegt bei 327 Dollar pro Monat, ein Tunesier verdient durchschnittlich 338 Dollar und in der Türkei ist das Monatsverdienst im Durchschnitt 430 Dollar. Auch die Exportkosten liegen laut Moroccan Investment Development Agency niedriger als bei der Konkurrenz: 595 kostet das Verschiffen eines Containers - im Vergleich zu 990 US-Dollar in der Türkei oder 805 US-Dollar in Tunesien.Mit zwölf Prozent aller exportierten Güter ist Kleidung das Hauptexportgut des Maghreb-Staates, 160.000 Menschen beschäftigt der Bekleidungssektor, das sind 27 Prozent der in der industriellen Produktion Arbeitenden. Kein Wunder, dass das Land dort ansetzen will, immerhin liegt die Arbeitslosigkeit laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit bei knapp zehn, bei Jugendlichen sogar bis zu 18 Prozent. Eine höhere Beschäftigung könnte das Land weiter stabilisieren - das Auswärtige Amt schätzt Marokko schon jetzt als ‚politisch stabil‘ ein.

Daneben werben die Marokkaner auch mit einer guten Infrastruktur und einer qualifizierten Arbeiterschaft. In Casablanca, wo der Großteil der textilen Fertigung angesiedelt ist, gibt es deshalb seit 2008 auch eine Modeschule. Casa Moda Casablanca, gegründet in Zusammenarbeit mit der Association Marocaine des Industries Textiles et Habillement (AMITH), bildet junge Designer und Kreative aus, die dem Modesektor Marokkos helfen sollen, auch in der Kreativarbeit und der Entwicklung einen Schritt nach vorne zu machen. „In Marokko brauchen wir auch gut ausgebildete Kreative, die zusätzlich zur einfachen Fertigung auch innovative Lösungen und Services im textilen Sektor anbieten können. Unser Ziel bei Casa Moda Academy ist es, mit diesen jungen Menschen den textilen Sektor Marokkos fit für die Zukunft zu machen. Besonders freut es mich, dass wir einen höhen Frauenanteil bei uns verzeichnen, der sich hoffentlich später auch in den Führungsetagen der Mode- und Textilindustrie wiederfinden wird. Wie alle jungen Modemacher brauchen unsere Studenten aber über die Presse hinaus Unterstützung, Investoren und internationale Strukturen, um eigene Marken aufzubauen.“

Zahra Maafiri, General Manager des Centre Marocain de Promotion des Exportations erklärt, dass der deutsche Bekleidungsmarkt stets ein interessanter für Marokko gewesen sei. Man wolle zukünftig auf dem deutschen Markt eine ähnliche Rolle einzunehmen, wie auf dem französischen oder spanischen –Deutschland habe die Produktionen in Marokko bereits um 12,42 Prozent, von 262 Millionen Euro in 2014 auf 295 Millionen Euro in 2015 gesteigert.

In Zukunft seien aber auch textile Lösungen für andere Industrien eine Nische, die Marokko besetzen könne: technische Textilien für die Automobil-, Weltraum- und Eisenbahnindustrie. „Wir haben im vergangenen Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, die sich damit beschäftigt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um auf dem deutschen Markt erfolgreich zu sein. Der Großteil der deutschen Bekleidungsproduktion findet in Asien statt, aber der Bericht hat auch gezeigt, dass in Deutschland Interesse besteht, diese näher nach Hause zu holen. Wir wollen deshalb an unserem Image arbeiten und unsere Präsenz auf den deutschen Messen auszubauen. Wir wollen außerdem verstärkt mit den Führungsetagen deutscher Textilhändler ins Gespräch kommen, um sie direkt mit unseren Fähigkeiten, Standards und Lieferzeiten vertraut zu machen. In den kommenden Jahren werden wir verstärkt auf den Messen in Deutschland vertreten sein. Wir haben damit bereits bei der Blue Zone der Munich Fabric Start begonnen und wollen unsere Anwesenheit weiter verstärken“, so die Vertreterin des Handelsministeriums.

Marokko als Produktionsstandort kann also zukünftig für deutsche Firmen mehr als einen Blick wert sein, wenn gewisse Mindestmengen erfüllt werden. Die kleine, aber gut aufgestellte Sourcing-Messe Maroc in Mode bietet potenziell Interessierten einen guten Überblick über die Möglichkeiten der Produktion, der Zusammenarbeit und des Investments in Marokko.

Barbara Russ reiste als Gast nach Marokko zur Maroc in Mode.

MAROC IN MODE
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