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OutDoor by Ispo: Outdoor-Branche und Messe stehen vor Veränderungen

Von Regina Henkel

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Messen

Der Stand von Pinewood auf der OutDoot by Ispo 2024. Credits: Regina Henkel / FashionUnited

Wenn heute Abend auf dem Münchener Messegelände die Outdoor-Messe OutDoor by Ispo nach drei Tagen zu Ende geht, hat die Branche einmal mehr ihren Innovationsgeist bewiesen. Gleichzeitig steht jetzt schon fest, so wie sich die Messe jetzt präsentiert, wird sie beim nächsten Mal nicht mehr sein.

„Die Branche hat sich verändert. Sie ist eine andere als noch vor Covid“, sagte Tobias Gröber, Head of Ispo Group, auf der Pressekonferenz am ersten Tag der Messe. Mit über 600 Ausstellern aus mehr als 30 Ländern war die Messe zwar zahlenmäßig gut besetzt, aber viele Branchengrößen fehlten. Auch einige Besucher:innen fehlten zu Beginn noch: Das Hochwasser in Bayern erschwerte für viele Menschen die Anreise aus dem Norden und Westen der Republik.

Nachhaltigkeit bleibt Fokusthema

Trotz der Widrigkeiten hatte die Messe dennoch eine Menge Neuheiten zu bieten: Vom aufblasbaren und faltbaren Fahrradhelm vom Londoner Start-up Ventete über Trailrunningschuhe von der mallorquinischen Brand Nnormal, deren Sohlen ausgetauscht, erneuert und somit repariert werden können, bis hin zum e-SUP von Sipa Boards.

Insgesamt zeigte sich das Thema Nachhaltigkeit wieder in vielen Facetten, neuen Produkten und Kollektionen. Beispielsweise bei Outdooranbieter Vaude, der seine Design-for-Life Kollektion ausgebaut hat mit Produkten, die recycelbar und reparierbar sind. Zu den Highlights gehörte ein reparierbarer Trolley. Auch die deutsche Gerberei Heinen präsentierte erstmals ein biologisch abbaubares Rindsleder – ein wichtiger Schritt für die biologische Abbaubarkeit von Schuhen. Auch das Rahmenprogramm widmete sich mit zahlreichen Vorträgen und Workshops Themen wie Recycling, Langlebigkeit von Produkten, neuen Materialien oder neuen gesetzlichen Anforderungen.

Der aufblasbare Helm von Ventete hat mehrere Ispo Awards gewonnen. Credits: Regina Henkel / FashionUnited
Durchdacht bis zum Ende: Der neue Trolley von Vaude. Credits: Regina Henkel / FashionUnited

Outdoor steht für Sehnsucht nach Natur und Entspannung

Doch es ging auf der Messe nicht nur um neue Produkte. Während Marken wie Rab, Lowa oder Berghaus noch einen Großteil des Standes zur Produktpräsentation nutzten, präsentierten Brands wie Schöffel oder Ortovox nur noch wenige Highlights auf dem Messestand. „Unser Messefokus ist diesmal unsere neue Markenausrichtung mit neuem Logo und neuer Bildsprache“, erklärte Christiane Reher von Schöffel das Fehlen der Kollektion. Ab Winter 2025 sollen das neue Logo und die neue grüne CI-Farbgebung eingeführt werden und auf den Claim ‚Ich bin raus‘ einzahlen. „Schöffel steht seit Jahren mit ‚Ich bin raus.‘ für den Gegenentwurf zu höher, schneller, weiter. Der Claim ist ein absolutes Juwel und ein Versprechen, das Schöffel weiter stärken wird“, sagt Stefan Ostertag, Unternehmensleitung Marketing & Digital Business von Schöffel.

Der Claim passt perfekt zu einem Trend, den auch Jon Takao, Director von WGSN Sports & Outdoor in seiner Keynote „Future of Outdoor” auf der Messe präsentierte. In einer Zeit globaler Polykrisen sehnen sich die Verbraucher:innen verstärkt nach Erholung in der freien Natur und danach, aus dem Alltag ab- und in neue Welten, Emotionen und Erfahrungen einzutauchen. Brands und Veranstalter reagieren auf diese Bedürfnisse und bieten ruhige, entspannende Outdoor-Erlebnisse wie Schwimmen unter den Sternen oder Waldbaden an. Höher, schneller, weiter, was vor einigen Jahren auch im Outdoorsport noch die Zielrichtung war, hat sich in Richtung Mental Health und Gesundheit weiterentwickelt.

Trotz Kaufzurückhaltung der Kund:innen suchen Händler neue Marken

Angesichts der unsicheren Weltlage, die sich in diesen Tagen auch in der aktuellen Hochwasserkatastrophe in Bayern widerspiegelte, gehen Händler ungern Risiken ein. Auf der Suche nach Neuem sind die dennoch. „Für uns lohnt sich die Messe auf jeden Fall“, so Mario Alkov von der nachhaltig ausgerichteten Fashion Brand Knowledge Cotton Apparel. „Es ist keine Marke hier, die das anbieten kann, was wir haben.“ Alle großen Händler seien schon da gewesen. Gerade weil der Handel im Moment sehr vorsichtig sei, könne man nur mit etwas Neuem punkten, ist Alkov überzeugt.

Ein Outdoor-Look von Knowledge Cotton Apparel aus reiner Baumwolle. Credits: Regina Henkel / FashionUnited
Knowledge Cotton stellte zum ersten Mal auf der Messe aus. Bis 2030 will die Brand komplett plastikfrei sein und liegt schon jetzt bei 99 Prozent, sagt Alkov. Auf der OutDoor Messe zeigte die Marke beispielsweise wasserdichte Jacken aus reiner Baumwolle, T-Shirts aus Merinowolle oder Leinenhemden. Dem stimmt auch Jürgen Henssen von der US-amerikanischen Marke Cotopaxi zu. Die besonders farbenfrohe Brand für Accessoires und Kleidung hat in den letzten Saisons ein enormes Wachstum hingelegt. „In den USA gehören wir zu den am schnellsten wachsenden Brands im Outdoor-Markt“, sagt Henssen, der als Distributeur die Marke in Deutschland und Österreich aufbaut.
Ein typisch farbenfroher Look von Cotopaxi. Credits: Regina Henkel / FashionUnited

Herausfordernde Marktsituation

Auch Schuhhersteller Lowa hat seine Kollektion weiterentwickelt und arbeitet an seinem Markenimage, um auch bei den jüngeren Zielgruppen relevant zu bleiben. Anstelle der klassischen knöchelhohen Bergstiefel stehen inzwischen zunehmend die Lowcut-Modelle im Fokus und sorgen für Wachstum. Auch Trailrunning wurde ausgebaut und erstmals ein Freizeitschuh entwickelt. Wie hat sich das Geschäft in den letzten Monaten entwickelt? „Angesichts der allgemeinen Konsumzurückhaltung sind wir zufrieden, dass wir 2023 den gleichen Umsatz hatten wie das Jahr zuvor“, sagt David Knan von Lowa. Den werde das Unternehmen wohl auch in diesem Jahr wieder erreichen, „die Aussicht für 2024 ist ähnlich.“

Mit großen Wachstumsraten rechnet im Moment kaum jemand. Nicht nur die allgemeine Zurückhaltung der Konsument:innen beim Kauf neuer Produkte trübt das Klima, auch die Insolvenzwelle von Galeria bis SportScheck rüttelt an der wachstumsverwöhnten Branche. Das zeigt sich nicht zuletzt auch an der Messe selbst. Trotz 600 Aussteller-Firmen und mehr Besucher:innen (am ersten Messetag) als bei der letzten Veranstaltung, waren die großen Zugpferde der Branche, wie Jack Wolfskin, The North Face, Mammut, Arc’Teryx, Patagonia, Adidas Terrex, die Oberalp Gruppe mit Salewa und Dynafit sowie die klassischen Bergsportmarken wie La Sportiva oder Scarpa nicht auf der Messe mit einem Stand vertreten. „Da waren sie aber trotzdem, um die Händler abzugreifen, die hier sind“, ärgerte sich ein Aussteller. Dass viele Brands die Messe inzwischen nur noch als Treffpunkt nutzen, sich aber selbst mit einem Stand nicht mehr an der Messe beteiligen, wurde von vielen kritisch gesehen. „Ich finde es schade, dass die Leute nicht schätzen, was sie an dieser Plattform haben“, sagte beispielsweise Mario Alkov von Knowledge Cotton Apparel. Er will die Messe auf jeden Fall auch weiterhin nutzen.

Gut besuchte Gänge auf der OutDoor by Ispo. Credits: Regina Henkel / FashionUnited

OutDoor by Ispo 2025 soll anders werden

Diese Situation blieb natürlich auch bei der Messe München und der European Outdoor Group, die als Branchenverband ideeller Träger der Veranstaltung ist, nicht unbemerkt. So kündigte die Messe bereits am ersten Messetag auf der Pressekonferenz Veränderungen bei den kommenden Veranstaltungen an. Ispo und EOG wollen bis Oktober dieses Jahres ein neues Messekonzept erarbeiten, das auf die Herausforderungen der Branche neue Antworten finden will. Drei „Key Changes“ stehen dabei im Vordergrund: Built Environment, More Opportunities und Creating More Business Value. So will die Messe künftig einen „Village“-Charakter mit verwinkelten Straßen und offenen Plätzen verfolgen, um eine abwechslungsreiche Ausstellungsfläche zu bieten. So können auch kleinere, budgetfreundliche Stände integriert und der Besucherfluss in den Hallen verbessert werden, weil mehr Möglichkeiten für erste Reihe Platzierungen geschaffen werden. Zudem will die OutDoor by Ispo 2025 noch mehr Zielgruppen ansprechen, darunter auch Produktdesign und -entwicklung, Marketing und Marktforschung, Produktion und Beschaffung. Hierfür soll es spezielle Areas geben.

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